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San Micheli,
geboren zu Verona im Jahre 1484, gestorben im Jahre 1549.

Italien verdankte mehr als einer Ursache, die man hier mit
Stillschweigen übergehen wird, den Vorrang und besonders
die Priorität, die es in sehr vielen Werken der Kunst und
der Wissenschaften vor allen übrigen Europäischen Nationen
erlangt. Man muß gestehen, daß bei ihm fortwährend wenig-
stens noch einige Strahlen jenes alterthümlichen Lichtes leuch-
teten, dessen Brennpunkt es es ehemals war und von welchem
die übrigen Länder nur einen flüchtigen Schimmer erhielten,
der durch die Nacht des Mittelalters verdunkelt wurde. Ueber-
all hatte das neue Italien noch Ueberreste von der Pracht
des alten aufbewahrt. Seine Sprache selbst, ein ausgearteter
Dialekt der lateinischen, erhielt die neuen Einwohner in einer
ununterbrochenen Verbindung mit den Überlieferungen und
den Kenntnissen des Altherthums. Als endlich beim Sturz
des Orientalischen Kaiserthums die Byzantinischen Gelehrten
sich in ihre Mitte flüchteten, fanden sich die Italiener bald
in die Kultur der griechischen Künste und Wissenschaften einge-
weiht, während dem man anderwärts noch die Elemente der-
selben nicht kannte.
Nebstdem brachte die Zerstücklung des neuen Italiens in
kleine, auf einander eifersüchtige Staaten, einen Wetteifer unter
denselben hervor, welcher geeignet war, sie stets zu neuen
Anstrengungen aller Art aufzumuntern. Mehrere dieser kleinen
 
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