düng zwischen raffiniertestem Luxus und auserlesenem Geschmack, ver-
mischt mit der gröberen Sentimentalität des Volkes.
Dem „Moulin Rouge“, der seine Pforten im vergangenen Jahr geöffnet
hat, verdanken wir die Entdeckung der Hoffmann-Girls, deren Einfluß
auf den Tanz der Music-Hall nicht zu leugnen ist: denn sofort sah man
in anderen Theatern Gruppen amerikanischer und englischer Tänzerinnen
auftauchen.
Die „Folies Bergöres“ bieten uns kaum Überraschungen. Ein beträcht-
licher Stamm fremder Besucher kennt die Wege dieser Music-Hall, deren
Zurschaustellen nackter Körper oft das rechte Maß entbehrt. Auf
dieser Bühne werden die Revuen nach sehr viel begrenzteren und älteren
Regeln gemacht als irgendwo anders. Aber der Gang der Aufführung
wird von Meisterhänden geleitet, und der moderne Rhythmus der Music-
Hall wird in vollkommener Weise beachtet.
Vom „Palace“ haben wir, jedenfalls bis heute, keine großen Neue-
rungen erwartet, allerdings hat er die gute Aufmachung nicht vernach-
lässigt. Aber der Begriff der Revue kommt hier noch ziemlich unsicher
zum Ausdruck. Man unterscheidet zu sehr einen für die breite Masse
und einen für die Ausländer aufgemachten Teil, deren Verschmelzung noch
nicht gelungen ist.
Wie auch anderswo befinden sich die Music-Halls mit Varietö-Programm
in Paris zweifellos in einer Krise, die sie vergeblich zu vertuschen bemüht
sind. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die einzelnen Nummern kaum
Neues bieten — was sicherlich durch den Wechsel bedingt ist —, und daß
wir ein wenig zu oft die gleichen Gesichter und die gleichen Körper sehen.
Little Tich und Grock bilden die wirksamste Anziehungskraft dieser
Theater. Mayol ist der beliebteste Chansonssänger der Pariser, und Damia,
Yvonne Georges und Germaine Lix sind die Frauen, die den größten
Reiz auf die Zuschauer ausüben.
Aber hiermit streifen wir schon das Gebiet des Cafe-concert, das
nicht mehr innerhalb der Grenzen dieses Artikels liegt. Was heute über
die Music-Hall in Frankreich zu sagen ist, das ist die künstlerische
Bedeutung, die sie
dort erlangt hat. Die
Music-Hall ist heute
einer der wichtigsten
Faktoren der lite-
rarischen Weiterent-
wicklung, und selbst
auf dem Gebiet der
Musik kann man
leicht ihre Spuren
verfolgen. Vielleicht
ist auch unter ihren
vielen Zuschauern ein
junger Shakespeare,
der sie bewundert
und studiert und
aus ihrem Wirrwarr
heraus das geniale
Werk zu kristallisie-
ren versteht, das wir
erwarten, um unse-
rer Schau:pielkunst
neues Leben zuzu-
führen.
1038
mischt mit der gröberen Sentimentalität des Volkes.
Dem „Moulin Rouge“, der seine Pforten im vergangenen Jahr geöffnet
hat, verdanken wir die Entdeckung der Hoffmann-Girls, deren Einfluß
auf den Tanz der Music-Hall nicht zu leugnen ist: denn sofort sah man
in anderen Theatern Gruppen amerikanischer und englischer Tänzerinnen
auftauchen.
Die „Folies Bergöres“ bieten uns kaum Überraschungen. Ein beträcht-
licher Stamm fremder Besucher kennt die Wege dieser Music-Hall, deren
Zurschaustellen nackter Körper oft das rechte Maß entbehrt. Auf
dieser Bühne werden die Revuen nach sehr viel begrenzteren und älteren
Regeln gemacht als irgendwo anders. Aber der Gang der Aufführung
wird von Meisterhänden geleitet, und der moderne Rhythmus der Music-
Hall wird in vollkommener Weise beachtet.
Vom „Palace“ haben wir, jedenfalls bis heute, keine großen Neue-
rungen erwartet, allerdings hat er die gute Aufmachung nicht vernach-
lässigt. Aber der Begriff der Revue kommt hier noch ziemlich unsicher
zum Ausdruck. Man unterscheidet zu sehr einen für die breite Masse
und einen für die Ausländer aufgemachten Teil, deren Verschmelzung noch
nicht gelungen ist.
Wie auch anderswo befinden sich die Music-Halls mit Varietö-Programm
in Paris zweifellos in einer Krise, die sie vergeblich zu vertuschen bemüht
sind. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die einzelnen Nummern kaum
Neues bieten — was sicherlich durch den Wechsel bedingt ist —, und daß
wir ein wenig zu oft die gleichen Gesichter und die gleichen Körper sehen.
Little Tich und Grock bilden die wirksamste Anziehungskraft dieser
Theater. Mayol ist der beliebteste Chansonssänger der Pariser, und Damia,
Yvonne Georges und Germaine Lix sind die Frauen, die den größten
Reiz auf die Zuschauer ausüben.
Aber hiermit streifen wir schon das Gebiet des Cafe-concert, das
nicht mehr innerhalb der Grenzen dieses Artikels liegt. Was heute über
die Music-Hall in Frankreich zu sagen ist, das ist die künstlerische
Bedeutung, die sie
dort erlangt hat. Die
Music-Hall ist heute
einer der wichtigsten
Faktoren der lite-
rarischen Weiterent-
wicklung, und selbst
auf dem Gebiet der
Musik kann man
leicht ihre Spuren
verfolgen. Vielleicht
ist auch unter ihren
vielen Zuschauern ein
junger Shakespeare,
der sie bewundert
und studiert und
aus ihrem Wirrwarr
heraus das geniale
Werk zu kristallisie-
ren versteht, das wir
erwarten, um unse-
rer Schau:pielkunst
neues Leben zuzu-
führen.
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