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Prähistorische Blätter — 6.1894

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Nr. 2
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Ausgrabungen und Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.32977#0047
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Ausgrabungen uncl Funde.

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über die Bahn mit Kipplowries abfährt, in einer Tiefe von etwa vier Fuss
auf Knochen, welche^unter einer Lehm- und darunter stehcnden Sandschicht
in einem Mergelnest lagen; der nächste Pickelhieb förderte einen wohl-
erhaltenen gläsernen Trinkbecher an den Tag; vier ZolL tiefer fand man
eine goldene Münze. Erst diese mahnte die Arbeiter zu grösserer Vorsicht.
Herr Landrath v. Meyer, einem Gönner des Museums, dem dessen vor-
geschichtliche Abtheilung schon viele interessante Bereicherungen verdankt,
gelang es, diese werthvollen Funde zu retten, um sie mit den durch den
Konservator des Museums später noch ausgegrabenen Alterthümern dem
Museum zu iiberweisen. Bis jetzt sind vier Skelete gefunden worden.
Das erstgefundene scheint das einer reichen Dame gewesen zu sein nach
den dabei gefundenen kostbaren Beigaben. Ausser dem erwähnten Glas
und der Goldmünze wurde unter letzterer ein grösserer Thontopf gefunden.
Diese drei Gegenstände standen rechts vom Kopf, etwa in der Gegend der
Schulter. Näher zum Skelet, ungefähr am Hals, fanden sich 8förmige
Bernsteinperlen und etwa wallnussgrosse, melonenförmige helle Glasperlen
mit Zickzacklinien in rothem und gelbem Email, eine schwarze Glasperle
mit weissem, gelbem und rothem Email, eine Perle aus rothern Email mit
gelben Zickzacklinien. Die hellen Perlen sind von einem bisher noch nicht
bekannten Typus ; ferner in der Brustgegend vier silberne Gewandnadeln
(Fibeln) von hervorragender Schönheit und von ausgezeichneter Erhaltung.
Zwei grössere Fibeln, 8 Centimeter !ang, haben auf dem Hals und am
Fuss des Bügels länglichrunde Platten, auf welche getriebene Goldplatten,
mit Punktkreisen und Eadornamenten verziert, aufgenietet sind. Die Mitte
jeder Platte nimmt ein halbkugeliger, durchsichtig-rother Glasstein ein.
Zwei etwas klernere Fibeln zeigen blaue Glassteine in der Mitte weniger
reich verzierter Platten. Ein zweites Grab barg nur ein Skelet ohne Bei-
gaben, ein drittes ein Skelet, an dessen linkem Oberschenkel ein eisernes
Messer lag und unter dem Kopf ein reich verzierter, etwa halbkreisförmiger
Kamni, der mittels Bronzenieten aus Knochenplatten zusammengenietet ist.
Nahe dem Kopfe stand ein Thongefäss, tief napfförmig, ohne A 7erzierungen
und Eeste einer thönernen Schale. Bei dem vierten Skelet wurde eine
Bronzefibula gefunden und ein verzierter Topf von ähnlicher Form wie
der oben erwähnte. Die Form der Fibeln ist erst an wenigen Exemplaren
aus Pommern, Mecklenburg und der Neumark bekannt, aber keine der
bisher bekannten Fibeln ist so vollständig, wie die Arnswalder. Die Miinze
ist aus Gold, etwa so gross wüe ein Zwanzigmarkstück, aber in der Mitte
dicker. Sie ist mit einem Loch zum Durchziehen einer Schnur versehen
und zeigt auf der einen Seite einen Kopf mit Vollbart und Lorbeerkranz,
nach links gewandtund die Umschrift: ANTONINVS AVSG. PIVSPPIMPII.
Die Eückseite trägt eine weibliche Figur, die in der Eechten ein Heeres-
zeichen, in der Linken einen Stab mit flatternden Bändern hält. Die Um-
schrift lautet; PIVITE LICOPP. Aus der falschen Stellung einiger Buch-
staben und nach dem ganzen Aeussern der Münze muss man auf eine
Nachbildung schliessen. Der Stil dieser Nachprägung, die Fibeln und dio
Gefässe verweisen den Fund in das Ende des dritten oder den Anfang des
vierten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung.

Eeihengräber bei Schretzheim. Bericht von Jos. Kirch-
mann, cand. med. vet. (Fortsetzung.)

5. Tag: Mittwoch den 23. Äugust 1893. Der Versuchsgraben hatte,
w 7ie aus dem ersten Berichte ersichtlich, auf einer verhältnissmässig kurzen
Strecke die bereits beschriebenen 5 Gräber zu Tage gefördert. AVir be-
 
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