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Galerie Flechtheim [Contr.]
Der Querschnitt — 1.1921

DOI issue:
Heft 1
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Schickele, René: Für Marie Laurencin
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https://doi.org/10.11588/diglit.62259#0077
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Obhut, als sie vom Berner Hochland zum grossem, wenn auch flachen
Horizont der Norddeutschen Tiefebene niederstieg. Marie Laurencin
bewunderte die Köter masslos. Dies machte sie noch geheimnis-
voller.
Mehr hätte ich über jeden einzelnen der beiden Künstler
kaum zu sagen.
Jedoch, sie haben
sich zusammengetan,
um ein Beispiel zu
geben. Der Fall ist
bemerkenswert. In
der nationalen Buch-
führung wird Marie
Laurencin als Fran-
zösin geführt, Adolf
von Hatzfeld als
Deutscher.
Die Malerin ver-
steht von den Versen
des Dichters keine
Silbe. Der Dichter
ist blind. Mich er-
greift diese unbe-
dingte Bereitwillig-
keit zur Kamerad-
schaft bei geprüften
Menschen, die zwei
einander fremden und
noch immer blutig
verfeindeten Rassen
angehören, und die nichts andres zusammengeführt hat als der
Ville zum Bekenntnis. Dadurch wird die Angelegenheit, die in
jedem Falle vorbildlich gewesen wäre, eine prinzipielle.
Man hat zusammenzustehn, unbedingt, und wäre es nur, weil
Idioten und Beutelschneider einen trennen wollen.
Man hat zusammenzustehn, weil man, selbst blind und taub,
tiefer zu einander gehört als zu den Horden von Landsleuten, die
Gesicht und Gehör nur besitzen, um im Stande dieser Gnade zu
lügen, zu stehlen und — grösste Stunde ihres Lebens —- in
Massen zu morden.

Artur Kaufmann von Hatzfeld (Radierung')
(Beilage zur Mappe „Sommer“)


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