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Pomtow, Hans R.
Beiträge zur Topographie von Delphi — Berlin, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4974#0092
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86

Die alte ttoXis der Delphior.

der Felsecke der Necropolis zu sperren, um vollkommenen Abschluss gegen Angriffe
herzustellen.

und überdies lag' zu seiner Rechten, da wo Ulrichs (p. 26,) den UeberfaJI ansetzt, — das Synedrion.
Die Mörder haben, wie es selbstverständlich war, einen Ort gewählt, wo ihr Vorhaben nicht von
Delphi aus beobachtet werden konnte: westlich der Felsecke, 'priusquam pervenir'etür ad freqüenti'a
aedificiis loca1, und wir erfahren über die damalige Beschaffenheit dieses Weges, dass er der Fels-
stürze und Erdbeben wegen sehr schmal war, — was alles nur auf die untere Strasse passt. Es
lässt sich also mit völliger Sicherheit behaupten, dass auf dem Durchgang durch die westliche Ne-
cropolis (vorher ist es der Wegebeschaffenheit halber unmöglich) und zwar auf der Strecke zwischen
den beiden Grabfelsen und der Felsecke der König überfallen wurde und dass die Mörder sich ober-
halb des Weges auf den oben p. 73 geschilderten terrassenähnlichen Schutthalden verborgen haben.

Zu den bei dieser Geschichte betheiligten Personen sei bemerkt, dass der mit dem König
sich unterhaltende 'Aetoliae princeps' Pantaleon, der zum drittenmal diese Stelle bekleidende gleich-
namige aetolische Strateg des Jahres 174/3 ist, (wodurch die Aenderung von princeps in praetor
und die Zurückdatirung dieses Ereignisses um ein Jahr nahegelegt wird, vgl. Liv. 42,6 mit 42.11).
— und dass des Königs Perseus 'hospita Praxo, princeps auctoritatc et opibus Delphorum', welche
Gastfreundin er sicher erst kurz vorher bei seinem Aufenthalt in Delphi erworben (Liv. 41, 23), aus
der bekannten Emmenidas-Familie stammt, dass ihr Vater 'Ep.p.£v(oc<s KaXXi'a in den Jahren 170 bis
158 (IV. Priesterzeit Amyntas-Tarantinos) Delphischer Archont gewesen und sie selbst in derselben
Priesterzeit als Freilasserin zusammen mit ihrem Gatten Praxias inschriftlich erwähnt ist (W.-F. 114);
das Ehepaar ist sehr alt geworden, wie W.-F. 423 zeigt, wo sie hoch betagt in der VII—IX Priester-
zeit (Archon) wiederum einer Sclavin die Freiheit schenken. Einzig auf dem Zeugniss dieser Del-
phierin basirt der directe Nachweis, dass wirklich König Perseus der Mordanstifter gewesen: seine
vier Abgesandten, welche ihr Briefe von ihm überbrachten, und die sie in ihrem Hause beherbergt
hatte (Liv. 42, 17), waren unmittelbar nach der Blutthat verschwunden; einer derselben ward, — von
den Kameraden getödtet — auf dem Parnass aufgefunden. Das war genug des Beweises, und so
finden wir sie gleich darauf mit C. Valerius in Korn, um die Schuld des Perseus öffentlich darzu-
thun (Liv. 42, 17). Dass Polybius an Ort und Stelle sich über das Geschehene informirt und auch
die Praxo selbst in Delphi gesprochen hat, ist kaum zu bezweifeln.
 
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