Käte Wilczyski
kum des Westens, der Beachtung viel würdiger als die kleinen fortschrittlichen
Prätensionen, die höchstens achtzig Jahre alt sind. Es ist stets ein Gewinn, einen
anderen, einen neuen Aspekt von einem Ding zu sehen, immer einige elementare
Bedingungen vorausgesetzt, über die sogleich einiges gesagt werden soll. Hier will
ich nur bemerken, daß es etliche seltsame Skeptiker gibt, die, wenn sie hundert
Facetten eines Diamanten gesehen haben, zu dem erstaunlichen Schluß gelangen,
es gebe überhaupt keinen Diamanten. Aber selbst diese Vertreter der extra-
vagantesten Verneinung sind, glaube ich, im Osten nicht minder verbreitet als im
Westen.
Ein Argument Mr. Mettas ist besonders schlagkräftig — und in diesem stimme
ich besonders mit ihm überein —, wenn er nämlich behauptet, daß ein großer Teil
der modernen Demokratie, oder dessen, was man im Westen Demokratie nennt,
sich schwer an dem Ideal der Freiheit versündigt habe. Die Demokratie hat sich
in Angelegenheiten der Bürger eingemischt, um die sich viele orientalische Des-
poten, ja alle Arten von Despoten, nie gekümmert haben. Ich glaube Herrn Metta
gern, daß solche Einmengungen den alten asiatischen Autokratien fremd gewesen
sind, sie sind nämlich auch den alten europäischen Autokratien fremd gewesen.
Wenn man eine Liste der Dinge anlegt, die der gewöhnliche arme Bauer zu tun
wünscht, findet man, daß die modernen Philanthropen eine viel größere Unter-
drückung üben als Iwan der Schreckliche oder Torquemada. Der Durchschnitts-
mensch mit der Heugabel hat gewöhnlich nicht daran gedacht, eine Schmähschrift
gegen die Verfassung zu schreiben; er wurde auch nur selten von dem Wunsch
nach einer Kapelle beunruhigt, in welcher er eine neue, feine Schattierung der Drei-
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