Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Haus des L. Caecilius Jucundus
mit dem Bilde der Iphigenia,
Während man im allgemeinen nur von sehr wenigen Häusern Pompeji’s den Namen
des Besitzers mit voller Sicherheit angeben kann, ift dieses das einzige, dessen Bewohner
wir nach Namen, Porträtbüste und Stand kennen; ja, die Vermögens Verhältnisse
und Geschäfte dieses Bankiers Jucundus liegen uns in seinen Geschäftsbüchern offen
vor. Wir wollen ihm in seinem Hause jetzt einen Besuch abstatten.
Es ist eins der ältesten Häuser dieser Stadtgegend, wie schon der Stein-Kar nies s
über dem Portal beweist. Den Mittelpunct des Hauses, das Tablinum, welches man
gleich beim Eintritt überblickt, haben wir in der Ansicht auf Tafel II dargestellt. Auf der
Schwelle (a) ruht der Haushund, nicht mehr den fremden Eintretenden anbellend,
sondern nur noch in Mosaik abgebildet (Tafel III). Er mag übrigens kaum bösartig
gewesen sein, da er weder an der Kette liegt, noch ein cave canem („hüte dich vor
dem Hund!”) ihm beigeschrieben ist, wie in den Mosaiken zweier seiner pompejani-
schen Genossen im Museum zu Neapel.
Die Decoration des Atriums ist fast unkenntlich geworden. Der Fussboden ist von
elegantem schwarzem Mosaik mit eingelegten bunten Marmorstückchen, und um
das Impluvium (^) herum zieht sich in schwarz-weissem Mosaik ein breiter Orna-
mentrand.
In der Ecke links (bei z) steht der Hausaltar aus weissem Marmor (Tafel IV),
an dessen Fries das Erdbeben vom Jahre 63 n. Chr. in Relief dargestellt ist. Der Jupi-
tertempel auf dem Forum neigt seine Säulen gar bedenklich, und höchst ergötzlich wackeln
die Reiterstatuen auf den Seiten. Zur Rechten sieht man, wie ein Stier als Sühnopfer nach
dem Altar der Venus Pompejana geführt wird. Auch unser Hausherr, ängstlich geworden,
wollte bei seinen Opfern die Schutzgöttin der Stadt vor allem darum bitten, sein Haus mit
dergleichen Heimsuchung zu verschonen. Trotzdem wurde es im Jahre 79 n. Chr. erst
tüchtig geschüttelt, und dann verschüttet.
Die eiserne Geldkiste, wie man deren im Museum zu Neapel mehrere sieht,
wurde von den reichen Pompejanern im Atrium zur Schau gestellt. Bei d ist das niedrige
gemauerte Postament für dieselbe erhalten. — Die vier um das Atrium herumliegenden
Schlafzimmer, sowie die Ala links und rechts, bieten wenig Bemerkenswerthes.
Die Büste des Hausherrn aus Bronce fand sich vom Pfeiler herabgeschleudert,
ist auch nicht wieder aufgesetzt worden, sondern befindet sich jetzt im Museum zu Neapel
auf einem ganz gleichen Pfeiler, der ehedem links vom Tablinum stand. Es ist ein mei-
sterhaftes Porträt: Herr Bankier Jucundus, ein wohlgenährter Fünfziger, findet, dass er
sich gut steht, und blickt behäbig in die Welt; beim vielen Rechnen hat der Mund sich
schief gezogen; eine Warze, gleich der Beere einer Muskateller Weintraube, hängt an
der linken Backe. Auf dem Pfeiler (z) lesen wir die Inschrift (siehe auf Tafel II):
Dem Genius unseres Lucius
weihte der Freigelassene Felix diese Büste.
FELIX' L

GENlO'tNoflRI

Arch. Inst. Heidelberg
 
Annotationen