sammenhang nur seine Landschaften. Mit ihnen verdiente er sich hohen Ruhm und große
Anerkennung in Venedig, ebenso wie in seiner Heimat115.
In seinen Landschaften tritt viel stärker als bei Fiammingo das niederländische Element
hervor. Während dieser vor allem Phantasie-Landschaften malt, hält sich sein jüngerer
Landsmann im allgemeinen mehr an das Vorbild der Natur, er malt viele «Portraitland-
schaften»; Ridolfi erwähnt unter seinen Werken eine ganze Reihe von «vedute und pro-
spettiue»: eine Darstellung des Brandes des Dogenpalastes, einer Festlichkeit mit der Aus-
fahrt des Bucintoro, ein Bild «co’spettacoli di alcuni fuochi fatti in Firenze per occasione
di nozze», Ansichten vom Gardasee, das Tal der Piave, «umgeben von zahlreichen Bergen
und Felsen mit Wasserfällen». Über den Unterschied der beiden flämischen Maler sagt der
venezianische Künstlerbiograph: Fiammingo «preualeua nelle cose vicine»; Lodovico da-
gegen «leistete Hervorragendes in Fernsichten, indem er das Auge mit den Reizen der Luft,
in der orangegelbe und rötliche Wolken verstreut sind, mit dem Emporkommen der Mor-
genröte, mit dem Erscheinen der Sonne befriedigte, indem er Regengüsse, Wirbelwinde und
Unwetter darstellte. Auch malte er angenehme Hügel, Berge, Felsen, Laub und Tiere»116.
Es ist möglich, daß Toeput und Fiammingo zeitweise zusammen gearbeitet haben; dafür
spricht ein signiertes Bild Toeputs in Kirchheim, das zu gleicher Zeit wie die Werke Fiam-
mingos in den Besitz des Freiherrn Hans Fugger kam und das auch in den Maßen mit diesen
übereinstimmt. Peltzer hat zuerst auf dieses Bild aufmerksam gemacht117. Er beschreibt es
mit folgenden Worten: «Das Thema der fast drei Meter breiten Landschaft ist der Turmbau
zu Babel. Die sehr impressionistische, von Tintoretto inspirierte Malweise, die grünlich-
braune Gesamthaltung entspricht der Art Paolos. Hier finden wir nun jene Schilderung von
Naturvorgängen, die Ridolfi als eine Neuerung erkannte und rühmte. Über dem Gebirge
geht die Sonne auf und sendet ihre Strahlen über eine weite Meeresbucht mit ihren Land-
zungen, Städten und Schiffen. Ein gewaltiger Luftraum, in dem nicht bloß hier und da ein-
zelne Wolken hängen, sondern der von einheitlichem atmosphärischem Leben erfüllt ist,
wird mit malerischen Mitteln wiedergegeben. Demgegenüber geht Toeput im Vordergrund
bekanntere Wege. Der Kulissenaufbau, die Betonung der Mittelachse des Bildes durch den
in die Wolken ragenden Turm, der Überreichtum an Detail wie überhaupt schon die Wahl
dieses bereits den Miniaturmalern geläufigen Motivs offenbart den echten Niederländer, der
seine Lust am Mikrokosmos der Natur noch nicht zugunsten der einheitlichen Wirkung
unterdrücken kann.»
Bald scheint sich aber Toeput ganz von Fiammingo getrennt zu haben und seine eigenen
Wege gegangen zu sein. Er malt Ruinen und Gartenlandschaften mit vornehmen Gesell-
schaften und daneben auch kleine «Landschäftlein», die besonders beliebt waren und die uns
hier in diesem Zusammenhänge vor allem interessieren. Ein solches kleines Landschaftsbild
ist die Hochgebirgslandschaft mit dem Sturz des Phaeton im Kestner-Museum in Hannover
(Abb. 9). Der Aufbau des Bildes ist den Landschaften derMechelner Schule, etwa des Lukas
van Valckenborch (Abb. 8), sehr verwandt. Während aber hier alle Teile einzeln für sich
gesehen sind und in hartem Licht gegeneinander abgesetzt im Bilde stehen, ist dort alles durch
eine sehr malerische Behandlung verbunden und zusammengefügt. Hierin spricht sich die
Schulung an den Werken der Venezianer aus. Es sind eine Fülle von atmosphärischen Er-
scheinungen dargestellt; vor allem ist die große Menge der Luft berücksichtigt, die zwischen
dem ganz nahe gesehenen Vordergrund und den in weiter Ferne erscheinenden Bergen, die
in den Wolken verschwimmen, liegt. Dadurch werden, ganz abgesehen von der gesteigerten
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51
Anerkennung in Venedig, ebenso wie in seiner Heimat115.
