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Nr. 5. Frederik Poulsen:
Metope vom Tempel des Apollon Lyseios zu Thermos, die
einen Coitus von Silen und Mänade darstellt.
In dem Gipsmodell des Delphimuseums wirken die
Karyatiden dieses Schatzhauses sehr plump, besonders
wegen der Breite der Gewandfläche. Der Stoff wirft unten
sehr wenig Falten, so dass die Beine sich darunter wie
nackt zeichnen. Trotz der Schrittstellung eignen die Figuren
sich nur für Vorderansicht und verlieren bei Profilansicht
alle Kraft. Am Oberkörper sind die Falten des Mantels
schon tief unterarbeitet (Fig. 18). Auch der Kopf verträgt
die Profilansicht nicht, da die Placierung des Gesichtes im
Schädel fehlerhaft ist; es liegt viel zu tief im Verhältnis
zum Ohr und zu dem eiförmigen Schädel (Fig. 19).
Die beiden Koren vom anderen Schatzhaus, von denen
wir Fragmente besitzen, sind dem Stil nach 20—30 Jahre
älter. Das Fragment von dem Unterteil des Körpers zeigt,
dass die Füsse dicht nebeneinandergestellt und fast parallel
waren im Gegensatz zu den Koren vom Siphnierschatzhaus,
und dass die Mantelfalten flach behandelt waren. Über die
Beine laufen viele hohle Faltenlinien, teils vereinzelt, teils
gruppenweise, gegen die den schrägen Mantel hebende Hand
hin. Vor der greifenden Hand knickt das ganze Faltenbündel
in eigenartiger Weise um. Obwohl die Schienbeine markiert
sind und die Waden sich ziemlich weit unter der Hülle
verfolgen lassen, ist die Körperform doch viel mehr unter
dem Gewände verdeckt, und letzteres selbst wirkt deshalb
als Stoff besser als die Gewänder der Siphnierkoren. Auch
dekorativ wirken die älteren Koren besser, und selbst die
untere Schmalheit der Figur, welche die späteren Künstler
durch die Einführung der Schrittstellung zu vermeiden such-
ten, ändert an dieser Tatsache nichts. Die Linien sind
geschlossener und die Formen lieblicher.
Nr. 5. Frederik Poulsen:
Metope vom Tempel des Apollon Lyseios zu Thermos, die
einen Coitus von Silen und Mänade darstellt.
In dem Gipsmodell des Delphimuseums wirken die
Karyatiden dieses Schatzhauses sehr plump, besonders
wegen der Breite der Gewandfläche. Der Stoff wirft unten
sehr wenig Falten, so dass die Beine sich darunter wie
nackt zeichnen. Trotz der Schrittstellung eignen die Figuren
sich nur für Vorderansicht und verlieren bei Profilansicht
alle Kraft. Am Oberkörper sind die Falten des Mantels
schon tief unterarbeitet (Fig. 18). Auch der Kopf verträgt
die Profilansicht nicht, da die Placierung des Gesichtes im
Schädel fehlerhaft ist; es liegt viel zu tief im Verhältnis
zum Ohr und zu dem eiförmigen Schädel (Fig. 19).
Die beiden Koren vom anderen Schatzhaus, von denen
wir Fragmente besitzen, sind dem Stil nach 20—30 Jahre
älter. Das Fragment von dem Unterteil des Körpers zeigt,
dass die Füsse dicht nebeneinandergestellt und fast parallel
waren im Gegensatz zu den Koren vom Siphnierschatzhaus,
und dass die Mantelfalten flach behandelt waren. Über die
Beine laufen viele hohle Faltenlinien, teils vereinzelt, teils
gruppenweise, gegen die den schrägen Mantel hebende Hand
hin. Vor der greifenden Hand knickt das ganze Faltenbündel
in eigenartiger Weise um. Obwohl die Schienbeine markiert
sind und die Waden sich ziemlich weit unter der Hülle
verfolgen lassen, ist die Körperform doch viel mehr unter
dem Gewände verdeckt, und letzteres selbst wirkt deshalb
als Stoff besser als die Gewänder der Siphnierkoren. Auch
dekorativ wirken die älteren Koren besser, und selbst die
untere Schmalheit der Figur, welche die späteren Künstler
durch die Einführung der Schrittstellung zu vermeiden such-
ten, ändert an dieser Tatsache nichts. Die Linien sind
geschlossener und die Formen lieblicher.