Frieden zu sichern, das Pfund zu stützen, den Menschen Vertrauen auf die Zu-
kunft einzuflößen, das Gleichgewicht der Geister zu erhalten; alles Aufgaben,
neben denen die Lärmfrage ihnen gering erscheint . ..
Glauben Sie ihnen nicht, Herr Präsident! Der Lärm ist eine der stärksten
Manifestationen unserer Zivilisation geworden. Ordnung in diesen Lärm hinein-
zubringen, bedeutet, sich mit den Symptomen und Ursachen des Übels befassen,
heißt Beruhigung der Leidenschaften, Verminderung der Reibung, Beilegung
von Streitigkeiten, bedeutet das Geschenk der freien Kräfte-Entfaltung aller
Intelligenzen, garantiert einen gutgeölten Mechanismus der Arbeit und schließ-
lich die Erhellung jener Atmosphäre, in der die großen Ideen wachsen. Auch die
großen Ideen der Politik! Diese Atmosphäre wird dem Spiel der wertvollsten
menschlichen Fähigkeiten von Tag zu Tag ungünstiger. Früher wurde der Lärm
nur von Zeit zu Zeit und in vernünftigen Dosen dem Volk gestattet: da war
ein Nationalfeiertag, zwei Tage für Ostern, zwei für Pfingsten, hier und da einer
für den Empfang ausländischer Fürstlichkeiten. Den Rest der Zeit verbrachte
man in einer Stille, die selbst primitiven Menschen die Voraussetzung zu klaren
Gedanken schuf. Heute hat die Lärm-Orgie kein Ende. Wenn keine Abhilfe
geschaffen wird, ist zu befürchten, daß die Menschheit ernstlich vergiftet wird,
und allmählich — vom Lärm betrunken — die Gabe zu denken, zu reden, sich
auszudrücken verliert. Die Ärzte werden unruhig. Wie denn auch anders!
Menschliche Kreaturen, die in einer weniger turbulenten Epoche noch verwendbar
gewesen wären, zeigen nun Merkmale der Schizophrenie, der Verblödung und
der Degeneration.
In Erwartung des sozialen Kommunismus werden wir Opfer eines anderen
Übels: des Lärm-Kommunismus. Das Privat-Eigentum schien bis dato gegen
diebische Angriffe geschützt zu sein. Der Besitzer eines Stücks Erde, einer
Parzelle im Raum, ist nicht mehr Eigentümer der Stille in diesem Raum. Der
Durchbruch einer Umfassung ist straflos, denn der Lärm macht vor Gittern
und Zäunen nicht halt. Das Gesetz, das dem Bürger untersagt, seinen Mist auf
dem Nachbargrundstück abzuladen, hindert ihn nicht, diesen Raum zu über-
schwemmen mit exkrementeller Musik, von mechanischen Apparaten hin-
gekotzt. Nur Milliardäre, Besitzer ungeheurer Territorien, können sich zu einer
wahren Erholung zurückziehen. Der gewöhnliche Sterbliche lebt ständig unter
dem Trommelfeuer dieser Maschinen. Eine blinde Wut, von der man leider nicht
sagen kann, daß sie taub ist, erfüllt die Herzen der Resigniertesten, der Liberalsten.
Weiß Gott, es ist überflüssig, Herr Präsident, in meinem Brief, den ich kurz
halten will, alle jene Lärm-Ursachen aufzuzählen, die darin wetteifern, krank-
hafte Nervosität, melancholische Unruhe zu schaffen. Ich werde mir daher nur
erlauben, auf jene vermeidbaren Geräusche einzugehen, die unter dem Namen
„Mechanische Musik" im Begriff sind, das Volk, dessen Heil in Ihren Händen
liegt, zu vergiften.
Solange Musik das Resultat menschlicher Tätigkeit war, unterlag sie den
natürlichen Grenzen des Atems, der Kraft, des Vergnügens und des Interesses.
Heute, wo unbeseelte Apparate Musik ä discretion liefern, wird unser Bedürfnis
nach Sammlung und Ruhe auf eine harte Probe gestellt. Zwischen den Besitzern
dieser Maschinen ist ein Wettstreit ausgebrochen, der sich — weiß Gott! — nicht
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kunft einzuflößen, das Gleichgewicht der Geister zu erhalten; alles Aufgaben,
neben denen die Lärmfrage ihnen gering erscheint . ..
