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K. Weitere kirchliche Gebäude

1. Der Pfarrhof - das katholische Pfarrhaus

Das katholische Pfarrhaus zeigt mit seinen Nebengebäuden und dem großen Gartenge-
lände deutlich an, daß wir hier einen Pfarrhof vor uns haben, der jahrhundertelang
einen landwirtschaftlichen Betrieb darstellte. Hoftor, Pfarrscheuer, Wagenremisen,
Ställe und Hofplatz sind noch vorhanden. Dieser Pfarrhof reicht zusammen mit der Kir-
che bis in die allerersten Zeiten der Seckenheimer Geschichte hinauf. 823 wurde „die
Kirchenhofreite" genau wie die Kirche von Kaiser Ludwig dem Frommen aus königli-
chem Eigentum dem Lorscher Abt geschenkt [CL Nr. 22] und teilte seither das Schicksal
der Pfarrkirche. Die Bau- und Unterhaltungspflicht des Pfarrhofes lag beim Zehntneh-
mer, d.h. beim Lorscher Abt bis 1247 und dann beim Pfalzgrafen. 1358 ging mit dem
Präsentationsrecht des Pfarrers auch die Baupflicht des Pfarrhauses an das St. Ägidius-
stift in Neustadt an der Weinstraße über, was das Wormser Synodale bestätigt. Nach
Aufhebung des Stiftes in der Reformation fiel auch die Baupflicht an den Kurfürsten
zurück.

Das konfessionelle Schicksal des Pfarrhofes folgte dem der Pfarrkirche. Von den Anfän-
gen bis 1556 war der Pfarrhof Wohnung des katholischen Pfarrers, von 1556-1623 die
der ersten reformierten Pfarrer in Seckenheim. Von 1623 bis 1632 stand er leer; von
1632-1634 wohnte der reformierte Pfarrer Däschler in ihm. Von 1635 an war der Pfarr-
hof wieder in Besitz der Katholiken, der 1651 durch den Bergsträßer Rezeß bestätigt wur-
de. Seither ist der Pfarrhof katholisches Pfarrhaus geblieben.

Daß bis ins 18. Jahrhundert von den katholischen und reformierten Bewohnern des Pfarr-
nofes Ackerbau betrieben und Vieh gehalten wurde, ist immer wieder bezeugt, wie ja auch
der Pfarrer die Pflicht hatte, zu einem Drittel für das Faselvieh aufzukommen. Farren,
Eber und Böcke waren im Winter im Pfarrhof untergebracht, wenn sie nicht auf den Wei-
den sein konnten. Noch im 18. Jahrhundert sah man beim Neubau der Pfarrscheuer diese
Ställe vor. [362/1808]

Das erste für uns greifbare Wohnhaus stammt wohl aus dem 15. Jahrhundert und war ein
senr geräumiges Anwesen. 1566 war es „baufellig". Vor allem zog der Schornstein nicht
menr>so daß Pfarrer Nagl bemängelte: „ ist sorglich zufewern und man kan sich im Hauß
rauchshalber nicht einhalten. Die Pfarr ist nottwendig zu bawen" [63/68]. Trotzdem
scheint nicht viel geschehen zu sein. Denn 1574 bat Pfarrer Nagl um einen Backofen, da er
seit Jahren sich»/«// dem Packen beim becker vndbey den Nachbarn geholffen"habe. Da
sich die Verwaltung nicht rührte, ließ er den Ofen in einen „hölzernen Schoppen", um ihn
229/Q6m WettCr ZU schützen> für 7 Gulden von der Gemeinde bauen [3.4.1574 in
ve d 76'' Am Haus seibst war aDer nocn i576 nicnts repariert worden, sondern „offt

r restung geschehen" und „es............nit angerirdt worden." Die tröstliche Antwort

bes ctur lautete, der Kosten Voranschlag mache 90 Gulden aus, „dieweil aber zu
möch*"' ^ der necker die Kirch und das Pfarrhaus in wenig Jaren gar hinwegnemen
229/Ofi4 hat man oedenckens solche baukosten hirher zu wenden" [vom 4.6.1576 in

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