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Probst, Hansjörg
Neckarau (Band 2): Vom Absolutismus bis zur Gegenwart — Mannheim, 1989

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https://doi.org/10.11588/diglit.3003#0415
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Nachdem durch den Ersten Weltkrieg der Wohnungsbau fast völlig zum Erliegen ge-
kommen war und auch nach dem Krieg private Bauherren wegen der unsicheren
Geldverhältnisse in der Inflationszeit zögerten, Wohngebäude zu errichten, be-
schloß die Gartenvorstadt-Genossenschaft neben ihrem Stammgebiet, der heutigen
Gartenstadt, auch im Süden des Stadtgebiets eine Siedlung im Rahmen des sozialen
Wohnungsbaus zu errichten. Auch hier sollte eine nach der Gartenstadt-Idee ge-
plante Siedlung entstehen. In Verhandlungen mit der Stadtverwaltung erhielt die
Baugenossenschaft das Allmendgelände zwischen der Neckarauer Landstraße, dem
Neuen Mannheimer Weg (heute Steubenstraße), der Speyerer Straße und der Nie-
derfeldstraße. Beim Architekten-Wettbewerb gewann der Mannheimer Architekt
Max Schmechel den ersten Preis mit seinem Entwurf und wurde mit der Planung be-
auftragt. Im Juni 1921 wurde mit den Bauarbeiten zur Almensiedlung begonnen. Die
Bezeichnung leitete sich von dem Allmendgelände her. 50 Einfamilienhäuser bilde-
ten den Kern des späteren Stadtteils. Obwohl ursprünglich geplant war, bis Ende
dieses Jahres die ersten 50 Einfamilienhäuser unter Dach zu haben, dauerte es fast 2
Jahre, bis Anfang 1923 die ersten 50 Häuser der Almensiedlung in der Mönchwörth-
straße fertiggestellt waren. Die Explosionskatastrophe im Werk Oppau der BASF
vom August 1921 mit ihren großen Folgeschäden nahm den größten Teil der Kapazi-
tät der Baufirmen in Anspruch; dazu kamen die Preissteigerungen der beginnenden
Inflation, die die Baugenossenschaft fast an den Rand des finanziellen Zusammen-
bruchs brachten.65

1925 änderte man das Konzept einer Einfamilienhaussiedlung zugunsten von mehr-
stöckigen kostengünstigeren Mehrfamilienhäusern. So entstanden die Wohnblöcke
der Speyerer Straße und die dreigeschossigen Mehrfamilienhäuser am damaligen
Heckerplatz, der heutigen August-Bebelstraße. Insgesamt erstellte die Gartenvör-
stadtgenossenschaft in der Almensiedlung 450 Wohnungen. Die Almensiedlung war
durch Vorgärten, öffentliche Grünanlagen wie den 48er Sportplatz und Hausgärten
aufgelockert. Nach dem Almenplatz, der 1925 Almenhof genannt wurde, erhielt der
ganze auf Neckarau zuwachsende Stadtteil den Namen Almenhof. Dabei muß man
sehen, daß zwischen dem Ortsrand Neckaraus, der Germaniastraße und dem alten
Friedhof, und dem jungen Almenhof noch lange 1 bis 11/2 km freies Ackerland lag.
So entwickelte sich der Almenhof von Mannheim her auf Neckarau zu, was bis zum
heutigen Tage eine gewisse Distanzierung zwischen den Almenhöfern und Neckar-
auern bewirkte. Dies blieb auch so, als in den 30er Jahren ein privater Bauboom gro-
ßen Stils einsetzte und der Almenhof schneller auf Neckarau zuwuchs. Wie schnell
dieses Wachstum war, zeigt ein Blick auf die Bevölkerungsstatistik. 1930 lebten 1859
Einwohner auf dem Almenhof, 1939 waren es bereits 7810. Nach der Phase des Wie-
deraufbaus wurden in den 60er Jahren die letzten Baulücken zwischen Mönchwörth-
straße und Steubenstraße geschlossen und damit der bauliche Anschluß des Almen-
hofs an Neckarau hergestellt.

Schließlich war in den 30er Jahren noch ein weiteres Baugebiet auf ehemals Neckar-
auer Gemarkung entstanden. Vom Lindenhof herkommend war die Schwarzwald-
straße parallel zum Rheindamm über die westliche Speyerer Straße hinaus verlän-
gert worden und hier sowie an der Südseite der Speyerer Straße ein Villenviertel ent-
standen, das die Keimzelle der späteren Niederfeldbebauung bildete. Die Nieder-
feldbebauung setzte in den 50er Jahren mit der weiteren Fortführung der Schwarz-
waldstraße und ihrer Seitenstraßen ein vor allem, nachdem 1959/60 das Diakonis-
senkrankenhaus, 1966 das Mollgymnasium und 1969/70 das Heinrich-Lanz-Kran-
kenhaus errichtet worden waren. So entstand zwischen 1955 und 1975 der große ge-
hobene Wohnbezirk des nördlichen Niederfeldes. Seit Beginn der 80er Jahre ist der
südliche Bereich des Niederfeldes zwischen Stollenwörthweiher, der Rheingold-

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