I
Als Raphael in Rom mit vielen und grossartigen Aufträgen beschäftigt
war, liess er auch seinen Landsmann Timoteo Viti von Urbino, als Gchiilfen
kommen. Derselbe war bei der Ausführung der Propheten und Sybillen in der
Kirche von S. Maria della Face mit thätig.
TAF. 101. Der Bilder des Timoteo sind nicht viele. Eine Tafel findet sich
in Cagli in einer Kirche; es ist eine aus verschiedenen Darstellungen zu-
sammengesetzte Composition. In dem eigenen Hause welches er in seinem Ge-
burtsorte Urbino hatte, sieht man noch ein Frescogemäldc, eine Madonna mit
dem Jesuskinde; es ist etwas flüchtig behandelt.
TAF. 102. Eine der schönsten und auso-eführtesten Tafeln des Bernardino
Finturicchio befindet sich in 8. Andreas zu Spello bei den Franziskanern. In mei-
nem Werke der Umrisse zu Veranschaulichung christlicher Kunst, kömmt das
Facsimile des Briefes vor, welchen Gentiiis Balionus Urbevetanus 1508 schrieb,
mit der Adresse: Eximo Viro pictori digniss". Magr". Bernardino Perrusino alias
el PintoricJdo nobis Car""', welchen Brief der Maler unten auf dem Gemälde ge-
nau angebracht hatte.
Diese Tafel stellt eine Madonna mit dem Christuskinde, auf einem Throne
sitzend dar, oben befinden sich zwei anbetende Engel, und unterhalb vier steh-
hende Heilige, Andreas, Ludovicus Bischof, Franziskus v. Assisi und Lauren-
tius; unten am Fusse des Bildes sitzt der kleine Johannes.
Dieses Bild ist, wie viele andere, seiner Zeit nach Paris gewandert, aber
glücklicher Weise wieder in seine Heimath zurückgekehrt, wie die oben an
demselben angebrachte Inschrift es bezeugt.
TAF. 103. Bramante, der grosse Architekt der Renaissance-Zeit ward
bei Castel Durante, im Kreise Urbino, in einem ärmlichen Bauernhause sopra
Formigniano geboren; an demselben ist noch ein Marienbild in terracotta, ober-
halb der Eingangsthiire zu sehen, der Sage nach von ihm selbst modellirt. Er-
starb zu Rom und wurde in S. Peter 1514 begraben. So wurde also der Bau-
meister des erhabensten Tempels der Welt in einer elenden Hütte geboren. Seine
Nachlassenschaft, welche auch mehrere werthvolle Tafelbilder enthielt, vermachte
er den Schwestern von S. Clara in Urbino.
TAF. 104. Ansicht des Ortes Urbania, ehedem Castel Durante, im
Kreise Urbino, woher der grosse Architekt Bramante stammt. Er nahm seinen
Landsmann Raphael in besondern Schutz und empfahl ihn dem Papste.
TAF. 105. Unter den Bildern, welche Bramante den Nonnen von S. Clara
in Urbino vermachte, findet sich eine Architektonische Tafel, gemalt von Leon
Alberti, ein vortreffliches Bild. Ferner eine Madonna mit dem segnenden Jesu-
kinde, welche nach einer auf der Rückseite befindlichen Inschrift der Mutter Ra-
phaels gehört haben soll. Die Inschrift lautet:
Rafel Santo
fu compra da isabeta da Gubio matre di Rafello Santi da Urbino fiorini
25. 1548.
Dieses Bild wird für eine Arbeit des Andrea Luigi gehalten.
TAF. 106. Frescogemälde in einer grossen Nische einer Kapelle des
Klosters von S. Fietro zu Perugia, welches für ein Werk des Andrea Luigi von
Assisi d°. L'ingcgno (so genannt wegen seines ausserordentlichen Talentes) ge-
halten wird, und so schön ausgeführt und colorirt ist, als wenn dasselbe
erst jetzt vollendet wäre.
