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Plietzsch, Eduard
Die Frankenthaler Künstlerkolonie und Gillis van Coninxloo — Leipzig: Verlag von E. A. Seemann, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.51205#0029
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29

Unbekümmert um den äußeren Erfolg strebte der Künstler Co-
ninxloo seinem Ziele zu, das abseits vom Geschmack der Menge lag, und
beschritt unbeirrt den als richtig erkannten Weg.
Auch der Mensch Coninxloo mag ein aufrechter und fester Charakter
gewesen sein. Die strengen, fast puritanischen Verordnungen der nieder-
ländischen Gemeinde in Frankenthal aus dem 16. Jahrhundert lassen
erkennen, von welch ernstem sittlichen und religiösen Sinne die nieder-
ländischen Emigranten jener Tage erfüllt waren. Daß auch Gillis van
Coninxloo um seines Glaubens willen sein Vaterland verließ, zeigt,
wie ernst auch er in religiösen Dingen fühlte und dachte. Im Verzeichnis
seines Nachlasses werden neben einigen weltlichen Erbauungsschriften
zwei Testamente in deutscher Sprache, Luthers Hauspostille, zwei
Werke Calvins und andere religiöse Schriften erwähnt -— auch dies
wiederum ein Hinweis auf seine Geistesart und auf die Art seines reli-
giösen Empfindens.
Die Kunst des Gillis van Coninxloo
Das früheste unter den erhaltenen datierten Werken Gillis van Co-
ninxloos, das Bild in Dresden, entstand 1588, also im 44. Lebensjahre
des Künstlers. Da man nun die übrigen uns in irgendeiner Form über-
lieferten Werke Coninxloos nicht früher als in die siebziger und acht-
ziger Jahre des 16. Jahrhunderts versetzen muß, so sind wir über das
erste Stadium seiner künstlerischen Entwicklung noch völlig im un-
klaren. Denn auch die Namen der drei Künstler, bei denen nach Mander
der junge Coninxloo seine Lehrzeit verbracht haben soll, Pieter Coecke
van Aelst, Lenaerd Kroes und Gillis Mostaert, geben uns in dieser Be-
ziehung keinen Anhalt.
Wenn er überhaupt bei Pieter Coecke van Aelst in der Lehre ge-
standen hat, so kann der Einfluß dieses Meisters kaum ein sehr nach-
haltiger gewesen sein, da er starb, als Coninxloo erst 15 Jahre alt war.
Von der Kunst des Lenaert Kroes, von dem Mander sagt, daß er „Fi-
guren und Landschaften in Wasser- wie in Ölfarben“ malte, ist uns
heute nicht das geringste erhalten. Und als unser Künstler zu Gillis
Mostaert in ein näheres Verhältnis trat, mußte er schon eine gewisse
Selbständigkeit erlangt haben, da er „für seine Kost bezahlte und für
 
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