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Galerie Flechtheim [Contr.]
Der Querschnitt — 12.1932

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Schwab, Friedrich: Teleplasma, eine mysteriöse Substanz
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https://doi.org/10.11588/diglit.73728#1261
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grafiert, daher kleiner). Man sieht, oben hat sich eine kopfartige Bildung ergeben, beider-
seitig arm-ähnliche Andeutungen. Das ist der Vorgang einer Phantombildung, wie ihn
schon der berühmte Petersburger Forscher Aksakow im vorigen Jahrhundert in seinem
bekannten Werk geschildert hat.
Die Skeptiker, die oft keine Skeptiker sind, sondern nur Gegner, wollen
mit Albernheiten nun solche doch bereits sichergestellten Tatsachen fort-
disputieren: das Medium hätte eine Puppe mitgebracht, oder es hänge ihm ein
Gazestreifen aus dem Munde heraus, oder es verberge einen winzig kleinen zu-
sammengefalteten Chiffonfetzen in einer Nußschale, der während der Sitzung
ausgebreitet wird. Wer selbst experimentiert und die Sache kennt, der muß nur
lachen über die Leichtgläubigkeit solcher Skeptiker. Kritik ist notwendig, man
muß aber auch kritisch gegen seine eigenen Vorurteile sein.
Figur 5 ist eine Aufnahme, die vorgenommen wurde in dem Moment, als das Tele-
plasma auf meiner Hand produziert wurde. Anwesend waren ein Professor, ein Oberarzt
und ein Ingenieur. Die Masse fühlte sich kühl an, obwohl sie gerade eben ganz schnell aus
dem Munde herausschoß, war außerordentlich leicht und sammelte sich allmählich wie
ein Schneeball auf meiner Hand an. Als ich die Hand zusammendrückte, fühlte ich noch
einen leichten Widerstand, aber beim Nachsehen war die ganze Masse in meiner Hand
verschwunden.
Nachzuahmen ist das Teleplasma nicht. Ich möchte den Artisten sehen, der mir
ein Stück Teleplasma in die Hand gibt! Und ich möchte dieses Teleplasma dann
untersuchen! Schon die Nachahmung der Struktur allein gelang nicht bei einem
Experiment, das vor einiger Zeit als Gegenversuch zu den Phänomenen eines
Mediums veranstaltet wurde.
Figur 6 zeigt links ein Medium mit echtem Teleplasma (man beachte die immer in
der gleichen Weise geartete bizarre und ungeordnete Struktur). Rechts die Aufnahme
eines Artisten von Rang, der das Teleplasma in derselben Lage, Situation, Fesselung in
einer regelrechten okkulten Sitzung nachahmt. Man sieht das plumpe Herunterhängen
des in den Mund gesteckten Gazestreifens, dessen Webefaser sogar (auf dem Original)
ganz deutlich zu erkennen ist.
Die Schwindelfrage ist ungemein wichtig, und man ist selbstredend verpflichtet,
sich bei einem so wichtigen und umwälzenden Gebiet jeder Debatte zur Verfügung
zu stellen. Hier sei nur eines noch erwähnt. Angenommen Betrug! Aber wie soll
man es erklären, daß sämtliche Medien das gleiche Teleplasma produzieren, das
immer dieselbe Eigenschaft zeigt, das denselben Gesetzen unterworfen ist?
Medien, die nie einander kannten, wir sehen darunter einfache Bauernmädchen,
die nie ein Buch gelesen haben. Sie müßten einen über die ganze Welt verbreiteten
Verein bilden, der ein Geheimnis hütet. Sie sollten etwas können, was geschickten
Artisten nicht gelingt, wobei sogar die Klügsten versagen?!
Die Erforschung des Teleplasmas führt die Menschheit höchstwahrscheinlich
zu ungeahnten Resultaten. Ist es nicht eine Geisterwelt, ein Jenseits, das durch
diese seltsame lebendige, ja beseelte Stofflichkeit zu uns hereinragt, wozu diese die
Brücke bildet, so werden wir gewiß im Diesseits ebenso Wichtiges, wenn nicht
Wichtigeres, damit ergründen können, vielleicht das Rätsel vom Ursprung des
Lebens. Wir mögen vielleicht finden, daß nicht nur die Medien Teleplasma
erzeugen, sondern daß in allem Lebendigen Teleplasma als unsichtbares form-
bildendes Lebensferment arbeitet, ja daß es schließlich in jeder Zelle enthalten ist,
ihr Form, Wachstum und Leben gibt.

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