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Instytut Historii Sztuki <Danzig> [Editor]; Zakład Historii Sztuki <Danzig> [Editor]
Porta Aurea: Rocznik Instytutu Historii Sztuki Uniwersytetu Gdańskiego — 22.2023

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Lindenhayn-Fiedorowicz, Agnieszka: Die Johanniskirche in Stargard. Ein neuer Blick auf Bauchronologie und Datierung
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.72800#0053
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Agnieszka
Lindenhayn-
-Fiedorowicz

angeführte Zeichnung vom Ende des 18. Jahrhunderts erkennen lässt, war
die Mildenitz-Kapelle mit einem Satteldach gedeckt und besaß von Osten einen
Dreiecksgiebel mit Rechteckfialen (Abb. 9).
Der Chorbereich
Wie im Fall des Langhauses so stellt auch die Baugeschichte des Chores der
Johanniskirche ein offenes Forschungsproblem dar. In der bisherigen Literatur gibt
es zur Bauchronologie der Ostpartie der Kirche keinen Konsens. Auch ist eine
urkundenbasierte Datierung der einzelnen Bauabschnitte schwierig, da die über-
lieferten Schriftquellen nur wenige Anhaltspunkte dafür bieten.
Allerdings lässt sich die Bauchronologie des Chores recht eindeutig anhand
der erhaltenen Baubefunde rekonstruieren. Diese zeigen, dass die Umfassungs-
wände der alten Kapelle bis auf die Grundmauern abgetragen wurden und dass
zunächst auf dem alten Fundament und unter Wiederverwendung des alten
Baumaterials - regelmäßig bearbeiteter Granitquader - ein neuer einschiffi-
ger Backsteinchor erbaut wurde. Dieser wurde komplett auf dem Grundriss
der alten Kapelle mit zwei annähernd quadratischen Jochen und geradem
Ostschluss errichtet. Die Baubefunde zeigen eindeutig, dass der polygonale
Chorschluss erst nachträglich angefügt wurde: Im Dachbodenbereich sind
über den Gewölben des Chorumgangs und des Binnenchores noch die obe-
ren Partien der einstigen Umfassungsmauern des einschiffigen Chores voll-
ständig erhalten. An der Nahtstelle zwischen dem mittleren Binnenchor-
joch und dem polygonal geschlossenen östlichen Chorjoch ist sowohl auf
der Nord- als auch auf der Südseite eine klare Stoßfuge sichtbar (Abb. 17).
Die alten Längswände des Chores sind im Bereich der beiden quadratischen
Joche schlicht gehalten, der polygonale Chorschluss ist hingegen mit seinem
mehrfarbigen Putzfries mit alternierenden, eingeritzten Drei- und Vierpass-
motiven reicher gestaltet (Abb. 17, 18).
Ein weiterer interessanter Baubefund im Dachbodenbereich lässt die erste
Bauetappe des einschiffigen Backsteinchores zeitlich näher einordnen: An der
Nahtstelle zwischen Chor und Langhaus scheint die Langhausostwand am Fuße
des Ostgiebels mit der Chorwand verzahnt zu sein. Dies deutet darauf hin,
dass der eingezogene Backsteinchor mit geradem Ostschluss zeitgleich mit der
Ostwand des Kirchenschiffs entstanden sein muss. Das würde bedeuten, dass
die alte Ordenskapelle im Vorfeld der Errichtung des Langhauses abgetragen
wurde, um einem Backsteinchor zu weichen. In der Forschung wurde diese
Möglichkeit bislang nicht in Betracht gezogen, sicherlich, weil man der Meinung
ein Fragment eines Grabsteins aus Gotland-Kalkstein. Vgl. Marcin Burdziej, Odkrycia i badania
archeologiczne: Stargard, Stare Miasto, kościół św. Jana Chrzciciela, stan, lla (AZP 32-10/167),
„Stargardia" 2013 (2011-2012), Nr. 7, S. 356.

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