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Leon Batista Alberti.

Rucela'i (8traäa äolla 8ca1s) über einen wichtigen Punkt
vielleicht das erste Beispiel der Rückkehr zu den wahren Grund-
sätzen der Kunst und des guten Geschmackes gegeben. Ich
spreche von der doppelten welche zu diesem Palaste
gehört. Man sah ihn hier den Gebrauch der Zeiten des Ver-
falls der alterthümlichen Architektur verlassen: einen Gebrauch
welcher fast bei allen damaligen Gebäuden erneuert wurde und
darin bestand, daß man Bogen auf Säulen stützte. Bogen
bringen entweder wirklich oder anscheinend die Wirkung eines
Drucks hervor, welcher einen Widerstand erfordert. Die Säule
aber genügt, wegen ihrer wirklichen oder anscheinenden Schwäche,
in dieser Beziehung weder der Vernunft noch dem Geschmacke;
Beide sagen, daß Bogen auf Pfeiler gestützt seyn wollen.
Man will keineswegs in Abrede stellen, daß kurz vor dem
Verfall und bei der Wiederherstellung der Künste nicht Bogen
von Ziegelsteinen mit großer Solidität auf Säulen von Mar-
mor und zwar in Gebäuden aufgeführt worden, die sich durch
ihren Geschmack noch jetzt empfehlen. Auch wird man einge-
stehen müssen, daß manchmal die Nothwendigkeit, oder die
bequeme Nähe vortheilhafter Materialien oder örtliche Ursachen
diesen Gebrauch entschuldigen konnten. Zur Zeit Alberti's
war er allgemein; aber er hatte die Ehre, die Säulenordnungen
auf das System der Gurten oder Architraven zurückzuführen;
und die doppelte des Palastes Rucela'i war das
erste Denkmal, bei welchem man das klassische System der
griechischen Architektur wieder in seiner ganzen Reinheit er-
scheinen sah.
Die Kapelle Rucela'i in der Kirche 8an kaueratio ist eben-
falls ein sehr geschätztes Werk Alberti's. Man findet hier die
nämliche Methode angewendet, welche bald die Methode aller
wahren Architekten und aller derjenigen wurde, welche die Über-
zeugung erlangt, daß die Architektur ihre Schönheiten nur ihrer
Uebereinstimmung mit der Vernunft verdankt.
 
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