4. Keine internationalen Verpflichtungen. „Ich will mit den Londoner Taschen-
dieben nichts zu schaffen haben", erklärt Big Bill. „Mag jedes Land seinen eigenen
Gang haben." Ansonsten läßt Big Bill dem Kongreß und dem Weißen Haus freie
Hand. Er ist sehr beliebt, weil er Base-Ball und einige ethische Sekten unterstützt.
DIE SÜDAMERIKANISCHEN STAATEN
Die Staaten von Mittel- und Südamerika habe ich nicht aufgesucht; ich glaube,
daß es dort nichts zu lernen gibt. Ein Rotarianer, der von dort heimkehrte,
erzählte mir: „Hören Sie, der Teufel soll sich in ihrer Politik auskennen. Ich war
in einer ihrer Hauptstädte, hallo, welche war es denn bloß, so was wie La Paz oder
Santiago oder so ähnlich; als ich den Bahnhof verließ, fuhr mir ein Schuß durch
den Hut, und ein Polizist schrie mir zu, ich solle mich auf den Boden werfen.
Also habe ich mich hingelegt und gewartet, bis die Schießerei aufhörte. Dann
erkundigte ich mich bei meinen Geschäftsfreunden, was denn eigentlich los ge-
wesen sei. Einer sagte mir, es sei bloß eine Revolte der bürgerlichen Partei gegen
die militärische gewesen. Ein anderer behauptete, daß da irgendwelche Coelhas
ihre persönlichen und Familienangelegenheiten mit irgendwelchen Nunez zur
Austragung brächten. Ein dritter wußte, daß die einen Burschen von der Vacuum
Oil und die andern von der Copper Mines Corporation aus Winnipeg finanziert
würden, und daß es sich um irgendein Schurfrecht handelte. Ein vierter belehrte
mich, daß es ein entschiedener Erfolg der katholischen Partei über die ver-
dammten Ungläubigen sei, die von den nordamerikanischen Freimaurern be-
stochen wären. Der fünfte urteilte, es sei ein Sieg des modernen Amerika über die
Pfaffen, welche vertrottelte Mauleseltreiber, Mischlinge und Peonen in fruchtlosen
Kampf gegen die Zivilisation führen. Dem sechsten zufolge war es nur ein Ge-
plänkel zwischen Regierungstruppen und Gebirgsbanditen, die plündern wollten.
Also ich kenne mich nicht aus. Wissen Sie, falls die Leute dort unten auch eine
Geschichte ihres Vaterlandes schreiben, dann möchte ich dort nicht in die Schule
gehen und sie lernen. Hören Sie, sofern Sie nicht geschäftehalber dorthin gehen,
bleiben Sie lieber hier und schauen Sie sich mal Big Bills Gallery an. Da sehn Sie
wenigstens, was Kultur ist."
DIE SOWJETRUSSISCHE UNION
Seit Menschengedenken wurde immer und wird bis heutigentags behauptet,
daß das Sowjetregime in Rußland heute oder morgen zusammenbrechen müsse.
Ich habe daher das weite Rußland mit einiger Befürchtung bereist, es könnte das
besagte Regime während meiner Reise zusammenbrechen; dies geschah aber nicht
und wird offenbar erst im kommenden Monat erfolgen.
In Moskau eingetroffen, wurde ich sogleich zu einem höheren Funktionär
berufen, der mich wohlwollend über den Zweck meiner Reise ausholte. Als ich
ihm sagte, daß ich gern die politischen Verhältnisse studieren möchte, war er die
Liebenswürdigkeit in Person und teilte mir zwei Polizeiagenten zu, damit ich, wie
er bemerkte, nicht irrtümlich verhaftet oder sonstwie belästigt würde. Überdies
wurde mir ein amtliches Auto zur Verfügung gestellt und ein genaues Programm
ausgearbeitet über alles, was ich besichtigen müsse. Ich sah:
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dieben nichts zu schaffen haben", erklärt Big Bill. „Mag jedes Land seinen eigenen
Gang haben." Ansonsten läßt Big Bill dem Kongreß und dem Weißen Haus freie
Hand. Er ist sehr beliebt, weil er Base-Ball und einige ethische Sekten unterstützt.
DIE SÜDAMERIKANISCHEN STAATEN
Die Staaten von Mittel- und Südamerika habe ich nicht aufgesucht; ich glaube,
daß es dort nichts zu lernen gibt. Ein Rotarianer, der von dort heimkehrte,
erzählte mir: „Hören Sie, der Teufel soll sich in ihrer Politik auskennen. Ich war
in einer ihrer Hauptstädte, hallo, welche war es denn bloß, so was wie La Paz oder
Santiago oder so ähnlich; als ich den Bahnhof verließ, fuhr mir ein Schuß durch
den Hut, und ein Polizist schrie mir zu, ich solle mich auf den Boden werfen.
Also habe ich mich hingelegt und gewartet, bis die Schießerei aufhörte. Dann
erkundigte ich mich bei meinen Geschäftsfreunden, was denn eigentlich los ge-
wesen sei. Einer sagte mir, es sei bloß eine Revolte der bürgerlichen Partei gegen
die militärische gewesen. Ein anderer behauptete, daß da irgendwelche Coelhas
ihre persönlichen und Familienangelegenheiten mit irgendwelchen Nunez zur
Austragung brächten. Ein dritter wußte, daß die einen Burschen von der Vacuum
Oil und die andern von der Copper Mines Corporation aus Winnipeg finanziert
würden, und daß es sich um irgendein Schurfrecht handelte. Ein vierter belehrte
mich, daß es ein entschiedener Erfolg der katholischen Partei über die ver-
dammten Ungläubigen sei, die von den nordamerikanischen Freimaurern be-
stochen wären. Der fünfte urteilte, es sei ein Sieg des modernen Amerika über die
Pfaffen, welche vertrottelte Mauleseltreiber, Mischlinge und Peonen in fruchtlosen
Kampf gegen die Zivilisation führen. Dem sechsten zufolge war es nur ein Ge-
plänkel zwischen Regierungstruppen und Gebirgsbanditen, die plündern wollten.
Also ich kenne mich nicht aus. Wissen Sie, falls die Leute dort unten auch eine
Geschichte ihres Vaterlandes schreiben, dann möchte ich dort nicht in die Schule
gehen und sie lernen. Hören Sie, sofern Sie nicht geschäftehalber dorthin gehen,
bleiben Sie lieber hier und schauen Sie sich mal Big Bills Gallery an. Da sehn Sie
wenigstens, was Kultur ist."
DIE SOWJETRUSSISCHE UNION
Seit Menschengedenken wurde immer und wird bis heutigentags behauptet,
daß das Sowjetregime in Rußland heute oder morgen zusammenbrechen müsse.
Ich habe daher das weite Rußland mit einiger Befürchtung bereist, es könnte das
besagte Regime während meiner Reise zusammenbrechen; dies geschah aber nicht
und wird offenbar erst im kommenden Monat erfolgen.
In Moskau eingetroffen, wurde ich sogleich zu einem höheren Funktionär
berufen, der mich wohlwollend über den Zweck meiner Reise ausholte. Als ich
ihm sagte, daß ich gern die politischen Verhältnisse studieren möchte, war er die
Liebenswürdigkeit in Person und teilte mir zwei Polizeiagenten zu, damit ich, wie
er bemerkte, nicht irrtümlich verhaftet oder sonstwie belästigt würde. Überdies
wurde mir ein amtliches Auto zur Verfügung gestellt und ein genaues Programm
ausgearbeitet über alles, was ich besichtigen müsse. Ich sah:
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