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Ramboux, Johann Anton
Beiträge zur Kunstgeschichte des Mittelalters — Köln, 1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.21943#0006
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DEUTSCHLAND.

AUS DER TRIERER BIBLIOTHEK.

Carolingische Zeit. VIII. und IX. Säculuni.

L

TAFEL t. Titel eines Evangeliars, welches in der Trierer Stadtbiblio-
thek unter dem Namen Codex aureus aufbewahrt wird, und von Ada, der
Schwester Carls d. Gr., dem Kloster St. Maximin bei Trier geschenkt wurde.

Dieser Codex ist auf Pergament mit Gold-Buchstaben geschrieben und
enthält die vier Evangelien, mit den Abbildungen der vier Evangelisten und
ihrer Symbole, und mit reich verzierten Initialen.

Der Deckel des Buches, welcher als Titel des Werkes dient, ist von ver-
goldetem Metalle, mit Silber-Ornamenten, verschiedenen Steinen und Gemmen
reich geschmückt. Unter letztern zeichnet sich ein Onyx von beträchtlicher
Grösse aus, welcher nach der Meinung einiger Alterthumsforscher die Apo-
theose der Familie des Augustus auf zwei Adlern thronend darstellt.

Der Abt Otto von St. Maximin (1499) hat in der Verzierung des Aeussern
wesentliche Veränderungen vornehmen lassen, wie aus der Darstellung erhellt.

TAF. 2. Der Evangelist Lucas, eine der oben angeführten Abbildungen
der Evangelisten; diese Abbildung weicht jedoch etwas ab von dem Typus
Carolingischer Zeit, wie derselbe sich in der Bibel in St. Calisto zu Horn, wie
auch in den Metallarbeiten in dem Münsterschatze zu Aachen zeigt.

TAF. 3. Der Initial L (Liber generationü) desselben Evangeliums.

Die Ornamentik der Schrift stimmt vollkommen in ihrem Charakter mit
jener der Bibel aus der Carolingischen Zeit überein, welche im Bcnedictiner-
Kloster St. Calisto zu Rom aufbewahrt wird.

II.

Chartularium Prumicnse, welches seit dem Jahre 1820 durch die Bemühung
des auch sonst um die dortige Bibliothek hochverdienten Gymnasial-Directors
und Bibliothekars J. H. Wyttenbach ebenfalls der Trierer Stadtbibliothek
angehört.

Dieser Codex ist in verschiedenen Jahrhunderten geschrieben; der älteste
Theil ist aus dem IX. Jahrhunderte.

Von besonderer Merkwürdigkeit für die Kunstgeschichte sind die beiden
vergoldeten metallenen Deckel desselben und zwar wegen ihrer vertieften Ein-
gravirung, woraus hervorzugehen scheint, dass die Kunst, in Metall zu gravi-
ren, schon in die Zeit der Carolinger reicht, folglich der merkwürdige Kron-
leuchter, welcher in dem Octogone des Münsters in Aachen hängt und aus der
Zeit Friedrichs Barbarossa stammt, diesem Kunstdenkmale an Alter weit
nachstellt.

Diese Deckel haben auch noch das Merkwürdige, dass in dem Costüm der
Figuren die damalige Zeit charakterisirt ist. Die Tafeln 4—11 sind aus diesem
Codex entnommen.

TAF. 4. Auf der obern Seite des Deckels befindet sich eine Darstellung
des Heilandes, auf einem Throne sitzend, zu seiner Hechten steht Pipin, die
Abteikirche, ihm gegenüber Carl d. Gr., das Evangelienbuch emporhebend.
Unter diesen befinden sich vier Carolingische Könige mit der Bezeichnung:
Ludovicu» Re.r, Lotharius Re.r, Ludovicvs Rex, Karolus Reu:

TAF. 5. Aitf dem untern Deckel des Codex sind wieder in der einen
Reihe Kaiser, welche Schriftrollen und Evangelienbücher vor sich halten, dar-
gestellt; in der untern Reihe vier Könige mit denselben Attributen.

TAF. 6. Erstes Blatt des genannten Codex.

Eine Miniatur, darstellend den Papst St. Nicolaus 1. und den Kaiser Lud-
wig. Ihre Zusammenkunft fällt nach 858.

TAF. 7. Genealogie der Pipine.

TAF. 8. I

TAF. 9. f

) Stammbaum der Carolinger.
TAF. 10. (

TAF. 11. ]

III.

Ein Evangcliarium aus dem Ende des 10. Jahrhunderts, von dem Erzbi-
schof Egbertus herrührend.

Der Codex ist in Quarto und trägt die Aufschrift: Ven. Egbevtus
0. S. B. Archiepiseopus Trevir. ab anno 975—993.

TAF. 12. Auf dem Titelblatte ist der Erzbischof mit Pallium und Stab
auf einem Faldistorium sitzend dargestellt.

Zur Rechten der Benedictinermönch Kcraldus Augiensis (aus dein Kloster
Reichenau am Zürcher See), diesem gegenüber steht ein anderer Benedictiner,
beide überreichen dem Erzbischof ein Buch, dessen Sclireibet- und Maler diese
Beiden wahrscheinlich sind.

Die Einfassung des Bildes ist mit Thier-Emblemen romanisch verziert.

Dieses interessante Werk enthält Miniaturen im strengsten Style, Scenen
aus dem Leben und Leiden Christi nach den vier Evangelien darstellend. —
Es war ehedem P'igcnthuin des Stiftes St. Paulin bei Trier und wurde von dem
letzten Stiftsherrn dieser Kirche, dem verstorbenen Canonicus Gütten, auf vieles
Bitten des Stadtbibliothekars Wyttenbach im Jahre 1810 der Stadtbibliothek in
Trier Übermacht.

Aus diesem Werke entnehmen wir folgende durch edle Auffassung und
durch Gewandung sich auszeichnende Miniaturen:

TAF. 13. Der Evangelist Matthaeus an einem Pulte schreibend.

TAF. 14. Der Evangelist Marcus.

TAF. 15. Der Evangelist Lucas.

TAF. 16. Der Evangelist Johannes.

TAF. 17. Christus und der römische Hauptmann. Heilung der Mutter
Petri.

TAF. 18. Kreuzabnahme, Grablegung und Himmelfahrt Christi.

IV.

Ein Manuscript mit Miniaturen, betitelt: Regislrum bonorum monasterii
Pnaniensis in Kijlia conscriptum anno Dominicae incarnationis DCCCXCIII, re-
scriptum per Caesarium de Milendonk, exabbaiem dictae eeelesiac anno verbi mcarnaü
MCCXXI1, welches früher in der Bibliothek der Abtei Priimm sich befand,
und von dem vormaligen Abte Caesarius in Prümm, später Mönch in Helster-
bach, im Jahre 1222 an Fridericus, Abt in Prümm, in Forin eines Briefes
gesendet wurde. Abt Friedrich v. dor Leycn, auf dessen Bitte Caesarius dieses
Werkchen schrieb, war der zweite Nachfolger des Caesarius in der Abtei von
Prümm.
 
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