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Prähistorische Blätter — 6.1894

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Nr. 1
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Miller, K.: Der Goldfund von Baisingen
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https://doi.org/10.11588/diglit.32977#0010
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Der Groldfund von Baisingen.

gehört, die genannte Linde fällen — sie soll schadhaft ge-
wesen sein, — und im folgenden Frühjahr den Hügel mit
Obstbäumen besetzen. Bei diesem Anlasse regte sich die
Neugierde, was der Hügel eigeutlich berge, und so liess der
Schultheiss Ende April durch mehrtägige Grabungen einen
c. 4 Fuss breiten Gang gegen die Mitte des Hiigels aushe-
ben. Als ungefähr die Mitte erreicht war, wo die Höhe des
Hügels bis auf den gewachsenen Boden 5 m betrug, traf man
auf der rechten Seite lockeren immer nachstürzenden Bo-
den, und es stellte sich heraus, dass an dieser Stelle früher
einmal ein Schacht von etwa 3 m Weite von oben herunter
eingetrieben worden war. Auch erinnern sich ältere Leute,
dass vor etwa 50 Jahren in dem Hügel gegraben worden
ist, und es geht die nicht näher festzustellende Sage, es
seien damals Waffen gefuuden worden.

Auf der linken Seite aber war eine deutlich erkennbare
dünne Schicht zu sehen, welche dunkler als der übrige Bo-
den gefärbt war und kleine Kohlentheilchen enthielt. Diese
Schicht ist gewölbt, in der Mitte höher, an der höchsten
Stelle 1 m über dem gewachsenen Boden. Hier stiessen die
Arbeiter auf einen Bronzekessel (Tafel I, Fig. 1, reconstruirt),
dessen ganze Form kenntlich war, von welchem aber nur
eine Anzahl ßand- und einige weitere Stiicke in meine Hände
kamen, da alles Uebrige zerbröckelt sei. Da ansclieinend wei-
tere Fu nde nicht zu machen waren, wurde die Grabung einge-
stellt und mir über diesen Thatbestand Mittheilung gemacht.

Am 7. Juni 1893 kam ich mit einigen Schülern an Ort
und Stelle, hauptsächlich um nachzusehen, ob nicht von dem
Bronzegefässe weitere Theile zu erhalten seien. Wir stiegen
über den von Aussen aufgehäuften Boden in die Tiefe hinab,
wo mir der Herr Schultheiss bei Kerzenbeleuchtung die
„Kultur“- oder „Brandschicht“ , wie man sie nennen inag,
und die etwas tiefere Fundstelle des Bronzekessels zeigte, da
rief einer der Schüler hinter mir in heller Freude: ,,da ist
ja Gold!“ Das Gelächter der andern verstummte rasch,
denn im nächsten Augenblick schon konnte ich seine An-
gabe bestätigen; ein fingerlanges Stück eines grossen golde-
nen Ringes schaute frei heraus und hatte sogar von den
Instrumenten der Arbeiter schon etwas Schaden gelitten. Er
lag genau in der Kulturschicht, und musste, da über ihm
der Boden senkrecht über 4 m hoch anstand, von unten aber
bereits unterhöhlt war, von unten befreit werden. Er fiel
denn auch nach viertelstündiger Arbeit unversehrt mitsammt
 
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