In seinen Landschaften tritt viel stärker als bei Fiammingo das niederländische Element
hervor. Während dieser vor allem Phantasie-Landschaften malt, hält sich sein jüngerer
Landsmann im allgemeinen mehr an das Vorbild der Natur, er malt viele «Portraitland-
schaften»; Ridolfi erwähnt unter seinen Werken eine ganze Reihe von «vedute und pro-
spettiue»: eine Darstellung des Brandes des Dogenpalastes, einer Festlichkeit mit der Aus-
fahrt des Bucintoro, ein Bild «co’spettacoli di alcuni fuochi fatti in Firenze per occasione
di nozze», Ansichten vom Gardasee, das Tal der Piave, «umgeben von zahlreichen Bergen
und Felsen mit Wasserfällen». Über den Unterschied der beiden flämischen Maler sagt der
venezianische Künstlerbiograph: Fiammingo «preualeua nelle cose vicine»; Lodovico da-
gegen «leistete Hervorragendes in Fernsichten, indem er das Auge mit den Reizen der Luft,
in der orangegelbe und rötliche Wolken verstreut sind, mit dem Emporkommen der Mor-
genröte, mit dem Erscheinen der Sonne befriedigte, indem er Regengüsse, Wirbelwinde und
Unwetter darstellte. Auch malte er angenehme Hügel, Berge, Felsen, Laub und Tiere»116.
Es ist möglich, daß Toeput und Fiammingo zeitweise zusammen gearbeitet haben; dafür
spricht ein signiertes Bild Toeputs in Kirchheim, das zu gleicher Zeit wie die Werke Fiam-
mingos in den Besitz des Freiherrn Hans Fugger kam und das auch in den Maßen mit diesen
übereinstimmt. Peltzer hat zuerst auf dieses Bild aufmerksam gemacht117. Er beschreibt es
mit folgenden Worten: «Das Thema der fast drei Meter breiten Landschaft ist der Turmbau
zu Babel. Die sehr impressionistische, von Tintoretto inspirierte Malweise, die grünlich-
braune Gesamthaltung entspricht der Art Paolos. Hier finden wir nun jene Schilderung von
Naturvorgängen, die Ridolfi als eine Neuerung erkannte und rühmte. Über dem Gebirge
geht die Sonne auf und sendet ihre Strahlen über eine weite Meeresbucht mit ihren Land-
zungen, Städten und Schiffen. Ein gewaltiger Luftraum, in dem nicht bloß hier und da ein-
zelne Wolken hängen, sondern der von einheitlichem atmosphärischem Leben erfüllt ist,
wird mit malerischen Mitteln wiedergegeben. Demgegenüber geht Toeput im Vordergrund
bekanntere Wege. Der Kulissenaufbau, die Betonung der Mittelachse des Bildes durch den
in die Wolken ragenden Turm, der Überreichtum an Detail wie überhaupt schon die Wahl
dieses bereits den Miniaturmalern geläufigen Motivs offenbart den echten Niederländer, der
seine Lust am Mikrokosmos der Natur noch nicht zugunsten der einheitlichen Wirkung
unterdrücken kann.»
Bald scheint sich aber Toeput ganz von Fiammingo getrennt zu haben und seine eigenen
Wege gegangen zu sein. Er malt Ruinen und Gartenlandschaften mit vornehmen Gesell-
schaften und daneben auch kleine «Landschäftlein», die besonders beliebt waren und die uns
hier in diesem Zusammenhänge vor allem interessieren. Ein solches kleines Landschaftsbild
ist die Hochgebirgslandschaft mit dem Sturz des Phaeton im Kestner-Museum in Hannover
(Abb. 9). Der Aufbau des Bildes ist den Landschaften derMechelner Schule, etwa des Lukas
van Valckenborch (Abb. 8), sehr verwandt. Während aber hier alle Teile einzeln für sich
gesehen sind und in hartem Licht gegeneinander abgesetzt im Bilde stehen, ist dort alles durch
eine sehr malerische Behandlung verbunden und zusammengefügt. Hierin spricht sich die
Schulung an den Werken der Venezianer aus. Es sind eine Fülle von atmosphärischen Er-
scheinungen dargestellt; vor allem ist die große Menge der Luft berücksichtigt, die zwischen
dem ganz nahe gesehenen Vordergrund und den in weiter Ferne erscheinenden Bergen, die
in den Wolken verschwimmen, liegt. Dadurch werden, ganz abgesehen von der gesteigerten
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