Photographie in natürlichen Farben 93
Lippmann legte im Jahre 1891 der Pariser Akademie der Wissen-
schaften die erste im gewöhnlichen photographischen Verfahren ans dem
Grundsätze der stehenden Lichtwellen hergestellte Farbenphotographie
vor, die die Farben in schönster Reinheit zeigte und außerdem voll-
kommen haltbar war. Wiener lieserte 1895 theoretisch den Beweis, daß
die Becquerelschen und Lippmannschen Bilder durch Interferenz stehen-
der Lichtwellen entstehen, daß also die Farben nur scheinbar sind. Wiener
nannte das Bestreben einer Substanz, die Farbe des auf sie einwirken-
den Lichtes anzunehmen, „Farbenanpassung" und meinte, daß auf die-
ser Basis sich ein erfolgreiches Verfahren aufbauen ließe.
E. Ballot hat auf Grund der Wienerschen Theorie weitergearbeitet;
ihm gelang es, auf einem mit den drei Grundfarben präparierten Papier
Bilder in angenähert natürlichen Farben zu erzeugen, aber weitere
Fortschritte blieben ihm versagt. Ein weiterer großer Schritt nach vor-
wärts geschah durch die im Jahre 1899 gemachte Entdeckung Worels,
daß gewisse Farbstoffe durch Beigabe ätherischer Öle bedeutend an Licht-
empfindlichkeit gewinnen. Jetzt erst war es möglich, in verhältnismäßig
kurzer Zeit farbige Bilder zu erzielen, die eine sehr befriedigende Far-
benrichtigkeit aufweisen. Zn Aufnahmen in der Kamera erwies sich aber
auch dieses Papier als viel zu wenig empfindlich, eignete sich also nur
zum Kopieren farbiger Diapositive. Wesentliche Verbesserungen sind an
diesem Verfahren seitdem nicht mehr geglückt.
Alle diese hier beschriebenen Versuche können wir unter dem Begriff
der direkten Farbenphotographie zusammenfassen, denn sie alle streben
die unmittelbare Wiedergabe der Farben an.
Während auf dem Gebiete der direkten Farbenphotographie die größ-
ten Bemühungen zu keinem besonderen Erfolg führten, waren andere,
die das gleiche Ziel auf indirektem Wege erreichen wollten, und zwar
auf dem Grundsätze des Dreifarbendrucks glücklicher. Der Physiker
Maxwell machte (l856—1861) auf die Möglichkeit der Herstellung
natnrfarbiger Bilder nach dieser Art aufmerksam. Als durch Vogel die
optischen Sensibilisatoren entdeckt wurden, gelang es Ducos du Hau-
r o n, der auch die Filterfrage glücklicher als seine Vorgänger löste, den ersten
wirklichen Erfolg zu erzielen. Von diesem Zeitpunkte an machte dann
die Farbenphotographie auf dem Grundsätze der Dreifarbensynthese
immer bedeutendere Fortschritte, die aber hauptsächlich dem mechani-
schen Reprodnktionsverfahren, dem Dreifarbendrucke, zugute kamen.
Später ging man daran, auch die Farbenphotographie im engeren Sinne
ausznbauen, was mit Erfolg aber erst durch den Gummidruck möglich
war. Die damit erzielten Erfolge waren im hohen Grade bewunderns-
ANuG 414: Prelinger, Die Photographie. 7
Lippmann legte im Jahre 1891 der Pariser Akademie der Wissen-
schaften die erste im gewöhnlichen photographischen Verfahren ans dem
Grundsätze der stehenden Lichtwellen hergestellte Farbenphotographie
vor, die die Farben in schönster Reinheit zeigte und außerdem voll-
kommen haltbar war. Wiener lieserte 1895 theoretisch den Beweis, daß
die Becquerelschen und Lippmannschen Bilder durch Interferenz stehen-
der Lichtwellen entstehen, daß also die Farben nur scheinbar sind. Wiener
nannte das Bestreben einer Substanz, die Farbe des auf sie einwirken-
den Lichtes anzunehmen, „Farbenanpassung" und meinte, daß auf die-
ser Basis sich ein erfolgreiches Verfahren aufbauen ließe.
E. Ballot hat auf Grund der Wienerschen Theorie weitergearbeitet;
ihm gelang es, auf einem mit den drei Grundfarben präparierten Papier
Bilder in angenähert natürlichen Farben zu erzeugen, aber weitere
Fortschritte blieben ihm versagt. Ein weiterer großer Schritt nach vor-
wärts geschah durch die im Jahre 1899 gemachte Entdeckung Worels,
daß gewisse Farbstoffe durch Beigabe ätherischer Öle bedeutend an Licht-
empfindlichkeit gewinnen. Jetzt erst war es möglich, in verhältnismäßig
kurzer Zeit farbige Bilder zu erzielen, die eine sehr befriedigende Far-
benrichtigkeit aufweisen. Zn Aufnahmen in der Kamera erwies sich aber
auch dieses Papier als viel zu wenig empfindlich, eignete sich also nur
zum Kopieren farbiger Diapositive. Wesentliche Verbesserungen sind an
diesem Verfahren seitdem nicht mehr geglückt.
Alle diese hier beschriebenen Versuche können wir unter dem Begriff
der direkten Farbenphotographie zusammenfassen, denn sie alle streben
die unmittelbare Wiedergabe der Farben an.
Während auf dem Gebiete der direkten Farbenphotographie die größ-
ten Bemühungen zu keinem besonderen Erfolg führten, waren andere,
die das gleiche Ziel auf indirektem Wege erreichen wollten, und zwar
auf dem Grundsätze des Dreifarbendrucks glücklicher. Der Physiker
Maxwell machte (l856—1861) auf die Möglichkeit der Herstellung
natnrfarbiger Bilder nach dieser Art aufmerksam. Als durch Vogel die
optischen Sensibilisatoren entdeckt wurden, gelang es Ducos du Hau-
r o n, der auch die Filterfrage glücklicher als seine Vorgänger löste, den ersten
wirklichen Erfolg zu erzielen. Von diesem Zeitpunkte an machte dann
die Farbenphotographie auf dem Grundsätze der Dreifarbensynthese
immer bedeutendere Fortschritte, die aber hauptsächlich dem mechani-
schen Reprodnktionsverfahren, dem Dreifarbendrucke, zugute kamen.
Später ging man daran, auch die Farbenphotographie im engeren Sinne
ausznbauen, was mit Erfolg aber erst durch den Gummidruck möglich
war. Die damit erzielten Erfolge waren im hohen Grade bewunderns-
ANuG 414: Prelinger, Die Photographie. 7