Nach Vasari soll dieser Maler beim Frescomalen in frühen Jahren er-
blindet sein, als er in der Kapelle des Papstes Sixtus IV. zu Rom malte,
welcher Papst auch für seinen Lebensunterhalt bis zu seinem Ende im 86.
Jahre sorgte.
Er arbeitete auch unter seinem Lehrer Perugino im Cambio zu Perugia.
TAF. 107. Zu den ersten Schülern Perugino's gehörte Giovanni Spag-
nuolo, genannt lo Spagna, welcher nach dem Tode seines Lehrers nach Spoleto
zog und sich dort niederliess. Er verfertigte dort und in anderen Orten Um-
briens viele Werke.
In der Franziskanerkirche zu Assisi ist in der Kapelle der heil. Catharina
eine schöne Tafel von ihm, welche er für den Card. Egidio Spagnuolo verfer-
tigte: Maria mit dem segnenden Jesuskinde, und mehrere Heiligen zu beiden
Seiten; unten steht die Jahreszahl: A. D. 1516. XV. Juli.
TAF. 108. Gianniccola Manni Perugino, Schüler des Pietro, malte in
der Kapelle des Cambio zu Perugia mit noch andern Schülern des Vannucci,
und ebenfalls in S. Francesco und S. Domenico.
In S. Martino al Versajo befindet sich auch ein al fresco von ihm, Maria
mit dem Christuskinde, den h. Johannes Ev. und den h. Laurentius darstellend.
Es gehört in das Jahr 1518. Seine Arbeiten fallen zwischen 1490 und 1540.
TAF. 109. Eusebio Sangiorgio, Schüler des Pietro, 1478 in Perugia ge-
boren, Freund des Gianniccola. Von ihm sind wenige Werke mehr übrig. Man
kennt eine Altartafel von ihm, die er für die Kapelle des Hauses Oddi in S.
Augustino zu Perugia 1478 — 1550 malte; dieselbe stellt die Anbetung der
Könige vor. Dieser Gegenstand ist verschiedenartig von ihm behandelt in S.
Pietro zu Perugia. Er starb gegen das Jahr 1550.
TAF. 110. Domenico di Paris Alfäni war ein Mitschüler von Raphael
und wie dieser, in dem Jahre 1483 geboren.
Eine Tafel von Domenico findet sich bei den Carmelitern zu Perugia; er
hat dieselbe, wie man angibt, nach einer Zeichnung Raphaels vollendet.
TAF. 111. Orazio di Paris Alfani, Bruder des Domenico, geboren 1494
in Perugia, blieb in der Richtung seines Lehrers bis zu dessen Tod, nachher
wurde er ein Nachahmer Raphaels, welchen er in Rom studirte. Nach seiner
Vaterstadt zurückgekehrt, arbeitete er an mehrern ihm aufgetragenen Wer-
ken, sowohl für Private, wie auch für Kirchen. Unter anderm malte er
eine Anbetung bei der Krippe, in der Kirche S. Francesco bei den Patres
Conventuales. Oberhalb des Bildes befindet sich ein Aufsatz, welcher von an-
derer Hand zu sein scheint, Man gibt'an, dass derselbe zu der Grablegung
Christi gehöre, welche Raphael für die Kapelle der Baglioni in S. Bernardino
neben S. Francesco zu Perugia malte. Diese Grablegung befindet sich gegenwärtig
in der Galerie Borghese zu Rom. Alfani starb in einem Alter von etwa 70
Jahren im J. 1556 als- der letzte Schüler des Vannucci unter den Künstlern
von Perugia.
TAF. 112. Tiberio von Assissi hat allenthalben in Umbrien gemalt. Von
ihm sieht man Werke in Assisi, in Madonna agli Angioli, ein Wandgemälde
in Montefalco mit der Jahreszahl 1510. Zwei Meilen ausserhalb der Porta. S.
Pietro zu Perugia sieht man eine Macstä, die Anbetung an der Krippe
darstellend, mit der Unterschrift: 1518 Tiberius d. Assisio.
