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Probst, Hansjörg
Neckarau (Band 1): Von den Anfängen bis ins 18. Jahrhundert — Mannheim, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.3002#0049
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spätere Rheinhausen. Dieser Arm mündete beim Schnickenloch in den Rhein.
Mannheim lag immer noch rechts des Neckars.
5. Der Dornheimer Neckar

Um das Jahr 1278 -wahrscheinlich in einem außerordentlich großen Hochwasser
- verlegte der Neckar seinen Hauptlauf, indem er westlich von Seckenheim nach
Nordwesten ausbog, um in einer großen Doppelschlinge zwischen Feudenheim
und Mannheim durchzubrechen und sich nördlich von Mannheim an der späteren
Mühlau in den Rhein zu ergießen. Mannheim lag nun linksneckarisch, während
ein Großteil seiner Gemarkung rechts des Neckars blieb. Das Dorf Dornheim,
das im Bereich des heutigen Hauptfriedhofs lag, ist damals vom Hochwasser so
geschädigt worden, daß es von seinen Bewohnern aufgegeben wurde.
Obwohl wir bei der alten Neckarmündung durchaus von einem Delta sprechen kön-
nen, gab es wohl immer einen Hauptarm. Dieser ist seit der Römerzeit von Süden
nach Norden gewandert. Sicher war damals der Kloppenheimer, bei Altrip mün-
dende Arm des Neckars der Hauptarm, während in der Zeit der Gründung Necka-
raus, also im 7. oder 8. Jahrhundert, der beiNeckarau in den Gießen mündende Arm
der wichtigste war (Ortsname!). Im 9. und 10. Jahrhundert hatte wohl der Herms-
heimer Neckar die größte Bedeutung. Vom 11. bis zum 13. Jahrhundert kann ein-
deutig der Rheinhäuser-Schnickenlocher Neckar als der wichtigste Mündungsarm
ausgemacht werden; denn an ihm wurde die staufische und pfalzgräfliche Neckar-
zollstätte „Husen" errichtet. Nach 1278 gewann der nördlich von Mannheim flie-
ßende Dornheimer Neckar, der der Vorläufer unseres heutigen Neckars ist, das
größte Gewicht. Trotzdem bestand bei jedem Hochwasser Gefahr, die zuletzt 1784
Wirklichkeit wurde, daß der Neckar in ein altes Bett strömte.8 Die Rekonstruktion
dieser Neckarläufe stützt sich auf Grabungsergebnisse ebenso wie auf alte Karten,
so vor allem auf die „Spezialkarte der Gegend von Mannheim" von F. Denis aus dem
Jahre 1780, auf der man die alten Flußrinnen sehr gut erkennen kann; darüber hin-
aus sprechen die Flurnamen eine eindeutige Sprache. Näheres wird hier noch im Ka-
pitel über die Gemarkung9 zu sagen sein.

Jedenfalls zeitigten die Jahrhunderte währenden Versuche, den Neckar durch Dei-
che und Mauern zu bändigen, erst im 18. Jahrhundert Erfolge. Die pfälzische Rhein-
deichkommission unter der Leitung von Arnold Dyckerhoff errichtete in den 60er
Jahren des 18. Jahrhunderts die großen Neckarmauern in Ilvesheim und Secken-
heim und im Zusammenhang mit dem Bau der Chaussee von Mannheim nach Hei-
delberg Deiche.10 In den 90er Jahren des 18. Jahrhunderts schließlich wurde die Feu-
denheimer Doppelschleife durchstochen, um dem Neckar einen schnelleren Abfluß
an Mannheim vorbei in den Rhein zu geben.11

Als Ergebnis kann festgehalten werden, daß der Rhein zwischen Altrip und
Neckarau niemals seinen Lauf verändert hat, also Altrip immer auf der linken und
Neckarau auf der rechten Rheinseite lagen. Damit ist auch gesagt, daß der Rhein
niemals östlich von Neckarau vorbeigeflossen, sondern durch das schwere Geröll
des eiszeitlichen Urneckars immer in großem Bogen um Neckarau und den Neckar-
auer Wald geführt worden ist. Und schließlich ist es immer nur der Neckar gewesen,
der die Niederung zwischen Neckarau, Hermsheim und Mannheim beherrscht und
gestaltet hat.12
 
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