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A. Naturraum und Landschaft

1. Die Landschaft um Neckarau

Neckarau liegt 49 Grad 28 Minuten 40 Sekunden nördlicher Breite Und 8 Grad 30
Minuten 20 Sekunden östlicher Länge im nördlichen Drittel der Oberrheinischen
Tiefebene in 92-95,8 m über Normal-Null im Ortsetter. Der höchste Punkt der ehe-
maligen Neckarauer Gemarkung liegt am Hermsheimer Gerichtsstuhl mit 97,6 m
und an der ehemaligen Feudenheimer Gemarkungsgrenze mit 97,8 m. Der Wasser-
spiegel des Rheins bei Normalwasserstand wird mit 90 m über Normal-Null angege-
ben.

Das entscheidende Formungselement der Landschaft ist der oberrheinische Gra-
benbruch, der einen Teil der Trennungsfuge bildet, die sich von Oslo bis an die
Rhönemündung rund 2000 km durch Westeuropa zieht. Dieser Grabenbruch steht
im Zusammenhang mit der Verschiebung der Kontinentalschollen und zeigt die zu-
künftige Abtrennung des westlichen Europas von der übrigen eurasiatischen Land-
masse an. Die Absenkung begann vor rund 50 Millionen Jahren im älteren Tertiär
und ist heute noch nicht abgeschlossen: die Randgebirge, Odenwald und Haardt ge-
nauso wie Schwarzwald und Vogesen, weichen jedes Jahr um einige Millimeter aus-
einander, so daß sich der Graben ständig weiter öffnet. Die in der Bruchlinie an den
Gebirgsrändern auftretende Erdwärme bewirkt das Vorkommen der zahlreichen
warmen und heißen Quellen am Schwarzwald- und Odenwaldrand. Die Sprunghöhe
des Grabens, d. h. die Tiefe, in der wir den gleichen Granit finden, der am Odenwal-
drand offen ansteht, liegt zwischen 4000 und 5000 Metern. Das haben Bohrungen er-
geben, die im Zusammenhang mit der Heidelberger Thermalquelle niedergebracht
worden sind. In diese sich langsam verbreiternde und vertiefende ungeheuere
Bruchspalte, deren Boden natürlich nicht in einer geschlossenen Gesteinsdecke,
sondern in vielfach gesplitterten und gesprungenen Horsten und Schollen besteht,
wurden im Laufe der Jahrmillionen durch Einschwemmung Sande und Kiese einge-
füllt.

An den hohen Gipfeln des südlichen Schwarzwaldes und der südlichen Vogesen
ebenso wie am Gebirgsrand des vorderen Odenwaldes treten frühe Tiefenergußge-
steine (granitische Magmatite) aus der Karbonzeit (Steinkohlenzeit vor rund 270
Millionen Jahren) zu Tage, die ursprünglich von bis zu 1200 m mächtigen Sedimen-
ten wie Buntsandstein, Muschelkalk, Keuper und Jura in dieser Reihenfolge
schichtweise überlagert waren. Diese jüngeren Schichten sind auf den Schwarzwald-
höhen und an der Bergstraße abgetragen, stehen aber in den süddeutschen Schichts-
tufen des Buntsandsteins, des Muschelkalks, des Keupers und des Juras nach Osten
hin an. Der westliche Gebirgsrand der Haardt, der wie der ganze Pfälzerwald noch
vom Buntsandstein gebildet wird, und das darauffolgende Hinterland bis Lothrin-
gen ist in gleicher Weise gegliedert.

Die Rheinebene ist in ihrer heutigen Gestalt geologisch sehr jung: sie gehört in das
jüngste Erdzeitalter, das Quartär, das seit rund 1 Million Jahre andauert; sie ist von
der Aufeinanderfolge der vier Eiszeiten geformt. Die ungeheueren Wasserabflüsse
dieser Kaltzeiten, in denen wegen eines ständigen Bodenfrostes eine Versickerung
kaum stattfinden konnte, führten gewaltige Schottermengen aus den Gebirgen
heran, die das Rheintal allmählich auffüllten. Dabei liegt der Ursprung des Urrhei-
nes im oberen Oberrheingebiet selbst. Denn der Alpenrhein strömte durch die Bur-
gundische Pforte der Rhone zu. Erst nachdem ihm durch die allmähliche Hebung
der Burgundischen Pforte dieser Lauf verlegt war, fand auch der Alpenrhein seinen

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