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Ramboux, Johann Anton
Beiträge zur Kunstgeschichte des Mittelalters — Köln, 1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.21943#0060
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TAF. 51. Dante's Grabmonument zu Kavenna, nicht weit von dem Hause
seines Freundes Guido da Polenta, wo er dessen Gastfreundschaft während
seines Exils genoss und auch im Jahre 1321 starb.

ROM, ARCHIV VON ST. PETER.

TAF. 52. Giotto war unter allen Malern seiner Zeit der berühmteste.
Die meisten Fürsten Italiens bemühten sich, Werke seiner Kunst in Wand-
malereien oder Tafelgemälden a tempera zu erlangen, oder auch kirchliche
Bücher durch ihn mit Miniaturen zieren zu lassen. So hatte ihm auch
Papst Bonifacius VIII. Chorbücher zur Ausschmückung übergeben, die aber
verloren gegangen zu sein scheinen.

Gleichwohl hat sich eine Arbeit Giotto's in dieser Kunstrichtung erhalten ;
in dem Archiv der Sacristei von St. Peter befindet sich nämlich ein Missal,
welches dieser grosse Maler im Auftrage des Cardinais Orsini 1292 mit 17
Miniaturen in Initialen, Scenen aus dem Leben des heil. Georg darstellend,
schmückte.

Die hier mitgetheilte Abbildung habe ich flüchtig, so wie es mir die Zeit
erlaubte, nach dem Originale skizzirt.

Sie stellt in dem Buchstaben E den h. Georg dar, wie er die Königs-
tochter von dem Drachen befreit, und lässt den Charakter Giotto's unzweifel-
haft erkennen.

FRANKREICH.

AVIGNON 1305- 1376.

Giotto, Avelcher damals nach seiner Vaterstadt zurückgekehrt war, erhielt,
als Clemens V. seine Residenz nach Avignon verlegte, den Ruf, dem Päpst-
lichen Hofe dahin zu folgen. Hier wurden ihm grosse Arbeiten zur Ausfüh-
rung übertragen und er soll dieselben nach Vasari im Jahre 1316 vollendet
haben.

Nachdem der Päpstliche Stuhl wieder nach Pom verlegt worden war, ver-
fiel auch nach und nach der grossartige Palast in Avignon, so dass bei den
wechselnden Zeitereignissen er zuletzt in eine Casernc verwandelt wurde.

Die in diesem Palast befindliche Capelle des h. Officiums soll von Giotto
und seinen Schülern herrühren. Diese Capelle, deren Seitenwände mit dem
Leben und Leiden Christi ausgeschmückt sind,-hat ein Kreuzgewölbe, welches
mit einzelnen Figuren verziert ist. Es haben diese Malereien aber in Folge der
Zeit durch Verstümmelungen sehr gelitten, so dass der Zusammenhang daran
schwer zu erkennen ist, indem einzelne der vorzüglichsten Köpfe aus der
Wand herausgeschlagen sind.

Die Zusammenstellung der Gegenstände dieser Capelle ist etwa, wie folgt:

I. Nach Osten ist die Kreuzigung Christi auf der Haupt-Seitenwam^
in dem Felde der Decke St. M. Magdalena und St. Johann Evang.

IL Nach Westen auf der Seitenwand: die Predigt St. Johannis und
Christus zwischen zwei Engeln. In dem obern Felde die Geburt Maria
(h. Elisabeth) und der Patriarch Zacharias am Altare.

III. Nördlich an der Seitenwand: Herodes am Tische und die Enthaup-
tung des h. Johannes; oberhalb die Taufe Christi und Propheten; darüber
Christus am Oelberg und Christus mit zwei Engeln; an der Decke St. Johann
Baptist und St. Elisabeth.

IV. Südliche Seitenwand: St. Petrvrä und Andreas in der Barke, beide
von Christus zum Apostelamt berufen; an der Decke St. Zebedaeus und
St. Anna.

ITAL

TAF. 53. Zwei Figuren aus dem Volke bei der Kreuzigung Christi,
Man sollte nach ihrer Tracht fast auf den Gedanken kommen, dieselben für
Petrarca und Laura zu halten.

