haus. Ich stelle es mir sehr schön vor, bescheidene, anständige Häuser zu bauen, die den Frauen
helfen Kraft und Zeit zu sparen.
Aber natürlich sind es nicht nur diese idealen Gründe, die mich bestimmt haben, mich diesem
Studium zu widmen. Ich gedenke damit vor allem meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Aber
ebenso wichtig ist es mir eine Arbeit zu haben, die man gut ausführen kann, wenn man sich nur
rechte Mühe gibt. Ich glaube nämlich, daß Genies aus-
genommen, der Architekt ein guter Handwerker zu sein
hat; so einer möchte ich gerne werden.
Ich sprach zuerst von meinem Studium, weil mich
dieses am allermeisten interessiert und den größten
Teil meiner Zeit in Anspruch nimmt. Das ist mir da-
durch möglich, daß ich nicht genötigt bin, wie die
meisten meiner Altersgenossen Geld zu verdienen. Ich
lebe im Hause meiner Eltern, was ich höchst angenehm
finde, weil ich mich mit ihnen gut verstehe.
Meine freie Zeit verbringe ich mit wenig aber guten
Freunden, mit denen ich hauptsächlich ins Konzert gehe.
Orchester- und Kammermusik ziehen wir der Oper vor.
Sport betreibe ich aus Liebe zur Natur, nicht aus Sport.
Mit Universitätspolitik beschäftige ich mich garnicht.
Meine Eltern stammen aus Deutschland. Ich bin in Wien
geboren und erzogen, war als Austauschkind in Däne-
mark und auf einer Ferienreise in England ; daher mag es
kommen, daß mir übertriebenes Nationalgefühl als eine
Beschränktheit vorkommt, von der ich mich fernzu-
halten wünsche.
Wir leben in einer vielleicht interessanten, aber für
junge Menschen schrecklichen Zeit. So garnichts Festes ist da, woran man sich halten könnte.
Je schlimmer aber die Zeit ist, desto höheren Wert haben die Dinge, die der Mensch erschaffen
hat. Man sieht vollendete Bauwerke, und vielsagende Bilder, man hört herrliche Musik, man liest
schöne Bücher, man ißt einen wunderbaren Apfel; man macht weite Wege zu Fuß und fühlt mit
jedem Atemzug, daß man lebt. Das alles kann einem niemand nehmen.
Nach dem Abitur
Von Dicky Vlielander Hein (Den Haag)
Ich finde es sehr schön ein junges Mädchen zu
sein. Und ich möchte auch in keiner anderen Zeit
leben, als gerade jetzt. Man kann sich doch herrlich
in seinen Kleidern bewegen und sie sind daher nicht
häßlich. Wir brauchen uns auch nicht mehr zu ge-
nieren, wie sich das früher so gehörte, denn wir wissen,
daß nichts unanständig ist, wobei man nichts Ver-
kehrtes denkt. Wir brauchen uns nicht würdig zu be-
nehmen um einen guten Eindruck zu machen und
uns über schwerwiegende Probleme zu unterhalten,
damit man uns für klug hält. Viele Menschen, z. B.
Beamten sind viel menschlicher geworden. Man
braucht keine Angst zu haben, sondern sie unterhalten
sich mit uns und helfen uns sogar, wenn wir etwas
falsch gemacht haben. Daß sind doch alles große Er-
leichterungen. Und wenn man dann noch die Schule
grade hinter sich hat, hat man das Gefühl die ganze
Welt stünde offen. Man muß sich nur eine möglichst
angenehme Aufgabe suchen. Vorläufig studiere ich
Biologie, das andere wird sich finden.
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