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Mittelrheinischer Meister
KREUZIGUNGSALTAR
AUS DER PETERSKIRCHE

Der Altar stammt aus der Peterskirche, die die Patrizier Johann Ock-
stadt und Jacob Humbracht in den Jahren 1417-1419 umgebaut und
mit Altären ausgestattet haben.
Auf den Tafeln sind deutlich Einflüsse aus der kölnischen und west-
fälischen Malerei zu spüren, was in der Literatur schon mehrfach her-
vorgehoben wurde (Donner-von Richter, Thode, Back). In der Farb-
gebung steht der Maler aber in Zusammenhang mit der mittelrheini-
schen Kunst, wie es ein Vergleich mit dem Friedberger Altar wahr-
scheinlich macht (Back).
Der Buchstabe M auf dem weißen Gewand des Mannes neben dem
Hauptmann, (auf der rechten Seite der Mitteltafel) wurde als eine ver-
steckte Signatur des Künstlers gedeutet. Es wurde der in Frankfurter
Beedbüchern aus den Jahren 1404 bis 1424 genannte Maler Henne
Malßheimer als Meister vorgeschlagen (Back). Dies hat sich aber bisher
durch keine weiteren Nachrichten stützen lassen. In verschiedenen
Köpfen der dargestellten Männer machen sich erste Anzeichen von
Charakterstudien bemerkbar. Es läßt sich aber kaum beweisen, ob mit
einem der Köpfe eine Porträtähnlichkeit angestrebt worden ist, wie
Back annehmen will. Vielleicht kann man in dem vor dem Schweiß-
tuch knieenden Mann den Stifter des Altars vermuten.
Um 1420.
Von den Flügelbildern sind noch erhalten:
Linker Flügel, Innenseite:
Oben:
CHRISTUS AM ÖLBERG UND GEFANGENNAHME CHRISTI
Unten:
CHRISTUS VOR PILATUS UND KREUZTRAGUNG CHRISTI
Linker Flügel, Außenseite:
DIE HEIMSUCHUNG
Rechter Flügel, Innenseite:
Oben: KREUZABNAHME UND GRABLEGUNG CHRISTI
Unten: VERSCHOLLEN
Rechter Flügel, Außenseite:
Rückseite der Tafel B 871 (Kreuzabnahme und Grablegung).
Von der Malerei der Außenseite ist nur ein Architekturbaldachin erhalten.
Die untere Hälfte dieser Flügelaußenseiten ist mit der entsprechenden Innen-
seite verschollen. Tempera auf mit Leinwand überzogenem Tannenholz.
Inv.: B 869-871 und 870a.

Mittelbild:
CHRISTUS UND DIE SCHÄCHER AM KREUZ
Tempera auf Tannenholz.
Höhe 186 cm, Breite 168 cm.
Erworben zusammen mit den anderen Teilen des Altars 1890.
Inv.: B 868.
Der Altar zur Zeit als Leihgabe im Städelschen Kunstinstitut.
Literatur: Donner-von Richter, Ältere Kirchenmalerei in Frankfurt am Main, in: Berichte des Freien Deutschen Hochstiftes, NF.
12. Bd., 1896, S. 154. — Thode, Die Malerei am Mittelrhein im 15. Jahrhundert und der Meister der Darmstädter Passionsscenen I,
in: Jahrbuch der Königlich Preußischen Kunstsammlungen, 21. Bd., 1900, S. 71, 73 und 127. — Back, Mittelrheinische Kunst, Beiträge
zur Geschichte der Malerei und Plastik im 14. und 15. Jahrhundert, 1910, S. 50 ff. — Verzeichnis der Gemälde aus dem Besitz des Stä-
delschen Kunstinstituts und der Stadt Frankfurt, 1924, S. 132. — Stange, Deutsche Malerei der Gotik, Bd. 3, S. 145 f., Abb. 192, 193.

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