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Michel Angelo Bonaroti. 229
seines Diensteifers, indem er ihnen in kurzer Zeit fünf Plane
zum Vorschein brachte, und ihnen die Wahl unter denselben
frei stellte. Sie wählten den reichsten. „Wenn man ihn
ausführt", sagte Michel Angelo, „so wird man einen
Tempel haben, wie die Griechen und Römer nie
einen hatten." Man legte Hand an's Werk; aber bald
fingen die Fonds an zu mangeln, das Werk wurde ausgesetzt
und nicht wieder begonnen, denn die gegenwärtige Kirche
dieses Namens steht mit dem Plane Michel Angelo's in gar
keiner Beziehung.
Der Papst war sehr ungeduldig, die St. Peterskirche be-
endigt zu sehen. Die Arbeiten wurden mit solcher Thätigkeit
betrieben, daß im Jahre 1557 die Hauptgewölbe der Schiffe
so wie die Trommel und der Thurm des Dorns mit allen
Details vollendet waren. Michel Angelo bestimmte hierauf in
einem hölzernen Modell, woran alle Maaße mit der größten
Genauigkeit angemerkt waren, Alles, was noch zu thun übrig
blieb. Dieses Modell erhielt den allgemeinsten Beifall, und
wurde in Allem, was die Kuppel betrifft, pünklich befolgt.
Dieß ist vielleicht der einzige Theil, an welchem seitdem Nichts
geändert worden.
Da indessen Michel Angelo sich dem Ziele seines langen
Lebens immer mehr näherte, fühlte er das Bedürfniß eines
Stellvertreters bei den Arbeiten der St. Peterskirche, und zwar
eines solchen, der feine Beistimmung habe. Die Jntrigue be-
gann nun aufs Neue; man drängte sich an den Papst. Die
Commissäre der Kirchenfabrik, unter welchen die Faktion San
Gallo's noch ihre Anhänger hatte, waren so thätig, daß es
ihnen gelang, die Wahl auf einen gewissen Nanni di Baccio
Bigio zu lenken, welcher bei mehr als einer Gelegenheit Be-
weise seiner Unfähigkeit abgelegt. Es dauerte nicht lange, so
zeigte er sich hier durch mehr als einen Fehler in feiner ganzen
Blöße. Michel Angelo wendete sich persönlich an den Papst,
 
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