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Kunsthandlung von Georg Plach; Boesch, Adolf Josef [Bearb.]
Katalog der Sammlung Gemälde alter Meister ersten Ranges der holländischen und flämischen Schule aus dem 17. Jahrhundert des verstorbenen Herrn Ad. Jos. Bösch, Stadtbaumeister in Wien: deren öffentliche Versteigerung Dienstag, den 28. April in der "Villa Bösch" in Döbling bei Wien stattfindet — München: Knorr & Hirth, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.56593#0011
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VII

aus führenden, die Details mit jener ausserordentlichen Meister-
schaft behandelnden Technik gemalt, die wir mir in den Gemälden
aus derfrühesten Zeit Rembrandt''s wieder finden. Die Datierung
des Bildes, 1632, mahnt sofort an die berühmte anatomische
Vorlesung des Professors Nicolaus Tulp im königlichen
Museum zu Haag, mit welchem Gemälde der 24jährige Rem-
brandt seinen Ruf als Porträtist begründete. Aber während
die berühmte Anatomie durch Uebermalungen und Restaura-
tionen bis zur Unkenntlichkeit der Meisterhand entstellt ist,
enthüllt uns das hier befindliche Portrait noch den ganzen
Zauber des Rembrandt'sehen Colorits. Die Feinheit der
Farbentöne dieses röthlichen Incarnats, welches nur Männern
von solch' rothblonder Haarfarbe eigen, ist unnachahmlich
wiedergegeben.
Frans Hals, das Phänomen der Harlemer Schule, ist mit
zwei Bildern vertreten. Das kleinere, ein Brustbild eines
trinkenden Knaben, vielleicht das Werk einer halben Stunde,
ist mit jener Leichtigkeit und Sicherheit hingemalt, welche
nur Frans Hals eigen war. Das Andere, ein lebensgrosses
Portrait eines vornehmen Holländers, zeigt dieselbe Kühnheit,
mit welcher die späteren der grossen Schützenstücke und Re-
gentenbilder im Harlemer Museum behandelt sind und auch hier
versinkt die Farbe in einen grauen Ton, der die Werke dieser
Epoche charakterisirt; in seinen späteren Arbeiten kennt Hals
beinahe nur mehr Grau und Schwarz, als wären alle übrigen
Töne seiner Palette in Dunst aufgegangen.
Von seinem jüngeren Bruder Dirk Hals, dessen Palette
dagegen in allen Farbenscalen des Regenbogens lacht, besitzt

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