mit Elisabeth Gobyn. Von da ab scheint er in seiner Vaterstadt tätig gewesen zu sein. 1611
wird er Dekan der St.-Lukas-Gilde. Am 5. Februar 1635 stirbt er in Antwerpen. Ob er in
der Zwischenzeit noch einmal seine Vaterstadt verlassen hat, läßt sich mit Bestimmtheit nicht
sagen; eine zweite Italienreise scheint uns allerdings sehr wahrscheinlich.
Es ist kein datiertes WerkMompers erhalten145. Um sein Schaffen zu überblicken, müssen
wir versuchen, seine Werke nach ihrer vermutlichen Entstehungszeit zu ordnen und so ge-
wisse Gruppen von Bildern zusammenzustellen, welche die verschiedenen Stufen seiner
künstlerischen Entwicklung charakterisieren. Wir sind ganz auf stilkritische und entwick-
lungsgeschichtliche Überlegungen angewiesen. Es ist dabei natürlich ausgeschlossen, ge-
naue Datierungen der einzelnen Werke zu geben, doch kann man im Hinblick auf die allge-
meine Entwicklung und die jeweiligen Möglichkeiten der Landschaftsmalerei in den Jahren
zwischen 1580 und 1630 das zeitliche «Hintereinander» der Werke oder zumindest ein-
zelner Gruppen von Bildern, die sich enger zusammenschließen, nachweisen.
An den Anfang stellen wir die beiden Bilder: «Weg am Bergeshang »(Abb. 3 7) und «Gebirgs-
landschaft »aus Privatbesitz, die 1927 in Chemnitz ausgestellt waren146. Diese beiden Landschaf-
ten wirken sehr altertümlich, sind noch ganz in der Tradition des 16. Jahrhunderts befangen.Wir
halten sie für die frühesten unter den uns bekannten Werken Mompers, die wahrscheinlich
noch vor der Reise nach Italien entstanden sind. Beziehungen zu seinem Vater und Lehrer
Bartholomaeus de Momper lassen sich in diesen Bildern kaum nachweisen; sie scheinen viel-
mehr an den Werken Pieter Brueghels des Älteren geschult zu sein. Besonders die Landschaft
mit dem Weg am Bergeshang erinnert - sowohl in ihren Formen wie auch in der malerischen
Behandlung - an späte Werke Brueghels; wir denken hier vor allem an die Bekehrung Pauli
aus dem Jahre 1567 in Wien, von der Max Rooses gesagt hat: «Die Poesie der Farbe und die
glückliche Vereinigung von Natur und Phantasie grenzen wahrlich ans Wunderbare»147.
Unsere Annahme findet ihre Bestätigung in der Tatsache, daß sich in schwedischem Privat-
besitz eine freie Kopie dieses Bildes von Mompers Hand befindet148. Damit stellt sich Joos de
Momper in die alte Tradition, in die neben dem Romanismus herlaufende Richtung der Land-
schaftsmalerei, die wir hier in zwei Beispielen besprochen haben: Lukas van Valckenborch,
als Vertreter der älteren Generation, und Tobias Verhaeght, der zu den jüngeren flämischen
Landschaftsmalern des ausgehenden 16. Jahrhunderts gehört. Joos de Momper ist aber der
einzige Flame seiner Zeit, in dessen Landschaften etwas von der Großartigkeit und dem
künstlerischen Gehalt der Werke Pieter Brueghels lebt und selbständig weitergebildet wird.
«Wir finden bei dem großen älteren Pieter Brueghel bereits im Keime das Malerrezept de
Mompers», sagt Karl Lilienfeld149 und weist auf die malerischen Mittel hin, die sich in den
Spätwerken Brueghels vorgebildet finden, besonders auf das «pastose Betonen der Fels-
ränder». Die späteren Werke zeigen noch deutlicher, wie das, was in den frühen Bildern an-
gebahnt ist, weiterentwickelt, vervollkommnet und vertieft wird. «Merkwürdig schwer im
Braun des Vordergrundes und merkwürdig flüssig in den weißen Konturen der Felsen zeigen»
diese beiden frühen Landschaften noch «eine gewisse Unsicherheit, die auf die Jugendlich-
keit des Meisters schließen läßt»150.
Wir hatten schon gesagt, daß wir mit Bestimmtheit annehmen, daß Momper in Italien war.
