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Rahn, Johann Rudolf
Geschichte der bildenden Künste in der Schweiz: von den ältesten Zeiten bis zum Schlusse des Mittelalters ; mit 2 Tafeln und 167 in den Text gedruckten Holzschnitten — Zürich, 1876

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https://doi.org/10.11588/diglit.29817#0430

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Viertes Kapitel.

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Fall war. Hier, so scheint es, dürfte denn auch ein Mittelpunkt dieser
Bauweise zu suchen sein, denn nicht bloss sind an dieser Stelle besonders
zahlreiche Funde gemacht worden, sondern es wird auch von einem
allerdings späteren Chronisten gemeldet,1) dass im XIII. Jahrhundert das
Kloster zum grössten Theile aus Backsteinen errichtet worden sei2) und
hinzugefügt, dass noch zu Anfang des XVI. Jahrhunderts in den das
Kloster umgebenden Wäldern Spuren von Brennöfen zu sehen waren, in
denen, wie der Berichterstatter meint, jene Backsteine verfertigt worden
seien. Möglich also, dass an dem umfangreichen, aber spurlos unter-
gegangenen Bau von S. Urban diese Technik zum ersten Male erprobt
wurde und dann in weiterer Umgebung zur Uebung gelangte, die allem
Anscheine nach bis in’s XIV. Jahrhundert fortdauerte.

VIERTES KAPITEL.

DIE GOTHISCHE ARCHITEKTUR SEIT DEM
XIV. JAHRHUNDERT.

Auf die glänzende Entwickelung, welche die Baukunst im XIII. Jahr-
hundert erreichte, folgen im XIV. schon die Vorboten einer neuen Rich-

B Die Hauptquelle ist übrigens nicht Cysat, sondern die von diesem sehr
ungenau übersetzte und 1519 in lateinischer Sprache begonnene Chronik des Abtes
Sebastian Seemann.

2) Ob die mit Wappen verzierten Backsteine aus S. Urban stammen, ist frag-
lich. Dort waren zwar im Kreuzgange die Wappen der vorzüglichsten Gutthäter
angebracht, aber es wird nicht ausdrücklich berichtet, ob sie, was wahrscheinlicher
ist, bloss gemalt, oder reliefartig dargestellt waren. Wäre Letzteres der Fall ge-
wesen, so würden allerdings die betreffenden Backsteine auf S. Urban zurück-
weisen, aber dann wäre auch ihre Entstehung kaum vor Anfang des XIV. Jahr-
hunderts zu datiren, denn aus einem im Staatsarchive Luzern befindlichen Ver-
zeichniss jener Schilde geht hervor, dass mehrere der durch jene Wappen repräsen-
tirten Geschlechter vor dieser Zeit in keiner Verbindung mit S. Urban standen.
So verhält es sich beispielsweise, wie mir mein Freund Dr. Th. v. Liebenau in
Luzern mittheilte, mit den Edlen von Thorberg und Bechburg, deren einzige be-
kannte Vergabungen an das Kloster im Jahre 1314 erfolgten. Zu der Erklärung
der auf Backsteinen vorkommenden Wappen dürfte übrigens der Nachweis be-
sonderer Beziehungen nicht einmal erforderlich sein, denn heraldische Schildereien
waren seit dem XIII. Jahrhundert ein allgemein beliebter Schmuck, den man in
Schlössern und Privathäusern so gut wie in Klöstern anzubringen pflegte und dass
wirklich auch in Burgen solche Backsteine verwendet wurden, beweisen die um
1824 in der Ruine Strassberg im Canton Bern gefundenen Stücke. (Abgebildet in
der Sammlung: Altertbümer und historische Merkwürdigkeiten der Schweiz. Bern
1823—26. Bd. I. Taf. 25.) .
 
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