ihre persönliche Unantastbarkeit nicht erörtern, daß sie aber durch Geburt und
Stellung zu den Besitzenden gehören, wird niemand bestreiten.
Hat also unter solchen Umständen der Kommunismus bei uns irgendwelche Aus-
sichten ? Zunächst fehlt in Amerika durchaus das „Klassenbewußtsein". Ein solches
findet sich nur gelegentlich in Niedergangszeiten oder eben bei den Kommunisten;
für gewöhnlich aber vergißt das Volk über seinen beliebten Tagesunterhaltungen,
Kino, Radio und Autobus-Ausflug, rasch und leicht seine größeren Sorgen. Man
nehme dazu die bewußte Tendenz des Besitzes, die Arbeiterschaft in Hunderte von
Fach-Organisationen zu spalten, mit ganz oberflächlichen Zielen, die Hundert-
tausende von Arbeitern beschäftigen. Und auch noch die immer wiederholte Ein-
hämmerung, durch die Presse, die Illustrierte, das Radio, das Kino, durch Schlag-
worte und Tatsachen, die beweisen sollen, wie vollkommen der Zustand der Mensch-
heit unter der Herrschaft des Kapitalismus ist.
Man sieht also: das alles ist nicht so leicht zu beseitigen. Kein Schimmer der wirk-
lichen Lage erhellt für gewöhnlich diese politische Nacht. Die Massen sind fast
durchwegs närrisch, beschäftigt mit Fußball, mit Baseball, und zu allem bereit,
wovon schon die Rede war. Man unterhalte sich einmal in voller Ruhe und Überein-
stimmung mit irgendeiner Gruppe, die irgendwo Schlange steht. Alles ist in Ordnung,
solange nicht jemand das Wort Kommunist vorbringt. Dann werden sie sogleich alle,
wie sie da anstehen, aus der Reihe treten und den Kommunisten „verfolgen". Denn
der Durchschnittsamerikaner ist so verbohrt und verschlossen gegen jeden unge-
wohnten Gedankengang, daß schon der bloße Begriff des Kommunismus, das Wort
allein, allen seinen Erwägungen ein Ende bereitet. Es bedeutet für ihn Untergang,
Sünde und Hölle, Verlust der Stellung, allgemeinen Umsturz, Verzweiflung und
jedes erdenkliche Übel.
Die alte sozialistische Partei der U. S. A., voreinst streitbar und sogar mächtig
in einzelnen Gebieten der Staaten, ist seit langem gespalten und kraftlos geworden.
Nach dem Willen der Scharfmacher aber würde auch jedes Grundrecht der Ver-
fassung verloren gehen, ebenso wie die Unverletzlichkeit des Privatlebens. Denn
nach ihnen soll das Justizministerium gar besondere Mittel erhalten zur Durchfüh-
rung eines Geheimdienstes über Namen, Persönlichkeit und Tätigkeit aller Radikalen
im Lande! Eine schwarze Liste also, zunächst der Sozialisten, aber dann auch aller
Denkenden überhaupt. Schon im verflossenen Jahr wurden dreimal mehr politische
Prozesse vor den amerikanischen Gerichtshöfen verhandelt als zuvor, und dreiviertel
von ihnen waren gegen Kommunisten gerichtet. Ich kenne Dutzende von Fällen
aus Kalifornien, Pennsylvanien und sonst woher, wo Gefängnisstrafen von zwei bis
zu vierzig Jahren ausgesprochen wurden gegen Leute, in deren Besitz kommunisti-
sche Schriften gefunden wurden, oder welche Versammlungen abgehalten hatten,
in denen keinerlei Gewalttaten vorgefallen waren.
Unsere Leute denken eben, es wäre unmöglich, einen Kommunisten im Kongreß
zu haben. Aber in Europa gibt es doch auch Kommunisten in Parlamenten und
in autonomen Verwaltungsämtern. Haben denn diese Leute mit anderen Dingen zu
tun, als in unseren Verwaltungen, und sind ihre Abgeordneten nicht auch Teil einer
Legislative? Würden denn bei uns ihre Gesetze oder Gesetzesanträge anders be-
handelt werden müssen als die der jetzigen Kongreßmitglieder? Nach meiner
Meinung ist die Verschiedenheit der Auffassung — in der gelegentlichen Zusammen-
arbeit mit mehreren Parteien wie etwa in England, Deutschland und Frankreich —
nur von Nutzen. Ich behaupte: Das Ziel der Kommunisten ist das einer vollen
Volksherrschaft, also einer bestimmten Regierungsform, nicht aber einer bloßen
Zerstörung. Über diese Dinge zu diskutieren, ist gewiß verfassungsmäßig und darüber
hinaus noch im politischen, im soziologischen und in jedem anderen Sinn — gesund.
