Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mengs, Anton Raphael; Hendel [Contr.]; Hendel, Johann Christian [Oth.]; Prange, Christian Friedrich [Transl.]
Des Ritters Anton Raphael Mengs, ersten Mahlers Karl III. Königs in Spanien [et]c. [et]c. hinterlaßne Werke (Band 2) — Halle: In J.C. Hendels Verlage, 1786

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.60381#0205
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Raffael, Corregio, Titian u.'üb. die Alten. 197
In diesem Fall war er keine Gottheit mehr, denn
sonst würde er mcht ermüdet seyn. Ueberhaupt
war bey dem Heydenthum ein großer Unterschied
zwischen Götter und Helden, oder zwischen vergöt-
terte Menschen. Endlich sieht man die vorhin er-
wähnte Art ihre Gottheiten vorzustellen, deutlich
an dem Apoll und Jupiter, welche im Vatikanischen
Museo sind»
Auch in der Harmonie und Übereinstimmung
der Formen sind die Alten weit über den Raffael er-
haben. Er wüste z. E. wohl, wie er eine Stirn hei-
ter oder trübe, nachdenkend oder freudig machen
sollte, allein er wüste nicht was für eine Nase und
welche Wangen sich zu dieser Stirn am besten schick-
ten. Wenn die Alten eine platte und heitere Stirn
machten, so machten sie auch die Nase platt und
vierseitig, und die Backen von eben der Gestalt
und Charakter. Endlich ist dieses bey den Alten
merkwürdig, daß man aus einem Theil des Gesichts,
den Charakter alles Uebrigen erkennen kann» Raffael
besaß diesen Dortheil nicht: denn, wenn man aus
einem seiner Gesichter die Nase hinwegnehmen woll-
te, so könnte man ohne eine Unschicklichkeit zu be-
gehen, eine andere au deren Grelle setzen. Alle
seine Jungfrauen haben eine heitere Stirn, indem
er dadurch den Edelmuth und die Keuschheit aus-
drücken wollte. Eben dieses findet man auch an
den Köpfen der Töchter der Niobe. Raffael that
dieses mehr um des Ausdrucks, als der Schönheit
willen. Denn wenn er die Jdealschönheir gekannt
N 3 hatte,
 
Annotationen