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Probst, Hansjörg
Neckarau (Band 2): Vom Absolutismus bis zur Gegenwart — Mannheim, 1989

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https://doi.org/10.11588/diglit.3003#0169
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J. Neckarau als badisches Dorf 1803-1898

1. Das Großherzogtum Baden 1803/06-1918

Bekanntlich war durch den Reichsdeputationshauptschluß von 1803 die rechtsrhei-
nische Kurpfalz an die Markgrafschaft Baden gefallen.1 Deren Herrscher war seit
1738 Karl Friedrich, der sich nach der Erwerbung der pfälzischen Kurlande Kurfürst
von Baden nennen durfte. Karl Friedrich, ein tüchtiger Fürst des aufgeklärten Abso-
lutismus, hatte bereits 1796 die Zeichen der Zeit erkannt, sich vom Reichskrieg ge-
gen Frankreich getrennt und einen Geheimfrieden mit der Französischen Republik
geschlossen. Diese Politik machte sich 1803 bezahlt, als er für 400 Quadratkilometer
Land mit 25 000 Einwohnern, die er auf dem linken Rheinufer verloren hatte, über
3000 Quadratkilometer Land mit annähernd 240 000 Einwohnern rechts des Rhei-
nes bekam.

Bald stellte sich heraus, daß auch die Neuordnung von 1803 dem altersmorschen
Bau des Römisch-Deutschen Reiches keine längere Lebensdauer ermöglichte. 1804
krönte sich Napoleon Bonaparte in Paris zum Kaiser der Franzosen, wobei er aus-
drücklich an die römische Kaiserwürde und an Karl den Großen anknüpfte und da-
mit zu erkennen gab, daß er den bisherigen Inhaber dieser Würde, das Haus Habs-
burg, daraus verdrängen wollte. Kaiser Franz IL verstand dies und schuf 1804 das
österreichische Kaisertum. Nach seinem Sieg über Österreich drängte Napoleon un-
verhohlen auf die Neuordnung der deutschen Verhältnisse. In der ersten Jahres-
hälfte 1806 schlössen die süddeutschen Fürsten, darunter auch Karl Friedrich von
Baden, Sonderverträge mit dem französischen Kaiser; diese Vorgänge mündeten
am 1. 7. 1806 in die Gründung des „Rheinbundes". Daraufhin legte Kaiser Franz II.
am 6. August 1806 die Römisch-Deutsche Kaiserkrone nieder: das alte Reich hatte
aufgehört zu bestehen. Gemäß der Rheinbundakte nahm Karl Friedrich den Titel
„Großherzog von Baden" an.

Bereits 1805 hatte Baden durch den Frieden von Preßburg neuen erheblichen Land-
zuwachs erhalten: große Teile Vorderösterreichs, vor allem den Breisgau und die
Ortenau, und die Stadt Konstanz. Das enge Bündnis Badens mit dem Frankreich
Napoleons wurde im Frühjahr 1806 durch die Vermählung von Karl Friedrichs En-
kel, dem Erbprinzen Karl, mit Napoleons Adoptivtochter Stephanie Beauharnais
gefestigt. Als Brautgeschenk für Stephanie und als Belohnung für den Beitritt zum
Rheinbund erhielt Baden weiteren Gebietszuwachs, nämlich das Fürstentum Lei-
ningen, das Fürstentum Fürstenberg, die Grafschaft Wertheim-Löwenstein und
reichsritterschaftliche Gebiete im Kraichgau. Nach der Erwerbung der Grafschaft
Neuenbürg im Jahre 1810 hatte das Großherzogtum seinen späteren Umfang end-
gültig erreicht. Die Mitgliedschaft im Rheinbund brachte Karl Friedrich und seinem
Hause großen Gewinn, legte aber seinem Volke schwere Opfer an Gut und Blut auf.
Napoleon verlangte nicht nur hohe Kriegskosten sondern auch die Stellung badi-
scher Truppen. So kämpften badische Soldaten in den Heeren Napoleons in den
Jahren 1806/07 gegen Preußen und von 1808 bis 1814 in Spanien. Als Napoleon im
Jahre 1811/12 seine Große Armee gegen Rußland zusammenstellte, mußte ihm auch
Baden eine große Heeresabteilung zur Verfügung stellen. Von den über 7000 Bade-
nern, die 1812 die russische Grenze überschritten, sahen keine 400 die Heimat
wieder.

Karl Friedrich war im Jahre 1811 gestorben. Die Nachfolge trat sein Enkel Karl
(1811-1818) an. Karl war der Sohn des Erbprinzen Karl Ludwig, der jedoch bereits
im Jahre 1801 tödlich verunglückt war. Nach dem Tode seiner ersten Frau 1783 hatte

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