materiellen Quelle entstammen die unter falscher Zuschreibung in den Traktat übernomme-
nen Humbert-Texte3.
Folglich bleiben 46 patristische Textübernahmen, für die keine ausreichende kanonistische
Überlieferung nachweisbar ist. Dabei ist ein direkter Rückgriff auf die mit insgesamt 39 Stellen
am häufigsten zitierten Kirchenväter Ambrosius, Augustinus und Gregor I. anzunehmen,
deren nur einmal angeführte Werke Placidus angesichts der begrenzten Abfassungszeit
ebensowenig wie die der übrigen Autoren unmittelbar herangezogen haben dürfte. Nach den
Nonantolaner Bibliothekskatalogen waren fast alle im Traktat zitierten Schriften im Kloster
vorhanden4. Daß einige der Werke erst in den Katalogen des 14. und 15. Jahrhunderts
verzeichnet sind, schließt deren Vorlage zur Abfassungszeit des Traktates nicht aus5, wie auch
das Alter der erhalten gebliebenen Nonantolaner Kodizes beziehungsweise der für Fonte
Avellana angefertigten Abschriften belegt; dabei handelt es sich vor allem um die von Placidus
am häufigsten zitierten Werke, was der folgenden Untersuchung zugute kommt. Nicht mehr
berücksichtigt werden jene drei Väter-Hss., deren Verwendung für den Traktat angesichts
ihrer kanonistischen Überlieferung ausgeschlossen werden konnte6.
1. Die hauptsächlich angeführten Kirchenväter
a. Ambrosius
Die von Placidus angeführten 18 Stellen aus den Briefen des Mailänder Bischofs und aus dem
ihm zugeschriebenen Traktat De dignitate sacerdotali finden in Nonantolaner Kodizes eine
mögliche Vorlage. Lediglich für das Hymnenzitat im sechsten Traktatkapitel kann weder eine
entsprechende Sammlung in den Katalogen noch eine Einzelüberlieferung in den erhaltenen
Kodizes nachgewiesen werden, auf die der Autor aller Wahrscheinlichkeit nach zurückgegrif-
fen haben dürfte7.
Eine Sammlung der Ambrosius-Briefe, die als Vorlage hätte dienen können, findet sich nur
1331 in der Nonantolaner Bibliothek bezeugt. Ihr Fehlen in den Katalogen des 15. Jahrhun-
derts rührt daher, daß Thomas Parentucelli, der spätere Papst Nikolaus V., um die Jahres-
wende 1425/26 eine solche Briefsammlung von Nonantola nach Rom brachte8, wo sie 1455 in
seinem Nachlaßverzeichnis genannt wurde9. Daß es sich bei der heutigen Hs. Vat. Lat. 285,
sehe Promotionesreihe vermittelt worden sein, der auch die angebliche Gregor von Nazianz-Äußerung
zuzurechnen ist (s. o. S. 116). Zu den nicht eingebundenen Registerstellen Gregors I., die aber nicht der
Nonantolaner Hs. Vat. Lat. 622 entnommen sind, s. o. S. 121-126.
3 S. o. S. 120f.
4 S. u. S. 164, Übersicht 25.
5 S. o. S. 21f.
6 Zu Vat. Lat. 622 (Gregor I., Reg.) s. o. S. 121-126; zu BNRom 1524 Sess. 94 (Ps.Johannes
Chrysostomus, Opus imperfectum in Matthaeum) S. 116 und zu Vat. Lat. 9882 (Isidor, Sententiae) S. 88,
Anm. 67.
7 LdHE 6 (17: Hymnus Ambrosio attributus 77, De dedicatione ecclesiae, PL 17, Sp. 1219,8-16/25-28).
In der Hs. Rom Biblioteca Casanatense 54, die aus Nonantola stammt, liegen Bl. 81v die Hymnen 78 und
79, Sp. 1257f., vor; vgl. Moneti, S. 108, Nr. XXIIIf.
8 Vgl. R. Sabbadini, Le scoperte dei codici latini e greci nei secoli XIV e XV, Bd. 1 (Biblioteca storica del
rinascimento n.s. 4, Florenz 1905, ND ebd. 1967), S. 89f., sowie Ruysschaert, S. 34, Anm. 2.
9 Nachlaßverzeichnis vom 16. April 1455, hg. von E.Müntz - P. Fabre, La Bibliotheque du Vatican au
XVe siecle (Bibliotheque des ecoles frangaises d'Athenes et de Rom 48, Paris 1887), S. 63,25f.