Doch einen ganz anderen Charakter trägt seine Wanderung über die Alpen nach dem Süden,
als die Italienfahrten seiner Zeit- und Landesgenossen, die von den Bestrebungen des Ro-
manismus beseelt dort die Werke der römischen und venezianischen Klassiker kennenlernen
und sich an diesen bedingungslos anerkannten Vorbildern schulen wollten. Die Malerei der
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wird er Dekan der St.-Lukas-Gilde. Am 5. Februar 1635 stirbt er in Antwerpen. Ob er in
der Zwischenzeit noch einmal seine Vaterstadt verlassen hat, läßt sich mit Bestimmtheit nicht
sagen; eine zweite Italienreise scheint uns allerdings sehr wahrscheinlich.
Es ist kein datiertes WerkMompers erhalten145. Um sein Schaffen zu überblicken, müssen
wir versuchen, seine Werke nach ihrer vermutlichen Entstehungszeit zu ordnen und so ge-
wisse Gruppen von Bildern zusammenzustellen, welche die verschiedenen Stufen seiner
künstlerischen Entwicklung charakterisieren. Wir sind ganz auf stilkritische und entwick-
lungsgeschichtliche Überlegungen angewiesen. Es ist dabei natürlich ausgeschlossen, ge-
naue Datierungen der einzelnen Werke zu geben, doch kann man im Hinblick auf die allge-
meine Entwicklung und die jeweiligen Möglichkeiten der Landschaftsmalerei in den Jahren
zwischen 1580 und 1630 das zeitliche «Hintereinander» der Werke oder zumindest ein-
zelner Gruppen von Bildern, die sich enger zusammenschließen, nachweisen.
An den Anfang stellen wir die beiden Bilder: «Weg am Bergeshang »(Abb. 3 7) und «Gebirgs-
landschaft »aus Privatbesitz, die 1927 in Chemnitz ausgestellt waren146. Diese beiden Landschaf-
ten wirken sehr altertümlich, sind noch ganz in der Tradition des 16. Jahrhunderts befangen.Wir
halten sie für die frühesten unter den uns bekannten Werken Mompers, die wahrscheinlich
noch vor der Reise nach Italien entstanden sind. Beziehungen zu seinem Vater und Lehrer
Bartholomaeus de Momper lassen sich in diesen Bildern kaum nachweisen; sie scheinen viel-
mehr an den Werken Pieter Brueghels des Älteren geschult zu sein. Besonders die Landschaft
mit dem Weg am Bergeshang erinnert - sowohl in ihren Formen wie auch in der malerischen
Behandlung - an späte Werke Brueghels; wir denken hier vor allem an die Bekehrung Pauli
aus dem Jahre 1567 in Wien, von der Max Rooses gesagt hat: «Die Poesie der Farbe und die
glückliche Vereinigung von Natur und Phantasie grenzen wahrlich ans Wunderbare»147.
Unsere Annahme findet ihre Bestätigung in der Tatsache, daß sich in schwedischem Privat-
besitz eine freie Kopie dieses Bildes von Mompers Hand befindet148. Damit stellt sich Joos de
Momper in die alte Tradition, in die neben dem Romanismus herlaufende Richtung der Land-
schaftsmalerei, die wir hier in zwei Beispielen besprochen haben: Lukas van Valckenborch,
als Vertreter der älteren Generation, und Tobias Verhaeght, der zu den jüngeren flämischen
Landschaftsmalern des ausgehenden 16. Jahrhunderts gehört. Joos de Momper ist aber der
einzige Flame seiner Zeit, in dessen Landschaften etwas von der Großartigkeit und dem
künstlerischen Gehalt der Werke Pieter Brueghels lebt und selbständig weitergebildet wird.
«Wir finden bei dem großen älteren Pieter Brueghel bereits im Keime das Malerrezept de
Mompers», sagt Karl Lilienfeld149 und weist auf die malerischen Mittel hin, die sich in den
Spätwerken Brueghels vorgebildet finden, besonders auf das «pastose Betonen der Fels-
ränder». Die späteren Werke zeigen noch deutlicher, wie das, was in den frühen Bildern an-
gebahnt ist, weiterentwickelt, vervollkommnet und vertieft wird. «Merkwürdig schwer im
Braun des Vordergrundes und merkwürdig flüssig in den weißen Konturen der Felsen zeigen»
diese beiden frühen Landschaften noch «eine gewisse Unsicherheit, die auf die Jugendlich-
keit des Meisters schließen läßt»150.
Wir hatten schon gesagt, daß wir mit Bestimmtheit annehmen, daß Momper in Italien war.
Doch einen ganz anderen Charakter trägt seine Wanderung über die Alpen nach dem Süden,
als die Italienfahrten seiner Zeit- und Landesgenossen, die von den Bestrebungen des Ro-
manismus beseelt dort die Werke der römischen und venezianischen Klassiker kennenlernen
und sich an diesen bedingungslos anerkannten Vorbildern schulen wollten. Die Malerei der
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