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Raiser, Johann Nepomuck Franz Anton von
Der Ober-Donau-Kreis des Königreichs Bayern unter den Römern (3. Abtheilung): Die Römer-Male von den Castris Vetonianis bis Regino, dann die Linien Vallatum, Ripa Prima und Summontorium, und die Monumente und Überreste aus der Römer-Zeit zu Augsburg — Augsburg: gedruckt in der ehemaligen Rösl'schen Buchdruckerei, 1832

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https://doi.org/10.11588/diglit.55224#0084
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80

man das ausgegrabene Fragment einstweilen im ober»
Brunnen-Thurmc stehen. Seitdem ist daselbst aber
nicht weiter nachgegraben werden.
H'ks Monument.
Es ist aus der Biographie des berühmten Bau-
Meisters Elias Holl zu Augsburg bekannt, daß der-
selbe i. I. 1605 mit vieler Gefahr unter der Bar-
füßer Kirche zu Augsburg aus dem Gewölbe des dor-
tigen Lech-Canals nach dem Wunsche des damaligen
Stadt-Pflegers Welser einen antiken Stein zu
Tag gefördert habe, dessen Bilder verschieden ange-
geben werden. ")
Nach dem neuesten Taschenbuch von Augsburg
(1830 aus ». Seida'schen Materialien) S. 103 waren
auf jenem Römer - Steine „Bachanalicn" nämlich
tanzende Bachanten und Bachantinen abgebil-
det. Doch will sich auch dieses Bildes Niemand er-
innern. Cs ist daher einer künftigen Zeit Vorbehal-
ten, über fragliches Bild einmal Gewißheit zu er-
halten; traurig ist jedoch die so ost beklagte Unacht-
samkeit auf derlei in mehrfacher Beziehung interes-
santere M onnincnt e.
§. 8.
v. Monumente mit plastischen Bildern
und mit Inschriften.
I-Ites Monument. (Kpfrt. IV. U. I, und VI- A-4>.
Eines der schönsten Römer-Monumente ist das
i. I. I70Y an 5 Stücken in dem nahen großen Pfarr-
Dorfe Oberhausen io' tief unter der Erd-Oberflache
ausgegrabene Denkmal. °-) Dasselbe ist fast 15' hoch,
61) Holl selbst erzählt in seinem Lagbuche: „daß
auf diesem Steine Weinfässer abgebildet gewesen wä-
ren." (Bergl. Wagenseils biographische Skizze über
Elias Holl S. 23-25). Der erhobene Stein soll dann
an dem 1806 abgebrochenen s. g. Siegclhaus, welches
mitten in der Maximilians - Straße stand, cingemauert
worden seyn. Das Bau-Material dieses Hauses wurde
zur neuen Halle verwendet, und so könnte fraglicher
Stein in diese Halle eingemauert worden seyn. Man fand
ihn nicht mehr. Der oben (Mon 32) abgehandelte rö-
mische Wein-Wagen befand sich übrigens früher und
später fortan an seinem vorigen Standorte am Ottmars-
Gaßchen.
62) Bergl. hiezu l. c. das XXXIVte Monument
S. 53 u. f , und in 6-intia S. 69 A. 30. Dieses
schöne, und noch wohlerhaltene Monument wird jenem
berühmten zu Igel bei Trier an die Seite gesetzt. Es
stand über ein Jahrhundert lang, und aus seinen Bestand-
Lheilen, wie die Kupfertasel (IV. I.) darstellt, unrichtig
zusammengesetzt, zu Oberhausen an der Dorfs-Straße
unter freiem Himmel, dem Muthwillen der Jugend aus-
gesetzt. Im Jahre 1821 erhielt man dasselbe in das An-
tiquarium zu Augsburg. Wegen seiner Höhe mußte man,
um die Aufstellung zu bewirken, in die Liefe grab.n,

und hat ein 4/ 2" hohes Postament, worauf eine
Setzwage, das Lineal und ein St ein Hauer-
Inst rum ent abgebildct sind; hierauf folgt auf ei-
nem Sockel der 3' 3" hohe Cubus mit der Jnscrip-
tion; dann die obere, durch eine Friese geschiedene,
4'6" hohe Abtheilung dieses Cippus, wo auf der Vor-
derseite in einer Doppel-Nische in 4 ganzen Figuren
die Familie dieser Flavier abgebildet ist, nämlich
in der Mitte der Vater ll'-tus O/avi„, ki-iinawus,
ihm rechts zur Seite die Mutter TVafan-- ekem-n-
t-n--, (aus der Familie des Trajans abstammend),
dann rechts und links die beiden Söhne, nämlich ri-
tus iviartlali«, welcher dieses Monument er-
richten ließ, und dessen Bruder Dltus ch/ar--»- Ols-
mens, der nach vollbrachtem Consulate in Rom <i. I.
195 II. Ehr. , noch 24 Jahre in der Ulten italischen
Legion gedient hatte. Dieser Llcmrn- ist im Staats-
Kleide, und zum Zeichen seines in Nom begleiteten
höchsten Amtes mit einer Pergament-Nolle in jeder
Hand, - der Vater ebenfalls im langen Kleide, - der
Sohn Martial aber auf der rechten Seite in der
kurzen 'i'oga mit einem rechts herabhängendcn Gürtel,
und beide wieder mit einer Pergament-Nolle in der
Hand,- endlich die Mutter ist ebenfalls im Staats-
Kleide mit dem Mantel, und mit einem Arbeits-
Sacke in beiden Händen, abgebildet, wenn solcher nicht
die verhüllte „Lom-ra" ist. Auf der Seite rechts
scheinen nach dem verwitterten Bilde die 3 lebenden
Familien-Mitglieder über einem rauchenden Opfer-
Altar das Tobten - Opfer für die verstorbenen Familien-
Angehörigen zu vernichten; aus der linken Seite end-
lich steht isolirt wahrscheinlich die (rau des Martial
das Kistchen mit Weihrauch zum Tobten-Opfer (die
Xeei-1-s) in der Hand haltend. Hierauf folgt auf
und man steigt nunmehr auf einigen Treppen zum Po-
stamente desselben hinab. Die Vertiefung ist mit einer
Gallerie eingefaßt. Zwischen den Anfangs - Buchstaben
der Inschrift ll>. LI. ist das Bild eines brennenden Her-
zens, oder eines herabhangenden Blattes angebracht. Man
übersetzt dieses „viis Llanilius" gewöhnlich „den seligen
Manen" (—„den abgeschiedenen Seelen"), und irrt auch
nicht, wenn der darauf folgende Eigen-Raine im Genitiv
steht, wenn derselbe aber wie auf diesem Monumente im
Dativ folgt, so übersetzt man I). LI. „den Göttern deS
Schattenreichs", worunter /'Inta auch Ilir-, Ve-
fauir, llupilcr 3trgiu 5, und genannt,
„^uasl 8UMMU8 Llanium", und Z'rorenpina als die
Gotter der Unterwelt verstanden werden. Die lateinische
Inschrift dieses Monuments wird demnach übersetzt: „den
„Göttern des Schattenreichs, seinen Eltern dem Titus
„Flavius Primanus dem Vater, der Trajana Cle-
„mentina der Mutter, und dem Titus Flavius Clc-
„mens seinem Brüter, der nach vollendetem Consulate
„(in Rom) 24 Jahre in der Ulten italischen Legion diente,
„hat Titus Flavius Martial bei Lebzeiten dieses Dcnk-
„mal errichten lassen,"
 
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