TAF. 113. Sinibaldus Jbi Perusinus, ebenfalls der Umbrischen Schule an-
gehörend, malte eine Tafel in einer Kapelle im Dome zu Gubbio: Maria auf
einem Throne sitzend, das auf ihrem Schoosse liegende Christuskind anbetend;
zu beiden Seiten der heil. Ubaldus und der heil. Sebastianus, oben zwei an-
betende Engel, mit der Inschrift:
Hieronymus Bentivolus P. P°. P°L°; ET, Madalene Sororis sue Sinibaldus
Perusinus, Pinsit hoc opus sexto Kalendas Odobris.
Taf. 114. Francesco Melanzi, der Umbrischen Schule angehörend. Das
vorzüglichste Werk dieses Meisters befindet sich als Altarblatt bei den Nonnen
zu Montefalco gegenüber S. Jlluminata. Es stellt Maria auf einem Throne sit-
zend dar, mit dem Christuskihde auf ihrem Schoosse, umgeben von einem mu-
sicirenden Engelchor. Neben dem Throne befinden sich die Heiligen: Leonardus,
Johann Bapt., Johann Evang. und Rochus. Unterhalb die Heiligen: Barbara, An-
tonius von Padua, Hieronymus, Franziskus von Assisi, Ludovicus von Tou-
louse und Clara; mit der Unterschrift:
Franciscus . Melanzi . Monte . Falco . Pinxit . Anno . Domini . Millcssimo .
Quingentessimo . JJecimo Quiuto . Die . Septima . Septembris.
TAF. 115. Raffacllino del Colle, Schüler von Raphael, arbeitete zu Gub-
bio in S. Peter und in der Dominicanerkirche al fresco, in lezterer eine Maria
mit dem Christuskinde auf ihrem Schoosse, von musicirenden und oben schwe-
benden Engeln umgeben, welche Maria krönen. Unten steht:
SOCIETAS LOJJBARDORUM. EUGUBII DEGEN'SSIUM SUIS PECUNIIS.
F. C. M. D. LVH
RAFAELLE DAL COLLE DA BORGO SANSEPOLCRO, SCOLARO DI GIULIO ROM.
TAF. 116. In dem Geburtshause Raphaels in Urbino befand sich ein
Wandgemälde in dem untern Hofraume, eine Madonna mit dem schlafenden
Christuskinde vorstellend; da dasselbe der Feuchtigkeit wegen herabgenommen
werden musste, so liess man es in dem Zimmer oben, wo Raphael geboren war,
in die Wand ein. Man hat dieses Bild immer für eine Jugendarbeit RaphaeTg
gehalten, welches jedoch zu bezweifeln sein möchte, es müsste denn angenommen
werden, dass es durch Retouchirungen viel von seiner Originalität eingebüsst hätte.
„Meines Erachtens möchte man dasselbe eher für einen Filippo Lippi halten."
Das Haus hat nach und nach durch den Uebergang an verschiedene Fa -
milien viele Veränderungen erlitten; indem es vom Hause Albini an jenes von
Boni und Foschi überging.
TAF. 117. In einer Kirche in Urbania (früher Castell Durante genannt)
in dem Condato Urbino, sind die Propheten und Sybillen al fresco rings he-
rum in Nischen angebracht ; es wird dies als eine Arbeit des Raffaello dal
Borgo S. Sepolro bezeichnet. Ob derselbe ein Schüler von Raphael war, ist
zu bezweifeln. Diese Malereien sind mittelmässig. Auf der vorliegenden Tafel
ist der Prophet Baruch dargestellt.
TAF. 118. Giov. Franc0. Penni detto il Fattore, Maler von Florenz, Schüler
von Raphael und sein Geschäftsführer, weshalb er auch den Beinamen il
Fattore erhielt.
Es befindet sich eine Tafel oberhalb der Eingangsthiire der Sacristei bei
den Franziskanern al Monte bei Perugia: Maria mit dem Christuskinde auf ihrem
Schoosse von zwei oberhalb schwebenden Engeln gekrönt, zu beiden Seiten
knieen der heil. Jacobus und der heil. Franziskus von Assisi.
