94 Begebenheiten
werden. Bey diesem schwachen Geschlechte wä-
re die erste Vergehung in einer liederlichen Le-
bensart ein tätliches Gift, welches zu gleicher
Zeit die Natur und die Erziehung verderbte.
Er verglich die Geschwindigkeit, mit welcher diese
moralische Seuche das Gcmüth ansteckte, mit der
Wirkung einer schändlichen Krankheit,die aus eben
derselben Qvelle kömmt. Man frage die Aerzte
darum ? Sie werden sagen, daß diese schreck-
liche Bestrafung der mehr als thierischen Wol-
lust sich in einem Augenblicke durch das Blut im
Körper zcrtheilt, wie ein Tropfen von Citronen-
saft ein großes Gefäß von Milch zu Matten ma-
chen kann. So kann auch bey dem Frauenzimmer,
deren Seele nur einmal von dieser Verderbniß
vergifftet worden, nichts Ehrbares mehr angetrof-
fen werden, als die Gestalt, eine bctricgerische
Larve, welche einen rechtschaffenen Mann, wel-
cher keine Erfahrung hat, leicht hintergehen kann.
Ich habe mir keine Ehre daraus zu machen ge,
dacht, daß ich vom Himmel eine außerordentliche
Gcmüthsart erhalten, ehe meine Leser selbst absehen
konnten, daß ich Recht hatte, mir dergleichen außer,
ordentliche Gcmüthsart zuzuschrcibcn. Meine
Geburt, meine natürlichen guten Eigenschaften,
meine Erziehung, und noch mehr, meine Neigun-
gen und mein Geschmack an der Schönheit und
an den Ergehlichkeiten machten, daß ich recht für
die Welt gebohren zu seyn schien. Ich war aber
für eine tugendhafte Welt gebohren, und ich
konnte eben diejenigen natürlichen guten Eigen,
schäften, die mich in meinen eignen Augen mir
werden. Bey diesem schwachen Geschlechte wä-
re die erste Vergehung in einer liederlichen Le-
bensart ein tätliches Gift, welches zu gleicher
Zeit die Natur und die Erziehung verderbte.
Er verglich die Geschwindigkeit, mit welcher diese
moralische Seuche das Gcmüth ansteckte, mit der
Wirkung einer schändlichen Krankheit,die aus eben
derselben Qvelle kömmt. Man frage die Aerzte
darum ? Sie werden sagen, daß diese schreck-
liche Bestrafung der mehr als thierischen Wol-
lust sich in einem Augenblicke durch das Blut im
Körper zcrtheilt, wie ein Tropfen von Citronen-
saft ein großes Gefäß von Milch zu Matten ma-
chen kann. So kann auch bey dem Frauenzimmer,
deren Seele nur einmal von dieser Verderbniß
vergifftet worden, nichts Ehrbares mehr angetrof-
fen werden, als die Gestalt, eine bctricgerische
Larve, welche einen rechtschaffenen Mann, wel-
cher keine Erfahrung hat, leicht hintergehen kann.
Ich habe mir keine Ehre daraus zu machen ge,
dacht, daß ich vom Himmel eine außerordentliche
Gcmüthsart erhalten, ehe meine Leser selbst absehen
konnten, daß ich Recht hatte, mir dergleichen außer,
ordentliche Gcmüthsart zuzuschrcibcn. Meine
Geburt, meine natürlichen guten Eigenschaften,
meine Erziehung, und noch mehr, meine Neigun-
gen und mein Geschmack an der Schönheit und
an den Ergehlichkeiten machten, daß ich recht für
die Welt gebohren zu seyn schien. Ich war aber
für eine tugendhafte Welt gebohren, und ich
konnte eben diejenigen natürlichen guten Eigen,
schäften, die mich in meinen eignen Augen mir