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Prévost D'Exiles, Antoine François; Schlegel, Johann Heinrich [Transl.]
Die Begebenheiten eines rechtschaffenen Mannes, oder die Geschichte des Grafen von ** — Leipzig, 1745 [VD18 1431469X]

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https://doi.org/10.11588/diglit.28082#0214
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2i2 Begebenheiten
eines andern ein Vergnügen von dieser Art zu
machen suchet.
Der Marquis erstaunte über meine Rede, und
sagte mir allerhand Lehren wegen des Rechtes
und Gebrauches vor.
Was das Recht anbetrifft, sagte er zu mir, so
bin ich überzeugt, daß ein Frauenzimmer, welches
einmal die strengen Gesetze der Tugend über-
treten, dem ganzen menschlichen Geschlecht zuge-
hört. Es ist hier wie mit der Religion. Es
liegt wenig daran, ob sie ein Calvinist oder ein
Lutheraner seyn, wenn sie kein Catholick sind.
Verwerfen sie ja aber diesen Grundsatz, fuhr er
fort, kann ihnen wohl unwissend seyn, welches
der eingeführte Gebrauch ist? Haben nicht die vr-
deutlichsten Gebietkerinnen einen Günstling, den
sie heimlich zu sich kommen lassen, wenn derjenige
nicht, da ist, der sie bezahlet! Der eine ist für
das Herz, der andre für das Glück. Wollen
sie zwo so natürliche Leidenschaften verdammen,
als die Zärtlichkeit, und die Begierde, bequem-
lich zu leben, sind? Ein Frauenzimmer, welches
arm, und zugleich doch zärtlich ist, würde sehr zu
bedauern seyn, wenn sie gezwungen wäre, die
Reichthümer mit dem Verluste ihrer Glückselig-
keit zu erkaufen. Ist es nicht genug, wenn sie
ihre Reizungen drauf wendet? Kurz^diese Diode,
setzte er hinzu, ist so bekannt, daß sie jeder vernünfti-
ger Mensch annimmt,welcher sich seine Gebietherirm
hält,und es wohl weiß,daß er bloß die Reizungen der-
selben bezahlt. Ich mag auf ihre erbärmliche Ver-
theidigung dieser Gewohnheit, sagte ich zu ihm, «richt
ernst-
 
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