Diese Tafel hält man für ein Werk des Penni. Er starb in Neapel im
40. Jahre.
Als Raphael in Rom mit vielen und grossartigen Aufträgen beschäftigt
war, liess er auch seinen Landsmann Timoteo Viti von Urbino, als Gchiilfen
kommen. Derselbe war bei der Ausführung der Propheten und Sybillen in der
Kirche von S. Maria della Face mit thätig.
TAF. 101. Der Bilder des Timoteo sind nicht viele. Eine Tafel findet sich
in Cagli in einer Kirche; es ist eine aus verschiedenen Darstellungen zu-
sammengesetzte Composition. In dem eigenen Hause welches er in seinem Ge-
burtsorte Urbino hatte, sieht man noch ein Frescogemäldc, eine Madonna mit
dem Jesuskinde; es ist etwas flüchtig behandelt.
TAF. 102. Eine der schönsten und auso-eführtesten Tafeln des Bernardino
Finturicchio befindet sich in 8. Andreas zu Spello bei den Franziskanern. In mei-
nem Werke der Umrisse zu Veranschaulichung christlicher Kunst, kömmt das
Facsimile des Briefes vor, welchen Gentiiis Balionus Urbevetanus 1508 schrieb,
mit der Adresse: Eximo Viro pictori digniss". Magr". Bernardino Perrusino alias
el PintoricJdo nobis Car""', welchen Brief der Maler unten auf dem Gemälde ge-
nau angebracht hatte.
Diese Tafel stellt eine Madonna mit dem Christuskinde, auf einem Throne
sitzend dar, oben befinden sich zwei anbetende Engel, und unterhalb vier steh-
hende Heilige, Andreas, Ludovicus Bischof, Franziskus v. Assisi und Lauren-
tius; unten am Fusse des Bildes sitzt der kleine Johannes.
Dieses Bild ist, wie viele andere, seiner Zeit nach Paris gewandert, aber
glücklicher Weise wieder in seine Heimath zurückgekehrt, wie die oben an
demselben angebrachte Inschrift es bezeugt.
TAF. 103. Bramante, der grosse Architekt der Renaissance-Zeit ward
bei Castel Durante, im Kreise Urbino, in einem ärmlichen Bauernhause sopra
Formigniano geboren; an demselben ist noch ein Marienbild in terracotta, ober-
halb der Eingangsthiire zu sehen, der Sage nach von ihm selbst modellirt. Er-
starb zu Rom und wurde in S. Peter 1514 begraben. So wurde also der Bau-
meister des erhabensten Tempels der Welt in einer elenden Hütte geboren. Seine
Nachlassenschaft, welche auch mehrere werthvolle Tafelbilder enthielt, vermachte
er den Schwestern von S. Clara in Urbino.
TAF. 104. Ansicht des Ortes Urbania, ehedem Castel Durante, im
Kreise Urbino, woher der grosse Architekt Bramante stammt. Er nahm seinen
Landsmann Raphael in besondern Schutz und empfahl ihn dem Papste.
TAF. 105. Unter den Bildern, welche Bramante den Nonnen von S. Clara
in Urbino vermachte, findet sich eine Architektonische Tafel, gemalt von Leon
Alberti, ein vortreffliches Bild. Ferner eine Madonna mit dem segnenden Jesu-
kinde, welche nach einer auf der Rückseite befindlichen Inschrift der Mutter Ra-
phaels gehört haben soll. Die Inschrift lautet:
Rafel Santo
fu compra da isabeta da Gubio matre di Rafello Santi da Urbino fiorini
25. 1548.
Dieses Bild wird für eine Arbeit des Andrea Luigi gehalten.
TAF. 106. Frescogemälde in einer grossen Nische einer Kapelle des
Klosters von S. Fietro zu Perugia, welches für ein Werk des Andrea Luigi von
Assisi d°. L'ingcgno (so genannt wegen seines ausserordentlichen Talentes) ge-
halten wird, und so schön ausgeführt und colorirt ist, als wenn dasselbe
erst jetzt vollendet wäre.
