W. H ELB IG:
EINE SKIZZE MEINES WISSENSCHAFTLICHEN
BILDUNGSGANGES
(1911)
Vor etwa drei Wochen forderte mich Herr Dr. h. c.
Carl Jacobsen auf, meine Selbstbiographie zu
schreiben und dieselbe im Monat April als Einleitung
zu dem Kataloge abdrucken zu lassen, der sich auf
die italische Abtheilung seines Museums bezieht. Lei-
der kann ich diesem ehrenvollen Auftrage nur in be-
schränkter Weise nachkommen. Allerdings würde meine
Biographie allerlei interessante Mittheilungen enthalten.
Da ich mit hervorragenden Persönlichkeiten der ver-
schiedensten Nationen mehr oder minder intim ver-
kehrt habe, könnte ich die Lebensbilder dieser Per-
sönlichkeiten um manche charakteristische Züge be-
reichern. Ausserdem glaube ich Deutschland, Italien,
Russland und Frankreich ziemlich genau zu kennen
und mir über die in diesen Ländern massgebenden
Lebensanschauungen und Institutionen Urtheile gebil-
det zu haben, die Beachtung verdienen. Aber einer-
seits würde eine derartige Darlegung den diesen Zei-
len zugemessenen Raum weit überschreiten. Anderer-
seits verfüge ich gegenwärtig nicht über die dafür er-
forderliche Stimmung, da ich seit sechs Wochen an
einer hartnäckigen Influenza leide, die mich übellaunig
macht und mir jegliche geistige Beschäftigung er-
schwert. Unter solchen Umständen werde ich mich
darauf beschränken eine Skizze meiner wissenschaft-
lichen Entwickelung zu geben, was auch dem Inhalte
des Bandes, dem meine Notizen als Einleitung dienen
EINE SKIZZE MEINES WISSENSCHAFTLICHEN
BILDUNGSGANGES
(1911)
Vor etwa drei Wochen forderte mich Herr Dr. h. c.
Carl Jacobsen auf, meine Selbstbiographie zu
schreiben und dieselbe im Monat April als Einleitung
zu dem Kataloge abdrucken zu lassen, der sich auf
die italische Abtheilung seines Museums bezieht. Lei-
der kann ich diesem ehrenvollen Auftrage nur in be-
schränkter Weise nachkommen. Allerdings würde meine
Biographie allerlei interessante Mittheilungen enthalten.
Da ich mit hervorragenden Persönlichkeiten der ver-
schiedensten Nationen mehr oder minder intim ver-
kehrt habe, könnte ich die Lebensbilder dieser Per-
sönlichkeiten um manche charakteristische Züge be-
reichern. Ausserdem glaube ich Deutschland, Italien,
Russland und Frankreich ziemlich genau zu kennen
und mir über die in diesen Ländern massgebenden
Lebensanschauungen und Institutionen Urtheile gebil-
det zu haben, die Beachtung verdienen. Aber einer-
seits würde eine derartige Darlegung den diesen Zei-
len zugemessenen Raum weit überschreiten. Anderer-
seits verfüge ich gegenwärtig nicht über die dafür er-
forderliche Stimmung, da ich seit sechs Wochen an
einer hartnäckigen Influenza leide, die mich übellaunig
macht und mir jegliche geistige Beschäftigung er-
schwert. Unter solchen Umständen werde ich mich
darauf beschränken eine Skizze meiner wissenschaft-
lichen Entwickelung zu geben, was auch dem Inhalte
des Bandes, dem meine Notizen als Einleitung dienen