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Kunst-Auktionshaus G. Adolf Pohl <Hamburg> [Hrsg.]
Galerie Rave (Band 1): H. C. Krohn †, Nachlaß; Gemälde aus Hamburger Privatbesitz; Japan, China- und Orient-Kunstgegenstände, ...; Versteigerung: 20., 21., 22. März [1923] — Hamburg, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.22235#0014
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konnte, das hat er in Museen und schiffstechnischen Anstalten nachgeholt und
auf diese Weise eine beinahe lückenlose Aufstellung aller Fahrzeuge und Schiffe
gewonnen, die jemals die Meere befahren haben. Wie groß der Wert der Sammlung
allein in wissenschaftlicher Minsicht sein muß, geht daraus hervor, daß sich das
Reichsmarineamt ernslhaft mit dem Plane trug, die ganze Sammlung für seine
Zwecke zu erwerben. Der Ausbruch des Weltkrieges lieg das Projekt scheitern,
mit dessen Durchführung zweifellos der wissenschaftlichen Abteilung des Marine-
amtes wertvolles neues Material zugeflossen wäre. Heute, wo wir kaum ein Heer,
geschweige denn eine weligelfende Seemacht haben, ist der Plan gegenstandslos
geworden. Die eigenartige und fesselnde Sammlung teilt das Schicksal vieler
anderen und kommt unter den Hammer. Daß sie — zumal sich zu ihrem wissen-
schaftlichen Werf noch der künstlerische gesellt — reges Interesse finden wird, ist
selbstverständlich. Vielleicht ist es Sammlerhand sogar möglich, den größten Teil
der Bilder wieder zu vereinigen: das wäre nicht nur eine kluge, sondern auch eine
verdienstliche Tat. Aus räumlichen Gründen wird diesmal nur ein Teil der Sammlung
der Öffentlichkeit erschlossen.

Noch eine andere „Hamburgensie" ist zur Versfeigerung bestimmt. Aus
dem früheren Nachlass von

Hieronymus Christian Krohn f,

dem alten Hamburger Maler, dessen Name heute noch guten Klang hat, kommen
eine Reihe Bilder unter den Hammer. In Farbe, Linie, Stimmung nähern sich
diese vor etwa 50 Jahren geschaffenen Werke der heutigen Düsseldorfer Schule.
Wenn es nun auch zu weif gehen dürfte, Krohn als Vorläufer der jefeigen Düssel-
dorfer Richtung hinzustellen; interessant und bemerkensweit ist es doch, daß sich
diese Parallelen ohne sonderliche Mühe auffinden lassen. Im übrigen sind die
ausgestellten Gemälde ganz besonders feine Arbeiten des Künstlers, der am
26. Dezember 1843 in Hamburg geboren wurde und am 27. Juni 1900 in seiner
Vaterstadt starb.

Neben beiden Sammlungen findet man gute, ja beste Namen. Wir erwähnen
nur: Hermann Plathner, den Tiedemann-Schüler, der mit einem stimmungsvollen
Interieur, 1863 entstanden, vertreten ist, Claus Meyer mit seinem „Porträt einer
alten Frau", den Berliner Tiermaler Paul Meyerheim, der zum Freundeskreis
Menzels, und, was mehr besagen will, zu den stärksten Verehrern seiner Kunst
gehörte, mit dem farbenkräftigen „Gardekürrassier zu Pferde", sowie Professor
Hugo von Habermann, dessen „Damenbildnis" von ungewöhnlich feiner Linien-
führung ist. Aus der Kunsthalle stammt Heinrich Spangenberg's grosses histo-
risches Gemälde „Die Gefangennahme Johann Huss"; von Professor Eduard
Young, dem Schüler Pilotv's, ist eine charakteristische Arbeit zu sehen, ein
junges barfüßiges Mädchen, und von Professor Seel eine „Szene aus dem
dreißigjährigen Krieg" in dramatischer Gestaltung; des weiteren sei auf einen
schönen Hermann Kauffmann jr., einen Adolf Gustav Schweiber, einen Emanuel
Grosser und auf die Hamburger Schwinge, Aenderly Möller und Karl Rodeck
hingewiesen. Auch von dem in der legten Zeit stark hervorgetretenen Berliner
Paul Harnisch hängen einige gute Arbeiten aus.
 
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