Nach Vasari soll dieser Maler beim Frescomalen in frühen Jahren er-
blindet sein, als er in der Kapelle des Papstes Sixtus IV. zu Rom malte,
welcher Papst auch für seinen Lebensunterhalt bis zu seinem Ende im 86.
Jahre sorgte.
Er arbeitete auch unter seinem Lehrer Perugino im Cambio zu Perugia.
TAF. 107. Zu den ersten Schülern Perugino's gehörte Giovanni Spag-
nuolo, genannt lo Spagna, welcher nach dem Tode seines Lehrers nach Spoleto
zog und sich dort niederliess. Er verfertigte dort und in anderen Orten Um-
briens viele Werke.
In der Franziskanerkirche zu Assisi ist in der Kapelle der heil. Catharina
eine schöne Tafel von ihm, welche er für den Card. Egidio Spagnuolo verfer-
tigte: Maria mit dem segnenden Jesuskinde, und mehrere Heiligen zu beiden
Seiten; unten steht die Jahreszahl: A. D. 1516. XV. Juli.
TAF. 108. Gianniccola Manni Perugino, Schüler des Pietro, malte in
der Kapelle des Cambio zu Perugia mit noch andern Schülern des Vannucci,
und ebenfalls in S. Francesco und S. Domenico.
In S. Martino al Versajo befindet sich auch ein al fresco von ihm, Maria
mit dem Christuskinde, den h. Johannes Ev. und den h. Laurentius darstellend.
Es gehört in das Jahr 1518. Seine Arbeiten fallen zwischen 1490 und 1540.
TAF. 109. Eusebio Sangiorgio, Schüler des Pietro, 1478 in Perugia ge-
boren, Freund des Gianniccola. Von ihm sind wenige Werke mehr übrig. Man
kennt eine Altartafel von ihm, die er für die Kapelle des Hauses Oddi in S.
Augustino zu Perugia 1478 — 1550 malte; dieselbe stellt die Anbetung der
Könige vor. Dieser Gegenstand ist verschiedenartig von ihm behandelt in S.
Pietro zu Perugia. Er starb gegen das Jahr 1550.
TAF. 110. Domenico di Paris Alfäni war ein Mitschüler von Raphael
und wie dieser, in dem Jahre 1483 geboren.
Eine Tafel von Domenico findet sich bei den Carmelitern zu Perugia; er
hat dieselbe, wie man angibt, nach einer Zeichnung Raphaels vollendet.
TAF. 111. Orazio di Paris Alfani, Bruder des Domenico, geboren 1494
in Perugia, blieb in der Richtung seines Lehrers bis zu dessen Tod, nachher
wurde er ein Nachahmer Raphaels, welchen er in Rom studirte. Nach seiner
Vaterstadt zurückgekehrt, arbeitete er an mehrern ihm aufgetragenen Wer-
ken, sowohl für Private, wie auch für Kirchen. Unter anderm malte er
eine Anbetung bei der Krippe, in der Kirche S. Francesco bei den Patres
Conventuales. Oberhalb des Bildes befindet sich ein Aufsatz, welcher von an-
derer Hand zu sein scheint, Man gibt'an, dass derselbe zu der Grablegung
Christi gehöre, welche Raphael für die Kapelle der Baglioni in S. Bernardino
neben S. Francesco zu Perugia malte. Diese Grablegung befindet sich gegenwärtig
in der Galerie Borghese zu Rom. Alfani starb in einem Alter von etwa 70
Jahren im J. 1556 als- der letzte Schüler des Vannucci unter den Künstlern
von Perugia.
TAF. 112. Tiberio von Assissi hat allenthalben in Umbrien gemalt. Von
ihm sieht man Werke in Assisi, in Madonna agli Angioli, ein Wandgemälde
in Montefalco mit der Jahreszahl 1510. Zwei Meilen ausserhalb der Porta. S.
Pietro zu Perugia sieht man eine Macstä, die Anbetung an der Krippe
darstellend, mit der Unterschrift: 1518 Tiberius d. Assisio.
