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Mathis Gothart Nithart
Matthias Grünewald
ALTAR DES HEILIGEN THOMAS
AUS DER DOMINIKANERKIRCHE

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Der Name Grünewald — der Maler nannte sich selbst nicht so — ist durch
Joachim von Sandrart in die Literatur eingeführt worden. Nithart ist ver-
mutlich um 1480 in Würzburg geboren und hat in Seligenstadt bei Aschaffen-
burg gelebt. Er war seit 1508 kurmainzischer Hofmaler. 1521-1523 arbeitete
er im Auftrag des Kardinals Albrecht von Brandenburg. 1526/27 hielt er sich
in Frankfurt auf und starb 1528 in Halle.
Im Jahr 1911 nahm H. A. Schmidt die alte Nachricht über die Aufstellung
des Helleraltares von Joachim Sandrart wieder auf und wies zu den Tafeln
von Dürer zwei von Grünewald gemalte Flügel nach. Erst im Jahre 1951
wurden die beiden anderen Teile mit weiblichen Heiligen, die zu diesen Flü-
geln gehörten, bekannt (Altgraf Salm). Sie befinden sich jetzt in der Fürstlich
Fürstenbergischen Gemäldegalerie in Donaueschingen. Die gemalten Säulen
auf den Rückseiten der Frankfurter Flügel setzten sich auf den Donau-
eschinger Flügeln nach unten fort und haben dort Basis und Sockel. Die
Frankfurter Tafeln sind oben um etwa 5 cm verkürzt. Der Abakus des Ka-
pitells fehlt hier. Schon aus rein technischen Merkmalen (siehe Altgraf Salm)
ließ sich die unten angegebene Zusammenstellung der Flügel erweisen. Nach
Sandrart malte Grünewald noch eine Verklärung Christi für den Altar, die
wie angenommen wird, „Abschluß und Bekrönung des Altares“ bildete.
Zweiter linker Flügel:
Oben: DER HEILIGE LAURENTIUS
Auf der Fußplatte die Beischrift: . S . LAVRENCIUS. und die Signatur
MGN. Auf der Rückseite der Tafel die obere Hälfte einer Säule mit einem
von Epheu umrankten Kapitell. Zwischen den Blättern des Kapitells eine alte
Inventarnummer: 7. In der Mitte: Nr. 23 (vgl. v. Mechel, 1804).
Unten: DIE HEILIGE ELISABETH
(Die Tafel befindet sich seit 1951 in der Fürstlich Fürstenbergischen Gemälde-
galerie in Donaueschingen.)
Zweiter rechter Flügel:
Oben: DER HEILIGE CYRIAKUS
An seiner rechten Seite die Tochter des Kaisers Diocletian, die Prinzessin
Artemia, die der Heilige von einem Dämon befreit hat. Auf den beiden Seiten
des Buches steht die Beschwörungsformel: Nach Auflösung der Abkürzungen
und andefer, sinnvoller Lesart der Stelle e bonti grammaton (nach Weizsäcker)1:
AVCTORITATE DOMINI NOSTRI / IHESV CHRISTI EXORCIO TE
PER / ISTA TRIA NOMINA EIXAI EN / ONOMAI GRAMMATON
IN NOMINE / PATRIS ET FILII ET SPIRITVS SANCTI / AMEN!
Auf der Fußplatte die Beischrift: . S . CIRIACVS.
Auf der Rückseite die obere Hälfte einer Säule mit Kapitell um das Pla-
tanenlaub gewunden ist. Zwischen den Blättern des Kapitells die alte In-
ventarnummer: 8. In der Mitte: Nr. 24 (vgl. v. Mechel, 1804).
Grisaillemalerei. Tempera auf Tannenholz. Höhe 99 cm, Breite 43 cm.
Inv.: B 308-309.
Unten: DIE HEILIGE LVCIA ?
(Die Tafel befindet sich seit 1951 in der Fürstlich Fürstenbergischen Gemälde-
galerie in Donaueschingen.)
Laurentius und Cyriakus — zur Zeit als Leihgabe im Städelschen Kunstinstitut.

Literatur: Sandrat, Teutsche Academie, 1675. — v. Mechel, 1804, Nr. 30, 31. — Gwinner, 1862, S. 37 f. — Gwinner, Gemäldever-
zeichnis 1867, Nr. 322, 323. — Grotefend, 1881, S. 257. — Schmidt, Die Gemälde und Zeichnungen von Matthias Grünewald, 1911,
S. 75 ff. — Weizsäcker, 1923, S. 141 ff., Taf. XXVII-XXVIII, Abb. 49, 50. — Verzeichnis der Gemälde aus dem Besitz des Städel-
schen Kunstinstituts und der Stadt Frankfurt, 1924, S. 86. — Zülch, Der historische Grünewald, 1938, S. 114 ff., 121, 361, 431,
Abb. 54-59. — Ders. 2. Aufl. 1949, S. 20 f., 61. —■ Altgraf Salm, Grünewalds Flügel zum Helleraltar, in: Münchner Jahrbuch
der bildenden Kunst 3. F., Bd. II, 1951, S. 118 ff. —■ Behling, Die Handzeichnungen des Mathis Gothart Nithart genannt Grüne-
wald, 1955, S. 24 ff, Taf. Ila-V. — Zülch, Die Grünewaldfunde in Donaueschingen und Berlin, in: Aschaffenburger Jahrbuch, Bd. 2,
1955, S. 190 ff. — (Bei der Literatur zum Helleraltar konnten nur die wichtigsten und neuesten Veröffentlichungen genannt werden).

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