Auf derselben Tafel sieht man St. Anna und St. Zebedaeus nebst zwei
Engeln; dieses Bild ist von der Decke entnommen und könnte wohl von sei-
nem Schüler Pietro Cavallini herrühren, oder auch von Simone von Siena.

In dem ehemaligen grossartigen Conclave-Saale, welcher sich in einem
andern Flügel des Palastes befindet und in zwei übereinander befindliche
Schlafsäle für das Militair verbaut wurde, findet man noch zwischen den
Hauptgurten der obern Etage einzelne nebeneinander stehende Figuren von
Propheten und Sibyllen auf die Wand gemalt, an denen aber mehr die Hand
des Pietro Cavallini und Puccio Cappana zu erkennen ist. Tafel 54 — 57 sind
diesem Saale entnommen.

TAF.

54.

Mater sc ...., Abachuch, Malachias, Micheas, Naum.

TAF.

55.

Abdias, Ezechiel, Jeremias, Ysaias, Moyses.

TAF.

56.

Daniel, Osee, Arnos, Abdia, Joliel.

TAF.

57.

/

Enoch, Job, Salomon, David, Sibylla.

TAF.

58.

Simone von Siena wurde durch S. Pandolfo Malatesta nacl

Avignon geschickt, um die Bildnisse des Petrarca und der Laura anzufertigen.

An der Vorhalle des dortigen Domes erkennt man unstreitig die Hand
dieses Meisters, in einem Bilde Marias mit dem Christuskinde. Sie ist von
zwei Engeln umgeben, welche ein Gewand als Baldachin hinter ihr ausbreiten.
Vor ihr kniet der Donator, dessen Wappen beigefügt ist.

Trotz der Unbilden der Zeit hat sich dieses Wandgemälde noch ziemlich
gut erhalten, und verdiente es wohl, durch eine ausgeführte Abbildung und
Vervielfältigung der Nachwelt erhalten zu bleiben.

TAF. 59. Giebelfeld derselben Vorhalle. Der segnende Heiland mit der
Erdkugel, umgeben von anbetenden Engeln. Dieses Feld ist weniger gut
erhalten.

1 El,

SIENA.

TAF. 00. Vasari berichtet, dass Simone nach seiner Rückkunft von
Avignon in seiner Vaterstadt Siena im Auftrage des Magistrates die Hauptwand
im Rathhaus-Saale al fresco gemalt habe. Dieses ist aber ein Irrthum, da
dieselbe Wand schon im Jahre 1287 von Ser Mino da Siena auf eine pracht-
volle Weise bemalt wurde, deren Restauration Simone nach, seiner Rückkunft
von Avignon bewerkstelligte, und zwar im Jahre 1321, gemäss einer Inschrift,
welche unterhalb des Gemäldes eingeprägt ist:

-f Salvet Virgo Senam veterem

quam signat amenam -j-

SI. Ä MAN DI. SYMONE.
■f Mille trecento quindici vol
4* Et delia avia ogni hei ßore spird . . .
-j- Et juno gia gridava imi rivollo.

TAF. 61. Das Päpstliche Schloss in Avignon nebst der anstossenden
Cathedralkirche, unter deren Vorhalle sich die beiden Fresken Nr. 58, 59 von
Simone da Siena befinden.

Dieses grossartige Schloss wurde im Anfange des vierzehnten Jahrhunderts
erbaut. Hier war über 70 Jahre der Sitz der Päpste, bis Gregor XI. den-
selben zum Frommen der ganzen Christenheit wieder nach Rom verlegte, zu
welchem grossen Ereignisse die h. Catharina von Siena durch ihr inständiges
Bitten und ihre eindringlichen Vorstellungen bei dem h. Vater in Avignon
Vieles mitgewirkt hatte.

TAF. 62. Die heil. Catharina von Siena, wie dieselbe in dem grossen
Rathhaussaale von Laurenzo Petri von Siena dargestellt ist, und ihr väterliches
Haus in dem Viertel „Rione dell' Oca", welches in ein Oratorium verwandelt
wurde. Catharina starb in Korn 1389 in einem Alter von 33 Jahren und
wurde vom Papst Pius II. im Jahre 1461 heilig gesprochen.
 
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