124 Begebenheiten
Welt zu sehen; ich entdeckte aber zur Zeit noch nur
die Hälfte von dem Gesichte Kurz, ich trat, um
mich völlig zu befriedigen, zween Schritte näher
hinzu. Hier erkannte ich mit der größten Ver-
wunderung die Frau von B * *, die fimge Frau des
Parlamentraches, mit welcher ich einmal bey der
Oberaufseherinn gespeist hatte. Ich konnte mich
kaum von meinem Erstaunen wieder erholen. Sie
hatte mich lange nicht so sehr gerührt, als ich sie
das erste mal gesehen, und ich konnte diesen unglei-
chen Eindruck keiner andern Ursache, als dem Pu-
tze, und der Schminke zuschreiben; das Frauen-
zimmer brauchte dieselbe allzu stark, als ich in Pa-
pis ankam. Die schöne Frau, sagte ich noch ein-
mal ! Ihr Bild, welches ich behalten, war immer
sehr lebhaft, und rührend in meiner Seele geblie-
ben : diese lebhafte Vorstellung von ihr wurde itzt,
da sie mir so unvermuthet begegnete, um ein gutes
vermehrt. Wie viele Reizungen, wie viele liebens-
würdige Eigenschaften waren nicht bey ihr verei-
nigt. . Allein ich mußte mich zugleich aufihre Lei-
denschaft, die sich für sie nicht schickte, besinnen, und
ich fiel darauf auf allerhand Betrachtungen über
die Unbegreiflichkeit der Gemüthsbeschaffenheit der
Schönen. Ich ärgerte mich sogar ein wenig über
diesen Schein der Frömmigkeit, welcher mir als
eine niederträchtige Heuchelei) vorkam. An,
Ende machte ich mir selbst noch einen Vorwurf
darüber daß ich mich ihrentwegen solange in der
Kirche aufgehalten, und begab mich gantz sachte zu-
rück, um das Ende der Messe abzuwarteu. Un-
,dessen verhinderte mich doch der Vorwurf nicht.
Welt zu sehen; ich entdeckte aber zur Zeit noch nur
die Hälfte von dem Gesichte Kurz, ich trat, um
mich völlig zu befriedigen, zween Schritte näher
hinzu. Hier erkannte ich mit der größten Ver-
wunderung die Frau von B * *, die fimge Frau des
Parlamentraches, mit welcher ich einmal bey der
Oberaufseherinn gespeist hatte. Ich konnte mich
kaum von meinem Erstaunen wieder erholen. Sie
hatte mich lange nicht so sehr gerührt, als ich sie
das erste mal gesehen, und ich konnte diesen unglei-
chen Eindruck keiner andern Ursache, als dem Pu-
tze, und der Schminke zuschreiben; das Frauen-
zimmer brauchte dieselbe allzu stark, als ich in Pa-
pis ankam. Die schöne Frau, sagte ich noch ein-
mal ! Ihr Bild, welches ich behalten, war immer
sehr lebhaft, und rührend in meiner Seele geblie-
ben : diese lebhafte Vorstellung von ihr wurde itzt,
da sie mir so unvermuthet begegnete, um ein gutes
vermehrt. Wie viele Reizungen, wie viele liebens-
würdige Eigenschaften waren nicht bey ihr verei-
nigt. . Allein ich mußte mich zugleich aufihre Lei-
denschaft, die sich für sie nicht schickte, besinnen, und
ich fiel darauf auf allerhand Betrachtungen über
die Unbegreiflichkeit der Gemüthsbeschaffenheit der
Schönen. Ich ärgerte mich sogar ein wenig über
diesen Schein der Frömmigkeit, welcher mir als
eine niederträchtige Heuchelei) vorkam. An,
Ende machte ich mir selbst noch einen Vorwurf
darüber daß ich mich ihrentwegen solange in der
Kirche aufgehalten, und begab mich gantz sachte zu-
rück, um das Ende der Messe abzuwarteu. Un-
,dessen verhinderte mich doch der Vorwurf nicht.