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O. Der Neckar

1. Überschwemmungen und Schutzbauten

Mit dem Neckar hatten es die Seckenheimer immer hautnah zu tun. Erinnern wir uns, daß
Seckenheim bis ins hohe Mittelalter das letzte linksneckarische Dorf war, Neckarau lag
auf einer Insel des Deltas der Neckarmündung und Mannheim rechts des Neckars. Im
Laufe der Jahrhunderte war die Neckarmündung vom Süden Neckaraus um dieses Dorf
herum in das Gebiet zwischen Neckarau und Mannheim gewandert, um endlich 1275 in
einem großen Hochwasser nördlich von Mannheim durchzubrechen, so daß Mannheim
mit einem Mal links des Neckars lag und Neckarau weitab von ihm. Die alten, langsam
verlandenden Flußbetten wie der"Neckarauer Gießen, die sich bei jedem Hochwasser wie-
der füllten, erinnerten bis in unser Jahrhundert an den urspünglichen Neckarlauf.
Bedrängender und gefährlicher jedoch für das Dorf selbst war immer der S-förmige Nek-
karbogen zwischen Ladenburg und Seckenheim, der noch in der Lorscher Zeit sehr viel
weiter verlief als heute. Im Laufe der Zeit wurde der Doppelbogen immer enger; die Was-
sermassen, durch den Prallhang des südlichen Hochufers bei Seckenheim im alten Lauf
festgehalten, bildeten östlich eine immer engere Biegung, so daß sehr bald der Ilvesheimer
Bogen einen Kreisbogen von 180° beschrieb. Das bedeutete, daß „Der Necker uff die
Kirch zu einen gar großen Fall not" [Hochwasserbericht vom 6.1. 1661] und zu befürchten
stand, daß „Der Necker das gantze Dorff wegführe und stracks uffNeckerau sich wende"
[Hochwasser vom 21.3.1664: 229/96478]. Eine zweite häufig geäußerte Befürchtung sah
die Gefahr in einem Durchbruch der Wassermassen oberhalb Seckenheims: Über das
überschwemmte Wörthfeld drohten die Wasser sich durch das Ober- und Mittelfeld den
geraden Weg auf Neckarau zu zum Rhein zu bahnen, so daß Seckenheims Gemarkung
geteilt worden und das Dorf rechts des Neckars zu liegen gekommen wäre [Bericht vom
12.10.1709 in 376/21].

Um das zu verhindern, waren kostspielige Wasserbaumaßnahmen nötig, die schon seit
dem Mittelalter fast ununterbrochen vorgenommen werden mußten. „Teiche" = Dämme,
„Zeilen", Faschinen- und Krippenwerke mußten aufgeführt und unterhalten werden. Im
kritischen Bereich des Kirchhofes und der Kirche, wo der Prallhang unmittelbar am Dor
entlang verlief, war nur eine Mauer möglich, deren Erbauung durch Kurfürst Ludwig ■
bereits 1515 erwähnt wurde, die aber schon eine Vorgängerin hatte [vgl. Bericht des Alte-
sten aus dem Seckenheimer Gericht vom 10. März 1574 in: 229/96498; vgl. Bild 49].
Diese Neckarmauer, die in ihrer Ausführung wohl den Resten der Kirchhofmauer an e
katholischen Kirche entsprochen haben dürfte, war vom Bogen bis an die Kirche r ■
300-350 m lang, 5,6 m hoch, flußabwärts angeschrägt, im Fundament 2,8 m und an <#
Krone 1,40 m dick. Um die Erhaltung, Ausbesserung, Verstärkung und Erneuerung dies
Mauer und der sie begleitenden Flußbauten, ging es nach jedem Hochwasser. Beson
seit der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts hatte der Neckar die Fundamente der Mauer un^
spült und sie größtenteils zum Einsturz gebracht, wie aus der Zeichnung des „Schan ^
hauptmanns Johann Ullmann" vom Jahre 1682 deutlich zu sehen ist. Die von Uli
1696/97 aufgeführte neue Mauer, die 4.300 Gulden gekostet hatte, wurde bereits

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