EXPRESSZUG
Von
VALERY LARBAUD
Reich mir dein Donnerdröhnen, Luxuszug,
Und deinen pfeilgeschwinden und so federleichten Lauf,
Dein Gleiten nächtens quer durch das erleuchtete Europa
Und deine herzbeklemmende Musik,
Die deine Gänge auf und nieder dröhnt,
Die lederausgeschlagen und vergoldet sind,
Indessen hinter den lackierten Türen
Mit ihren Klinken schweren Kupfers
Die Millionäre schlafen.
Durch deine Gänge streif ich halblaut singend
Und folge deinem Kurs nach Wien und Budapest
Und mische meine Stimme mit den hunderttausend Stimmen,
Die dein sind, D-Zug.
Zum erstenmal hab ich des Lebens Süße ausgekostet
In der Kabine eines Nordexpreß,
Wirballen—Pskow.
Wir glitten über Wiesen, wo am Fuße
Von Gruppen großer Bäume, die wie Hügel
Erschienen, Schäfer sichtbar wurden, die
In rohen, schmutzigen Hammelfellen steckten ...
(Es war um acht Uhr morgens, und die schöne Sängerin
Mit ihren veilchenblauen Augen sang in der Kabine nebenan).
Und, große Fensterscheiben, ihr, durch deren Rahmen
Sibirien mir vorbeiglitt und die Berge
Von Samnium; das rauhe, blumenlose
Kastilien und das Meer von Marmara in lauem Regen.
Reicht, Orientexpreß, Südbrennerbahn,
Reicht eure wunderbaren dumpfen
Geräusche mir und euren Quintenrhythmus,
Reicht mir das leichte, mühelose Atemholen
Der schlanken und erhabenen Maschinen
Mit den gemächlichen Bewegungen;
Der Blitzzüge Maschinen, die
Ganz ohne Anstrengung vier gelbe Wagen goldbeschriftet
Durch Serbiens einsame Gebirge ziehn
Und weiter durch Bulgarien voll von Rosen.
302
Von
VALERY LARBAUD
Reich mir dein Donnerdröhnen, Luxuszug,
Und deinen pfeilgeschwinden und so federleichten Lauf,
Dein Gleiten nächtens quer durch das erleuchtete Europa
Und deine herzbeklemmende Musik,
Die deine Gänge auf und nieder dröhnt,
Die lederausgeschlagen und vergoldet sind,
Indessen hinter den lackierten Türen
Mit ihren Klinken schweren Kupfers
Die Millionäre schlafen.
Durch deine Gänge streif ich halblaut singend
Und folge deinem Kurs nach Wien und Budapest
Und mische meine Stimme mit den hunderttausend Stimmen,
Die dein sind, D-Zug.
Zum erstenmal hab ich des Lebens Süße ausgekostet
In der Kabine eines Nordexpreß,
Wirballen—Pskow.
Wir glitten über Wiesen, wo am Fuße
Von Gruppen großer Bäume, die wie Hügel
Erschienen, Schäfer sichtbar wurden, die
In rohen, schmutzigen Hammelfellen steckten ...
(Es war um acht Uhr morgens, und die schöne Sängerin
Mit ihren veilchenblauen Augen sang in der Kabine nebenan).
Und, große Fensterscheiben, ihr, durch deren Rahmen
Sibirien mir vorbeiglitt und die Berge
Von Samnium; das rauhe, blumenlose
Kastilien und das Meer von Marmara in lauem Regen.
Reicht, Orientexpreß, Südbrennerbahn,
Reicht eure wunderbaren dumpfen
Geräusche mir und euren Quintenrhythmus,
Reicht mir das leichte, mühelose Atemholen
Der schlanken und erhabenen Maschinen
Mit den gemächlichen Bewegungen;
Der Blitzzüge Maschinen, die
Ganz ohne Anstrengung vier gelbe Wagen goldbeschriftet
Durch Serbiens einsame Gebirge ziehn
Und weiter durch Bulgarien voll von Rosen.
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