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nen Humbert-Texte3.
Folglich bleiben 46 patristische Textübernahmen, für die keine ausreichende kanonistische
Überlieferung nachweisbar ist. Dabei ist ein direkter Rückgriff auf die mit insgesamt 39 Stellen
am häufigsten zitierten Kirchenväter Ambrosius, Augustinus und Gregor I. anzunehmen,
deren nur einmal angeführte Werke Placidus angesichts der begrenzten Abfassungszeit
ebensowenig wie die der übrigen Autoren unmittelbar herangezogen haben dürfte. Nach den
Nonantolaner Bibliothekskatalogen waren fast alle im Traktat zitierten Schriften im Kloster
vorhanden4. Daß einige der Werke erst in den Katalogen des 14. und 15. Jahrhunderts
verzeichnet sind, schließt deren Vorlage zur Abfassungszeit des Traktates nicht aus5, wie auch
das Alter der erhalten gebliebenen Nonantolaner Kodizes beziehungsweise der für Fonte
Avellana angefertigten Abschriften belegt; dabei handelt es sich vor allem um die von Placidus
am häufigsten zitierten Werke, was der folgenden Untersuchung zugute kommt. Nicht mehr
berücksichtigt werden jene drei Väter-Hss., deren Verwendung für den Traktat angesichts
ihrer kanonistischen Überlieferung ausgeschlossen werden konnte6.
1. Die hauptsächlich angeführten Kirchenväter
a. Ambrosius
Die von Placidus angeführten 18 Stellen aus den Briefen des Mailänder Bischofs und aus dem
ihm zugeschriebenen Traktat De dignitate sacerdotali finden in Nonantolaner Kodizes eine
mögliche Vorlage. Lediglich für das Hymnenzitat im sechsten Traktatkapitel kann weder eine
entsprechende Sammlung in den Katalogen noch eine Einzelüberlieferung in den erhaltenen
Kodizes nachgewiesen werden, auf die der Autor aller Wahrscheinlichkeit nach zurückgegrif-
fen haben dürfte7.
Eine Sammlung der Ambrosius-Briefe, die als Vorlage hätte dienen können, findet sich nur
1331 in der Nonantolaner Bibliothek bezeugt. Ihr Fehlen in den Katalogen des 15. Jahrhun-
derts rührt daher, daß Thomas Parentucelli, der spätere Papst Nikolaus V., um die Jahres-
wende 1425/26 eine solche Briefsammlung von Nonantola nach Rom brachte8, wo sie 1455 in
seinem Nachlaßverzeichnis genannt wurde9. Daß es sich bei der heutigen Hs. Vat. Lat. 285,
sehe Promotionesreihe vermittelt worden sein, der auch die angebliche Gregor von Nazianz-Äußerung
zuzurechnen ist (s. o. S. 116). Zu den nicht eingebundenen Registerstellen Gregors I., die aber nicht der
Nonantolaner Hs. Vat. Lat. 622 entnommen sind, s. o. S. 121-126.
3 S. o. S. 120f.
4 S. u. S. 164, Übersicht 25.
5 S. o. S. 21f.
6 Zu Vat. Lat. 622 (Gregor I., Reg.) s. o. S. 121-126; zu BNRom 1524 Sess. 94 (Ps.Johannes
Chrysostomus, Opus imperfectum in Matthaeum) S. 116 und zu Vat. Lat. 9882 (Isidor, Sententiae) S. 88,
Anm. 67.
7 LdHE 6 (17: Hymnus Ambrosio attributus 77, De dedicatione ecclesiae, PL 17, Sp. 1219,8-16/25-28).
In der Hs. Rom Biblioteca Casanatense 54, die aus Nonantola stammt, liegen Bl. 81v die Hymnen 78 und
79, Sp. 1257f., vor; vgl. Moneti, S. 108, Nr. XXIIIf.
8 Vgl. R. Sabbadini, Le scoperte dei codici latini e greci nei secoli XIV e XV, Bd. 1 (Biblioteca storica del
rinascimento n.s. 4, Florenz 1905, ND ebd. 1967), S. 89f., sowie Ruysschaert, S. 34, Anm. 2.
9 Nachlaßverzeichnis vom 16. April 1455, hg. von E.Müntz - P. Fabre, La Bibliotheque du Vatican au
XVe siecle (Bibliotheque des ecoles frangaises d'Athenes et de Rom 48, Paris 1887), S. 63,25f.
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