W. WORRINGER
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nur um ein sinnloses Spiel impotenter, sensationslüsterner
Künstler, urteilsloser, der Modesuggestion unterlegener Kunst-
schreiber und abgefeimter Kunsthändler, die unter verhaltenen
Lachausbrüchen den Profit aus dieser Komödie ziehen.
Ich bestreite übrigens nicht, dass sich Vertreter dieser drei
Kategorien auch in diese neue Entwicklungsbewegung der
Kunst eingeschlichen haben. Das ist das unvermeidliche
Schicksal jeder Entwicklungsbewegung, und darum ist es kaum
zu entschuldigen, wenn man ein neues Wollen nur mit der
einen Tatsache zu diskreditieren sucht, dass belanglose Mit-
läufer es lächerlich machen.
Denn neben diesen unverantwortlichen Mitläufern stehen
ernste suchende Künstler, die bei allem sachlichen Selbst-
bewusstsein persönlich voller Bescheidenheit sind, stehen ernste
Theoretiker, die bei aller produktiven Parteinahme doch das
historische Bewusstsein und damit die kritische Besonnenheit
wahren, stehen schliesslich Kunsthändler, die bei aller selbst-
verständlichen geschäftlichen Rücksichtnahme doch mit innerer
Überzeugung und innerem Verständnis eine Bewegung fördern,
bei der das Risiko des Gewinns ein viel grösseres ist als bei dem
Vertrieb der ganz unproblematischen und anerkannten Publi-
kumsware. .
Ich habe hier nur das Recht, für die zweite Kategorie ein-
zutreten, deren Vertreter man zu den eigentlichen Prügel-
knaben der verfahrenen Situation zu machen sucht und die
man dementsprechend abkanzelt. Worin besteht nun unser
Verbrechen?
Wenn ich Vinnen recht verstehe, sind es nicht die grossen
Klassiker des Impressionismus, wie Manet, Monet, Renoir etc.,
vor deren Einfluss er die deutsche Kunst bewahren will, sondern
die sog. Jungpariser, die von C6zanne, van Gogh und Matisse
ausgehen, um eine neue Form der künstlerischen Gestaltung
zu finden.
Was man uns nun vorwirft, ist, dass wir diesen neuen Be-
strebungen, die naturgemäss vorläufig noch Experimental-
charakter tragen, ein Verstehenwollen entgegenbringen, das
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nur um ein sinnloses Spiel impotenter, sensationslüsterner
Künstler, urteilsloser, der Modesuggestion unterlegener Kunst-
schreiber und abgefeimter Kunsthändler, die unter verhaltenen
Lachausbrüchen den Profit aus dieser Komödie ziehen.
Ich bestreite übrigens nicht, dass sich Vertreter dieser drei
Kategorien auch in diese neue Entwicklungsbewegung der
Kunst eingeschlichen haben. Das ist das unvermeidliche
Schicksal jeder Entwicklungsbewegung, und darum ist es kaum
zu entschuldigen, wenn man ein neues Wollen nur mit der
einen Tatsache zu diskreditieren sucht, dass belanglose Mit-
läufer es lächerlich machen.
Denn neben diesen unverantwortlichen Mitläufern stehen
ernste suchende Künstler, die bei allem sachlichen Selbst-
bewusstsein persönlich voller Bescheidenheit sind, stehen ernste
Theoretiker, die bei aller produktiven Parteinahme doch das
historische Bewusstsein und damit die kritische Besonnenheit
wahren, stehen schliesslich Kunsthändler, die bei aller selbst-
verständlichen geschäftlichen Rücksichtnahme doch mit innerer
Überzeugung und innerem Verständnis eine Bewegung fördern,
bei der das Risiko des Gewinns ein viel grösseres ist als bei dem
Vertrieb der ganz unproblematischen und anerkannten Publi-
kumsware. .
Ich habe hier nur das Recht, für die zweite Kategorie ein-
zutreten, deren Vertreter man zu den eigentlichen Prügel-
knaben der verfahrenen Situation zu machen sucht und die
man dementsprechend abkanzelt. Worin besteht nun unser
Verbrechen?
Wenn ich Vinnen recht verstehe, sind es nicht die grossen
Klassiker des Impressionismus, wie Manet, Monet, Renoir etc.,
vor deren Einfluss er die deutsche Kunst bewahren will, sondern
die sog. Jungpariser, die von C6zanne, van Gogh und Matisse
ausgehen, um eine neue Form der künstlerischen Gestaltung
zu finden.
Was man uns nun vorwirft, ist, dass wir diesen neuen Be-
strebungen, die naturgemäss vorläufig noch Experimental-
charakter tragen, ein Verstehenwollen entgegenbringen, das