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Probst, Hansjörg
Neckarau (Band 1): Von den Anfängen bis ins 18. Jahrhundert — Mannheim, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.3002#0070
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und Gerichtsstuhlweg, Hausgiebel und Rindszunge. An alten Ackerbau erinnern die
Flurnamen Pfadgewann, Bauernschaft, Fuchsenanwender, Pfaffenanwender,
Brennacker, Spitzgewann und Schadenger. Als geschlossenes Weidengelände kom-
men die Hermsheimer Wiesen, die sich entlang der Gemarkungsgrenze zu Secken-
heim erstrecken, in Frage. Diese werden auch einfach als Weide, Viehweide oder
auch begrabte Wiesen bezeichnet womit der Mallaugraben gemeint ist. Auch hier
finden wir die Hinweise auf die gestaltende Kraft des Wassers wie Rohrlach, Kiesel-
grund, Wasserloch, Binsen, Dumpfei und Mallaugraben. Eichwäldchen, das auch
auf die Seckenheimer Gemarkung hinüberreicht, Hollerstöckel, Schwarzerlen und
schwarze Weiden erinnern an alte Feldgehölze, die Wasser lieben. Erschlossen wird
das Kloppenheimer Feld durch den Hermsheimer Gerichtsstuhlweg, den Seckenhei-
mer Breiten Weg und den Seckenheimer Fußpfad oder schmalen Pfad, der sich bei
der Hermsheimer Kirche vom Breiten Weg trennt und parallel zu diesem nach Sek-
kenheim führt.

Wenn man nun die Neckarauer Altgemarkung mit der ehemaligen Hermsheimer
Gemarkung vergleicht, dann fällt sofort in die Augen, daß das Weideland sehr un-
gleich verteilt ist. Die Neckarauer Altgemarkung besitzt viel mehr Weideland und
feuchte Wiesen als die Hermsheimer Gemarkung, deren Schwergewicht eindeutig
auf dem Ackerbau liegt. Darin könnte man ein Indiz dafür sehen, daß die Verlegung
des Dorfes Hermsheim nach Neckarau vielleicht gar nicht auf eine Hochwasserkata-
strophe zurückzuführen ist, sondern einen Zusammenschluß aufgrund wirtschaftli-
cher Überlegungen darstellt. Kann es nicht sein, daß erst die Ergänzung der Alt-
Neckarauer Gemarkung durch mehr Ackerland und andererseits die Ergänzung der
Hermsheimer Gemarkung durch mehr Weideland eine im Hinblick auf Ackerbau
und Viehzucht ausgewogene mittelalterliche Landwirtschaft ermöglichte? Dadurch
würde sich auch eine sehr zwanglose Erklärung der merkwürdigen Tatsache erge-
ben, daß die Selbständigkeit beider Dörfer und ihrer Gemarkungen ebenso bewahrt
wurde wie die völlig verschiedenen Abgabenformen aus beiden Gemarkungen. So
würden wir auch verstehen, daß die Hermsheimer zu keiner Zeit als ihres Eigentums
beraubte arme Flüchtlinge aufgetreten sind, sondern als selbstbewußte und gleich-
berechtigte Partner der Neckarauer70

7. Der Neckarauer Wald

Gemäß seiner Lage in der Rheinaue hatte Neckarau Anteil am Auwald. Diesen Au-
wald können wir in seinem Urwaldcharakter noch heute im Naturschutzgebiet der
Reißinsel kennenlernen. Neben dem Neckarauer Wald im engeren Sinne gab es auf
der Gemarkung, wie die Flurnamen erweisen, viele Haine, Wäldchen, Gehölze und
Baumgruppen. Zuerst seien hier markante Bäume und Baumgruppen genannt wie
die Aubäume im Casterfeld, die Nußbaumgruppen in verschiedenen Fluren, die na-
türlich Eigentümer hatten und genutzt wurden, wie auch die Birnbäume an der
Pfundgrübe. Eine ähnliche Rolle wie die spätere Silberpappel spielten die schwar-
zen Bäume oder Weiden, wahrscheinlich Schwarzerlen, die im Aufeid mehr als zwei
Jahrhunderte erwähnt werden. Kleine, hainartige Wäldchen oder Feldgehölze wa-
ren das Eichwäldchen zwischen dem Kloppenheimer Feld und der Seckenheimer
Gemarkung, der Papelrausch - eine Pappelgruppe - und der Loh - Im Lohr - im
Niederfeld. Der Flurname Heißgewann im Großfeld deutet auf ein früh gerodetes
Buchenwäldchen hin. Die Flurnamen Brühl und Hag weisen auf Gehölze hin, die
der Herrschaft gehören. Während die Mühl-, Pfaffen- und Hermsheimer Hecke, so-

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