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Stellung zu den Besitzenden gehören, wird niemand bestreiten.
Hat also unter solchen Umständen der Kommunismus bei uns irgendwelche Aus-
sichten ? Zunächst fehlt in Amerika durchaus das „Klassenbewußtsein". Ein solches
findet sich nur gelegentlich in Niedergangszeiten oder eben bei den Kommunisten;
für gewöhnlich aber vergißt das Volk über seinen beliebten Tagesunterhaltungen,
Kino, Radio und Autobus-Ausflug, rasch und leicht seine größeren Sorgen. Man
nehme dazu die bewußte Tendenz des Besitzes, die Arbeiterschaft in Hunderte von
Fach-Organisationen zu spalten, mit ganz oberflächlichen Zielen, die Hundert-
tausende von Arbeitern beschäftigen. Und auch noch die immer wiederholte Ein-
hämmerung, durch die Presse, die Illustrierte, das Radio, das Kino, durch Schlag-
worte und Tatsachen, die beweisen sollen, wie vollkommen der Zustand der Mensch-
heit unter der Herrschaft des Kapitalismus ist.
Man sieht also: das alles ist nicht so leicht zu beseitigen. Kein Schimmer der wirk-
lichen Lage erhellt für gewöhnlich diese politische Nacht. Die Massen sind fast
durchwegs närrisch, beschäftigt mit Fußball, mit Baseball, und zu allem bereit,
wovon schon die Rede war. Man unterhalte sich einmal in voller Ruhe und Überein-
stimmung mit irgendeiner Gruppe, die irgendwo Schlange steht. Alles ist in Ordnung,
solange nicht jemand das Wort Kommunist vorbringt. Dann werden sie sogleich alle,
wie sie da anstehen, aus der Reihe treten und den Kommunisten „verfolgen". Denn
der Durchschnittsamerikaner ist so verbohrt und verschlossen gegen jeden unge-
wohnten Gedankengang, daß schon der bloße Begriff des Kommunismus, das Wort
allein, allen seinen Erwägungen ein Ende bereitet. Es bedeutet für ihn Untergang,
Sünde und Hölle, Verlust der Stellung, allgemeinen Umsturz, Verzweiflung und
jedes erdenkliche Übel.
Die alte sozialistische Partei der U. S. A., voreinst streitbar und sogar mächtig
in einzelnen Gebieten der Staaten, ist seit langem gespalten und kraftlos geworden.
Nach dem Willen der Scharfmacher aber würde auch jedes Grundrecht der Ver-
fassung verloren gehen, ebenso wie die Unverletzlichkeit des Privatlebens. Denn
nach ihnen soll das Justizministerium gar besondere Mittel erhalten zur Durchfüh-
rung eines Geheimdienstes über Namen, Persönlichkeit und Tätigkeit aller Radikalen
im Lande! Eine schwarze Liste also, zunächst der Sozialisten, aber dann auch aller
Denkenden überhaupt. Schon im verflossenen Jahr wurden dreimal mehr politische
Prozesse vor den amerikanischen Gerichtshöfen verhandelt als zuvor, und dreiviertel
von ihnen waren gegen Kommunisten gerichtet. Ich kenne Dutzende von Fällen
aus Kalifornien, Pennsylvanien und sonst woher, wo Gefängnisstrafen von zwei bis
zu vierzig Jahren ausgesprochen wurden gegen Leute, in deren Besitz kommunisti-
sche Schriften gefunden wurden, oder welche Versammlungen abgehalten hatten,
in denen keinerlei Gewalttaten vorgefallen waren.
Unsere Leute denken eben, es wäre unmöglich, einen Kommunisten im Kongreß
zu haben. Aber in Europa gibt es doch auch Kommunisten in Parlamenten und
in autonomen Verwaltungsämtern. Haben denn diese Leute mit anderen Dingen zu
tun, als in unseren Verwaltungen, und sind ihre Abgeordneten nicht auch Teil einer
Legislative? Würden denn bei uns ihre Gesetze oder Gesetzesanträge anders be-
handelt werden müssen als die der jetzigen Kongreßmitglieder? Nach meiner
Meinung ist die Verschiedenheit der Auffassung — in der gelegentlichen Zusammen-
arbeit mit mehreren Parteien wie etwa in England, Deutschland und Frankreich —
nur von Nutzen. Ich behaupte: Das Ziel der Kommunisten ist das einer vollen
Volksherrschaft, also einer bestimmten Regierungsform, nicht aber einer bloßen
Zerstörung. Über diese Dinge zu diskutieren, ist gewiß verfassungsmäßig und darüber
hinaus noch im politischen, im soziologischen und in jedem anderen Sinn — gesund.
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