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Prähistorische Blätter — 7.1895

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Heft Nr. 4
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Naue, J: Ausgrabungen und Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.32434#0080
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58

Ausgrabungen und Funde.

und zwar offenbar durchweg in einiger Höhe über dem gewachsenen Boden,
zusammen mit Asche gefunden, zuweilen „eine Schippe voll von Ringen",
während übereinstimmend das Vorkommen anderweitiger Bronzen in Abrede
gestellt wurde. Scherben wurden nicht beachtet, dürften sich auch nicht
zahlreich vorgefunden haben, da sie sonst doch aufgefailen wären. Sodann
stiess man in einem Hügel auf einen 1,3 m langen, roh zugehauenen grauen
Kalkstein mit ca. 20 cm Durchmesser, oben conisch auslaufend. Dass er
sicher zur Inlage eines Hügels gehörte, geht aus den Aussagen der Bauern
hervor, die unter ihm einen Schatz vermutheten und ihn desshalb mit be-
sonderer Sorgfalt in die Höhe richteten, worauf sich direkt darunter eine
Aschenschichte mit Bronzespangen vorfand. Von mir wurden 4 Hügel
untersucht, darunter 3 stark abgeflachte im Ackerfeld.
Nr. 1. Ca. 65 Schritte Umfang. Reiner Erdhügel, mit Kohlen- und
Verwesungsprodukten durchsetzt, die Fundschichte war bereits beim Pflügen
aufgewühlt worden, wobei man Bronzespangen gefunden hatte. Nur noch
einige Scherben einer grossen braunen Urne lagen herum.
Nr. 2. Ca. 60 Schritte Umfang. Nach den ersten Spatenstichen kam
ein wahrscheinlich durch den Pflug schon dislocirter geschlossener, massiver
Bronzering von 4,9 cm Durchmesser zum Vorschein, sodann später die noch
beisammen steckenden Scherben einer grösseren Urne, an deren Oberfläche
sich noch Spuren einer weissen Farbschicht zeigen. Auch rothe Farbe, die
beim Waschen abging, scheint aufgetragen gewesen zu sein. Die Urne
wird in der kgl. Staatssammlung zusammengesetzt und aufbewahrt werden.
In der Nähe weitere vereinzelte Scherben. Der Erdhiigel ist gleichfalls von
Kohlen und einer weisslichen Masse (Ueberreste des verbrannten Leich-
nams ?) durchsetzt.
Nr. S. Umfang ca. 70 Schritt. Der Hügel ist noch in einer Höhe von
V2 m erhalten. Ein herausgeackerter unbehauener Sandsteinblock von ca.
70 cm Länge gehörte offenbar zu den Inlagen. Es fanden sich nur Kohlen
und eine weissliche Kulturschicht. Die Grabarbeit musste hier mit Rück-
sicht auf den Anbau eingestellt werden, es scheint übrigens, dass die Fund-
schichte schon zerstört ist.
Nr. 4. Im Wald „Brand". Der Umfang des noch intacten Hügels
beträgt ca. 57 Schritt, die Höhe 1,2 m In der Tiefe von 70 cm zeigte
sich eine dünne stärkere Kohlenschicht, in der ein offener, massiver, dünner
Bronze-Reif von 15^2 cm Durchmesser stak, gleich den sämmtlichen üb-
rigen ohne jede Spur von Ornamentirung. Auch kleinere Steine fanden sich
in dieser Tiefe, Scherben fast gar keine. Im östlichen Theilo kam eine weiss-
liche Kulturschicht zum Vorschein. Trotz der Bestockung des Hügels war
es möglich, den ganzen Aufwurf, soweit Kohlentheilchen sich zeigten, zu
untersuchen, so dass die Möglichkeit des Vorhandenseins weiterer Fund-
objekte ausgeschlossen erscheint.
In geringer Entfernung von dieser Hügelgruppe befinden sich im Wald
„Brand" auffallende Gruben und Erdaufwürfe, die theils parallel laufend,
theils in einander einmündend, an einem sanften Abhang sich hinziehen.
Der künstliche Ursprung derselben ist zweifellos, eine Anlage lediglich
zum Zweck eines Wasserabflusses nicht denkbar. Sodann finden sich in
der Nähe kreisrunde künstliche Vertiefungen, die wahrscheinlich als Trichter-
gruben anzusehen sind. Eine weitere auf diesen Sommer oder Herbst
geplante Grabung wird hoffentlich über den Charakter dieser Anlagen Auf-
klärung verschaffen, wie auch den Vormuthungen über die Periode, der die
Niederlassung angehört hat, als Stütze dienen. Vielleicht gelingt es dann
auch, das muthmasslich zu der Niederlassung gehörige, an den steilen
Hängen des Murrthals zu suchende Refugium festzustellen.
Dr. Ernst Kap ff in Cannstadt.
 
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