Glauben Sie ihnen nicht, Herr Präsident! Der Lärm ist eine der stärksten
Manifestationen unserer Zivilisation geworden. Ordnung in diesen Lärm hinein-
zubringen, bedeutet, sich mit den Symptomen und Ursachen des Übels befassen,
heißt Beruhigung der Leidenschaften, Verminderung der Reibung, Beilegung
von Streitigkeiten, bedeutet das Geschenk der freien Kräfte-Entfaltung aller
Intelligenzen, garantiert einen gutgeölten Mechanismus der Arbeit und schließ-
lich die Erhellung jener Atmosphäre, in der die großen Ideen wachsen. Auch die
großen Ideen der Politik! Diese Atmosphäre wird dem Spiel der wertvollsten
menschlichen Fähigkeiten von Tag zu Tag ungünstiger. Früher wurde der Lärm
nur von Zeit zu Zeit und in vernünftigen Dosen dem Volk gestattet: da war
ein Nationalfeiertag, zwei Tage für Ostern, zwei für Pfingsten, hier und da einer
für den Empfang ausländischer Fürstlichkeiten. Den Rest der Zeit verbrachte
man in einer Stille, die selbst primitiven Menschen die Voraussetzung zu klaren
Gedanken schuf. Heute hat die Lärm-Orgie kein Ende. Wenn keine Abhilfe
geschaffen wird, ist zu befürchten, daß die Menschheit ernstlich vergiftet wird,
und allmählich — vom Lärm betrunken — die Gabe zu denken, zu reden, sich
auszudrücken verliert. Die Ärzte werden unruhig. Wie denn auch anders!
Menschliche Kreaturen, die in einer weniger turbulenten Epoche noch verwendbar
gewesen wären, zeigen nun Merkmale der Schizophrenie, der Verblödung und
der Degeneration.
In Erwartung des sozialen Kommunismus werden wir Opfer eines anderen
Übels: des Lärm-Kommunismus. Das Privat-Eigentum schien bis dato gegen
diebische Angriffe geschützt zu sein. Der Besitzer eines Stücks Erde, einer
Parzelle im Raum, ist nicht mehr Eigentümer der Stille in diesem Raum. Der
Durchbruch einer Umfassung ist straflos, denn der Lärm macht vor Gittern
und Zäunen nicht halt. Das Gesetz, das dem Bürger untersagt, seinen Mist auf
dem Nachbargrundstück abzuladen, hindert ihn nicht, diesen Raum zu über-
schwemmen mit exkrementeller Musik, von mechanischen Apparaten hin-
gekotzt. Nur Milliardäre, Besitzer ungeheurer Territorien, können sich zu einer
wahren Erholung zurückziehen. Der gewöhnliche Sterbliche lebt ständig unter
dem Trommelfeuer dieser Maschinen. Eine blinde Wut, von der man leider nicht
sagen kann, daß sie taub ist, erfüllt die Herzen der Resigniertesten, der Liberalsten.
Weiß Gott, es ist überflüssig, Herr Präsident, in meinem Brief, den ich kurz
halten will, alle jene Lärm-Ursachen aufzuzählen, die darin wetteifern, krank-
hafte Nervosität, melancholische Unruhe zu schaffen. Ich werde mir daher nur
erlauben, auf jene vermeidbaren Geräusche einzugehen, die unter dem Namen
„Mechanische Musik" im Begriff sind, das Volk, dessen Heil in Ihren Händen
liegt, zu vergiften.
Solange Musik das Resultat menschlicher Tätigkeit war, unterlag sie den
natürlichen Grenzen des Atems, der Kraft, des Vergnügens und des Interesses.
Heute, wo unbeseelte Apparate Musik ä discretion liefern, wird unser Bedürfnis
nach Sammlung und Ruhe auf eine harte Probe gestellt. Zwischen den Besitzern
dieser Maschinen ist ein Wettstreit ausgebrochen, der sich — weiß Gott! — nicht
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