92
Geschichte Raphaels
ten in einer Landschaft, und halt in der einen Hand ein Buch,
mit der andern das göttliche Kind, welches seinen linken Arm um
den Hals der Mutter schlingt und mit der rechten Hand nach ei-
nem von Rosen gebildeten Kreuze greift, das der kleine Johan-
nes, auf den Knien liegend, ihm überreicht. Man fühlr den pro-
phetischen Sinn, der unter dieser anscheinend kindischen Spielerei
verborgen ist. Der Charakter der drei Personen und der melan-
cholische Ausdruck ihrer Attitüden verrathen allein, daß ein trau-
riges Vorgefühl ihnen die Geheimnisse der Passion schon offenbart
haben mag.
Die Madonna llells lenäkl. Gest, von Loscht.
Dieses reizende Gemälde, welches ganz authentisch von Ra-
phael herrührt, seiner zweiten Manier angehört und den Beina-
men tlellir UmlL führt, weil eine ausgespannte Leinwand größ-
tentheils seinen Hintergrund bildet, blieb lange Zeit ungekannt
durch eine Reihe von Wechselfallen, deren Aufzählung uns hier
zu weit führen würde; seit wenigen Jahren ist es wieder zum
Vorschein gekommen, und macht eine der seltensten Zierden des
Museums in Turin aus. Die Jungfrau ist darin sitzend bis zur
Hälfte des Körpers und im Profil gesehen dargestellt. Sie hält
das göttliche Kind in ihren Armen; dieses dreht sich um, indem
es den Kopf in die Höhe hebt, und richtet seine Blicke auf den
kleinen Johannes, von dem man nur den Kopf erblickt; eine ein-
fache, naive Composition, die in Hinsichr auf die NȊona llslls
und in Bezug auf das Colorit an den Ton in der heil.
Cäcilie erinnert.
Zweite Classe der Madonnenbilder Raphaels.
Vielleicht werden wir noch mehr in Verlegenheit gerathen
bei der Auswahl unter den Madonnen Raphaels, welche nach der
von uns festgesetzten Unterscheidung, zur zweiten Classe derselben
gehören, die wir mit dem Namen heilige Familien bezeichnen.
Was man so nennt, sind in der That wahre Familienbilder,
mehr oder weniger bedeutende Compositionen, von denen einige
sogar 5 — 7 Figuren in sich vereinigen. Es ist jedoch nicht un-
sere Absicht, diese zweite Abtheilung durch die Beschreibung der
berühmtesten dieser Werke zu weit auszudehnen. Dieselben wer-
den nach Maßgabe ihres Datums eine ausgedehntere Erwähnung
Geschichte Raphaels
ten in einer Landschaft, und halt in der einen Hand ein Buch,
mit der andern das göttliche Kind, welches seinen linken Arm um
den Hals der Mutter schlingt und mit der rechten Hand nach ei-
nem von Rosen gebildeten Kreuze greift, das der kleine Johan-
nes, auf den Knien liegend, ihm überreicht. Man fühlr den pro-
phetischen Sinn, der unter dieser anscheinend kindischen Spielerei
verborgen ist. Der Charakter der drei Personen und der melan-
cholische Ausdruck ihrer Attitüden verrathen allein, daß ein trau-
riges Vorgefühl ihnen die Geheimnisse der Passion schon offenbart
haben mag.
Die Madonna llells lenäkl. Gest, von Loscht.
Dieses reizende Gemälde, welches ganz authentisch von Ra-
phael herrührt, seiner zweiten Manier angehört und den Beina-
men tlellir UmlL führt, weil eine ausgespannte Leinwand größ-
tentheils seinen Hintergrund bildet, blieb lange Zeit ungekannt
durch eine Reihe von Wechselfallen, deren Aufzählung uns hier
zu weit führen würde; seit wenigen Jahren ist es wieder zum
Vorschein gekommen, und macht eine der seltensten Zierden des
Museums in Turin aus. Die Jungfrau ist darin sitzend bis zur
Hälfte des Körpers und im Profil gesehen dargestellt. Sie hält
das göttliche Kind in ihren Armen; dieses dreht sich um, indem
es den Kopf in die Höhe hebt, und richtet seine Blicke auf den
kleinen Johannes, von dem man nur den Kopf erblickt; eine ein-
fache, naive Composition, die in Hinsichr auf die NȊona llslls
und in Bezug auf das Colorit an den Ton in der heil.
Cäcilie erinnert.
Zweite Classe der Madonnenbilder Raphaels.
Vielleicht werden wir noch mehr in Verlegenheit gerathen
bei der Auswahl unter den Madonnen Raphaels, welche nach der
von uns festgesetzten Unterscheidung, zur zweiten Classe derselben
gehören, die wir mit dem Namen heilige Familien bezeichnen.
Was man so nennt, sind in der That wahre Familienbilder,
mehr oder weniger bedeutende Compositionen, von denen einige
sogar 5 — 7 Figuren in sich vereinigen. Es ist jedoch nicht un-
sere Absicht, diese zweite Abtheilung durch die Beschreibung der
berühmtesten dieser Werke zu weit auszudehnen. Dieselben wer-
den nach Maßgabe ihres Datums eine ausgedehntere Erwähnung