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Meister von Frankfurt

Niederländischer Maler, geboren um 1460, tätig in Antwerpen. Er erhielt
seinen Namen nach seinem Hauptwerk, dem für die Frankfurter Dominika-
nerkirche gemalten Annenaltar. Neben Quinten Massys war der Maler um
die Zeit der Jahrhundertwende ein bedeutender Meister in Antwerpen. Im
Jahre 1504 schuf er für Frankfurt schon den Altar des Claus Humbracht (im
Städelschen Kunstinstitut). Seine späten Arbeiten zeigen Einflüsse von Hugo
van der Goes, Rogier van der Weyden und dem Meister von Flemalle.

ANNENALTAR
AUS DER DOMINIKANERKIRCHE


Selbstbildnis des Meisters von Frankfurt.
Ausschnitt aus dem gegenüberliegenden Bild.

Zusammen mit dem Altar der Sebastianskapelle (vgl. S. 31) ist im Jahre
1492 der „Altar bei der Kapelle des Winrich Monis“ zu Ehren der
heiligen Anna, Agnes, Cacilia, Lucia, Ottilia, Martin, Valentin, Blasius,
Georg und der unschuldigen Kindlein geweiht worden. Für diesen
Altar wurde um 1.505 das große Tafelbild mit zwei Flügeln und einer
Predella geschaffen. Zur Zeit des Klosterchronisten Jaquin —• gestor-
ben 1776 — hingen das Mittelbild und die Innenseiten der jetzt aus-
einandergesägten Flügel an der Nordwand der Kirche, die Außen-
seiten der Flügel im Winterrefektorium.
In dem großen Altarbild finden sich keine Hinweise auf Stifter. Wap-
pen oder einzelne Bildnisse sind nicht vorhanden. Man hat deshalb
vermutet, daß die Stifter — vielleicht eine Bruderschaft — unter ver-
schiedenen, recht individuell gekennzeichneten Männerköpfen zu suchen
sind (Weizsäcker). Ihrem Aussehen und ihrer reichen Kleidung nach
gehörten sie der gehobenen Bürgerschicht an. Der Porträtkopf rechts
am Rande ist ein Selbstbildnis des Malers, siehe Abb. links.
Im Gemäldekatalog des Georg Schütz vom Jahre 1820 wurde der
Altar Rogier van der Weyden zugeschrieben. Dann ist Konrad Fyol
als Meister für den Altar in die Literatur eingeführt worden (Passa-
vant). Im Verzeichnis der in dem Saalhof aufgestellten Städtischen Ge-
mäldesammlung, von Gwinner (1867), sind die Flügelaußenseiten als
Werke Grünewalds aufgeführt. In der Bestimmung des Malers der
Mitteltafel und der Flügelinnenseiten schrieb Gwinner in dem Katalog:
„Nach neueren Forschungen werden diese Bilder dem niederdeutschen
Maler Gerhard David von Bruges zugeschrieben“.
Justi (Jahrbuch der Königlich Preußischen Kunstsammlungen, Bd. 9,
1888) hat den Zusammenhang des Meisters von Frankfurt mit Quinten
Massys aufgedeckt. In seiner Anschauung folgte ihm Weizsäcker (Zeit-
schrift für bildende Kunst). Von Friedländer ist zum ersten Mal der
Versuch gemacht worden, das Werk dieses Malers zusammenzustellen.
Um 1505.
Mittelbild:
DIE HEILIGE SIPPE
Maria und ihre Mutter sitzen auf einem Throne, zwischen ihnen das Christus-
kind. Vor ihnen erscheinen die Stiefschwestern Mariae. Links Maria Kleophas
mit ihrem Gatten Alphaeus und ihren vier Söhnen. Rechts Maria Salome mit
ihrem Gatten Zebedaeus und ihren zwei Söhnen, Johannes dem Evangelisten
und dem älteren Jakobus. Links vom Thron steht Joachim, rechts Joseph.
Tempera auf Eichenholz.
Höhe 212 cm, Breite 126 cm.
Restauriert 1950.
Inv.: B 259.

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