TAF. 113. Sinibaldus Jbi Perusinus, ebenfalls der Umbrischen Schule an-
gehörend, malte eine Tafel in einer Kapelle im Dome zu Gubbio: Maria auf
einem Throne sitzend, das auf ihrem Schoosse liegende Christuskind anbetend;
zu beiden Seiten der heil. Ubaldus und der heil. Sebastianus, oben zwei an-
betende Engel, mit der Inschrift:
Hieronymus Bentivolus P. P°. P°L°; ET, Madalene Sororis sue Sinibaldus
Perusinus, Pinsit hoc opus sexto Kalendas Odobris.
Taf. 114. Francesco Melanzi, der Umbrischen Schule angehörend. Das
vorzüglichste Werk dieses Meisters befindet sich als Altarblatt bei den Nonnen
zu Montefalco gegenüber S. Jlluminata. Es stellt Maria auf einem Throne sit-
zend dar, mit dem Christuskihde auf ihrem Schoosse, umgeben von einem mu-
sicirenden Engelchor. Neben dem Throne befinden sich die Heiligen: Leonardus,
Johann Bapt., Johann Evang. und Rochus. Unterhalb die Heiligen: Barbara, An-
tonius von Padua, Hieronymus, Franziskus von Assisi, Ludovicus von Tou-
louse und Clara; mit der Unterschrift:
Franciscus . Melanzi . Monte . Falco . Pinxit . Anno . Domini . Millcssimo .
Quingentessimo . JJecimo Quiuto . Die . Septima . Septembris.
TAF. 115. Raffacllino del Colle, Schüler von Raphael, arbeitete zu Gub-
bio in S. Peter und in der Dominicanerkirche al fresco, in lezterer eine Maria
mit dem Christuskinde auf ihrem Schoosse, von musicirenden und oben schwe-
benden Engeln umgeben, welche Maria krönen. Unten steht:
SOCIETAS LOJJBARDORUM. EUGUBII DEGEN'SSIUM SUIS PECUNIIS.
F. C. M. D. LVH
RAFAELLE DAL COLLE DA BORGO SANSEPOLCRO, SCOLARO DI GIULIO ROM.
TAF. 116. In dem Geburtshause Raphaels in Urbino befand sich ein
Wandgemälde in dem untern Hofraume, eine Madonna mit dem schlafenden
Christuskinde vorstellend; da dasselbe der Feuchtigkeit wegen herabgenommen
werden musste, so liess man es in dem Zimmer oben, wo Raphael geboren war,
in die Wand ein. Man hat dieses Bild immer für eine Jugendarbeit RaphaeTg
gehalten, welches jedoch zu bezweifeln sein möchte, es müsste denn angenommen
werden, dass es durch Retouchirungen viel von seiner Originalität eingebüsst hätte.
„Meines Erachtens möchte man dasselbe eher für einen Filippo Lippi halten."
Das Haus hat nach und nach durch den Uebergang an verschiedene Fa -
milien viele Veränderungen erlitten; indem es vom Hause Albini an jenes von
Boni und Foschi überging.
TAF. 117. In einer Kirche in Urbania (früher Castell Durante genannt)
in dem Condato Urbino, sind die Propheten und Sybillen al fresco rings he-
rum in Nischen angebracht ; es wird dies als eine Arbeit des Raffaello dal
Borgo S. Sepolro bezeichnet. Ob derselbe ein Schüler von Raphael war, ist
zu bezweifeln. Diese Malereien sind mittelmässig. Auf der vorliegenden Tafel
ist der Prophet Baruch dargestellt.
TAF. 118. Giov. Franc0. Penni detto il Fattore, Maler von Florenz, Schüler
von Raphael und sein Geschäftsführer, weshalb er auch den Beinamen il
Fattore erhielt.
Es befindet sich eine Tafel oberhalb der Eingangsthiire der Sacristei bei
den Franziskanern al Monte bei Perugia: Maria mit dem Christuskinde auf ihrem
Schoosse von zwei oberhalb schwebenden Engeln gekrönt, zu beiden Seiten
knieen der heil. Jacobus und der heil. Franziskus von Assisi.
Diese Tafel hält man für ein Werk des Penni. Er starb in Neapel im
40. Jahre.