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Presuhn, Emil [Hrsg.]; Discanno, Geremia [Ill.]; Butts, A. [Ill.]
Pompeji: die neuesten Ausgrabungen von 1878 bis 1881 : für Kunst- und Alterthumsfreunde : des Gesammtwerkes zweite Hälfte (Ergänzungsband zur ersten Auflage) : siebente bis zehnte Abtheilung, nebst Einleitung und Register — Leipzig: T.O. Weigel, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.59331#0029
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dienscene dargestellt, wo eine Frau mit zwei Kindern erscheint, während um die Thürecke
herum schalkhaft Pulcinella blickt.
Die um das Atrium liegenden 6 Räume (.//) können nur ganz allgemein als Schlaf-
zimmer bezeichnet werden. Von einigem Interesse ist nur das erste links; hier sind auf
weissem Grunde sieben ägyptische Figuren gemalt, und man fand ein Sistrum (Instru-
ment, das zum Isiskultus diente), und ein Bronze-Hautrelief mit der Büste einer weiblichen
ägyptischen Gottheit.,
Die A1 a rechts (2?) wurde fast ganz von einem grossen Schranke eingenommen ; in der
gegenüberliegenden sind auf rothem Grunde phantastische decorative Figuren sehr fein
gemalt; auch imponirt ein Bild der Diana, die in würdevoller Haltung mit Zackenkrone
und Bogen dargestellt ist.
Das Tablinum bietet nichts bemerkenswerthes; es wurde am 19. April 1880 in
Gegenwart der deutschen Kronprinzessin ausgegraben, und dabei wurden gefunden: von
Bronze ein Flüssigkeitsmaass, ein Thürgriff, ein Handgriff von einer Kiste, zwei Schlösser;
von Eisen ein grosser Schlüssel; endlich eine zerbrochene Fensterscheibe. — Links von
den Fauces (C) und rechts vom Tablinum ist je ein nach dem Peristyl geöffneter Oecus.
D hat schwarzen Mosaikboden und schwarze Wanddecorationen, prachtvoller und
viel feiner ausgeführt, als diejenige auf Tafel IV der V. Abthl. In dem anderen Oecus
(Z?) ist der Fussboden aus weissem Mosaik mit bunten Marmorstückchen in der Mitte ge-
bildet (vergl. Abthl. II, Tafel III); die Decoration der Wände ist auf weissem Grunde
äusserst zierlich und fein ausgeführt. Blumen- und Weinguirlanden rahmen die Felder ein;
auf ihnen sitzen Schnecken, kleine Vögelchen und Schmetterlinge gar niedlich gemalt.
Ueber dem Sockel sind einige Jagclscenen angebracht, und vor allem interessant sind die
Carricat Liren, Zwerge auf der Weinlese, welche unsern besten Leistungen in diesem
Genre nichts nachgeben.
C, Das zweite Atrium (F—P),
Dieses Atrium zeigt eine ältere Decoration und ist nicht so nobel gehalten wie das
andere. Das interessanteste Bild ist in der Ala links ((7) auf weissem Grund in die weisse
Wand eingelassen; es zeigt Phil oct et auf Lemnos, der in Pompeji zum ersten Mal vor-
kommt. Darauf ist eine Inschrift eingekritzelt (graffito), welche ein Beispiel von dem derben
Humor der Alten giebt. An der gleichen Wand findet sich noch ein anderes graffito,
nämlich die Figuren zweier kämpfenden Gladiatoren; über dem Kopf des einen steht:
Diomecles, und seitwärts liest man:
Officiosus fugit VIII idus Nov.
Druso Caesare M. Junio Silano Cos.
»Officiosus ist geflohn (vor Diomedes) am 6. November des Jahres 15 n. Chr.«
Von den übrigen am Atrium liegenden Räumen ist wenig zu sagen. Der Thürhüter
hat seine Zelle in (Z); daneben ist eine kleine Vorrathskammer (ZZ). Zur Seite liegt
ein grosser Raum (ZL), von dem der Besitzer selbst wohl noch nicht wusste, wie und
wozu er ihn einrichten sollte. Wände und Boden sind noch ganz wüst und roh; Haus-
geräth in buntem Gemisch wurde hier gefunden.
Nach dem Peristyl hinaus öffnen sich äusser dem Tablinum zwei Zimmer. Das klei-
nere (JV) ist roth decorirt, mit einer ganz eigentümlich aber genial hingeworfenen Land-
 
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