tenor werden wollte, für sei-
nen Landsmann Sullivan ein,
der seit kurzem an der Pariser
Oper engagiert ist. Er singt
dort den Tell, und nur den
Tell. Aber J. J. hat bei keiner
der bisher zwanzig Auffüh-
rungen gefehlt. J. J. bestellt
bei allen seinen Bekannten
Artikel über Sullivan,während
er kalt und feindlich jeden
Versuch zurückweist, eigene
Arbeiten aus der Hand zu
geben.
Wenn Tuohy da ist, malt
er immer ein Mitglied der
Familie. J. J. hat sich von
keinem andern Maler porträ-
tieren lassen. Die Bilder seines
Vaters und seiner Mutter, von
Tuohy, sind seine einzigen
Heiligtümer. Wenn Padraic
Colum in Paris ist, verbringen
die beiden Freunde lange Max Hauschild Der Autor
innige Abende zusammen.
J. J. ist abergläubisch, glaubt an die Gesetze der Daten, an das Schicksal der
Worte. Von Stephens erzählt er, er sei in derselben Stadt zur selben Stunde des-
selben Tages geboren, und sie haben auch denselben Namen: James.
Aus Solidarität und Liebe hat er vor kurzem einen Sechszeiler des Lyrikers in
sechs Sprachen übersetzt: ins Englische, Französische, Deutsche, Italienische,
Norwegische und Lateinische.
Wir haben die ganz besondere Freude, die deutsche Übertragung des genialen
Sprachvirtuosen hier zum erstenmal zu veröffentlichen:
Der Wind stand auf, ließ los einen Schrei,
Pfiff ffl/ den Fingern schrill dabei.
Wirbelte dürres Laub durch den Wald,
Und hämmerte Aste mit Riesengewalt.
, Zu Tod! heult er. Zu Tod und Mord!
Und meint es ernst: „Ein Wind ein Wort!"
Wenn J. J. abends nicht in die Oper geht, läßt er das Grammophon laufen,
— aber um Russisch zu lernen. Es sei denn, daß Giorgio wieder zu laut übt,
oder Lucia mit ihren Freundinnen einen Rumba tanzt, oder Madame J. gähnend
bemerkt: ,,Es ist schon zehn. Wir müssen schlafen gehen!"
Und der als der aggressivste, ironischste, bitterste Schriftsteller, als Pornograph
gebrandmarkte, als Revolutionär verschrieene, von der Zensur vieler Länder
verbotene James Joyce geht schlafen.
493
nen Landsmann Sullivan ein,
der seit kurzem an der Pariser
Oper engagiert ist. Er singt
dort den Tell, und nur den
Tell. Aber J. J. hat bei keiner
der bisher zwanzig Auffüh-
rungen gefehlt. J. J. bestellt
bei allen seinen Bekannten
Artikel über Sullivan,während
er kalt und feindlich jeden
Versuch zurückweist, eigene
Arbeiten aus der Hand zu
geben.
Wenn Tuohy da ist, malt
er immer ein Mitglied der
Familie. J. J. hat sich von
keinem andern Maler porträ-
tieren lassen. Die Bilder seines
Vaters und seiner Mutter, von
Tuohy, sind seine einzigen
Heiligtümer. Wenn Padraic
Colum in Paris ist, verbringen
die beiden Freunde lange Max Hauschild Der Autor
innige Abende zusammen.
J. J. ist abergläubisch, glaubt an die Gesetze der Daten, an das Schicksal der
Worte. Von Stephens erzählt er, er sei in derselben Stadt zur selben Stunde des-
selben Tages geboren, und sie haben auch denselben Namen: James.
Aus Solidarität und Liebe hat er vor kurzem einen Sechszeiler des Lyrikers in
sechs Sprachen übersetzt: ins Englische, Französische, Deutsche, Italienische,
Norwegische und Lateinische.
Wir haben die ganz besondere Freude, die deutsche Übertragung des genialen
Sprachvirtuosen hier zum erstenmal zu veröffentlichen:
Der Wind stand auf, ließ los einen Schrei,
Pfiff ffl/ den Fingern schrill dabei.
Wirbelte dürres Laub durch den Wald,
Und hämmerte Aste mit Riesengewalt.
, Zu Tod! heult er. Zu Tod und Mord!
Und meint es ernst: „Ein Wind ein Wort!"
Wenn J. J. abends nicht in die Oper geht, läßt er das Grammophon laufen,
— aber um Russisch zu lernen. Es sei denn, daß Giorgio wieder zu laut übt,
oder Lucia mit ihren Freundinnen einen Rumba tanzt, oder Madame J. gähnend
bemerkt: ,,Es ist schon zehn. Wir müssen schlafen gehen!"
Und der als der aggressivste, ironischste, bitterste Schriftsteller, als Pornograph
gebrandmarkte, als Revolutionär verschrieene, von der Zensur vieler Länder
verbotene James Joyce geht schlafen.
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